Sind Atheisten Menschen?

Das ist eine komplizierte grammatikalische Frage!

Z.B. in den OÖ. Nachrichten. Weil dort kann es sein, dass ein Gelegenheitsschreiber in einem christlichen Nachruf nur diejenigen Menschen als Menschen sieht, die sich im Wege der Religion dafür qualifiziert hätten:


Was dazu führen kann, dass ein Leser sich zum Tier degradiert sieht und deswegen eine Lesermail an die OÖN schickt:


Was zuerst einmal in den OÖNachrichten niemanden bewegt, aber dann kommt eine Woche später doch noch was, in der Samstagskolumne "Leserdialog" wird am 26.4.2014 folgender Text abgedruckt:


Die Degradierung zum Tier erfolgte also bloß wegen eines grammatikalischen Missgriffes, das Wort "und" war falsch! Denn der Satz konnte so verstanden werden, dass nur beide Phänomene zusammen den Menschen machen und nicht auch wahlweise nur das eine oder andere. Dass diese beiden "Phänomene" sozusagen zur Wahl stünden, man also an Religion und/oder Kunst und Kultur interessiert sein kann, um sich vom Tier zu unterscheiden. Aber hätte der Satz dann nicht lauten müssen, "der Mensch hat die Möglichkeit, sein Leben durch Religion, Kunst und Kultur zu bereichern, das unterscheidet ihn vom Tier"? Und was wäre zum Beispiel ein Mathematiker, der weder an Kunst, noch an Religion interessiert ist? Ein Tier, weil er sein Leben bloß naturwissenschaftlich bereichert? Und ein Bauarbeiter, der nicht in die Kirche oder ins Theater geht und keine Bücher liest, würde den Weg zum Menschen auch nicht schaffen. Die Menschenwelt wäre voller Viecher.

Der Heiligenschnitzer Meinrad Mayrhofer aus Pram sieht sein Menschsein nur über Religion und Kunst bzw. Kultur definierbar, die ÖON gestehen ein, dass es auch eine Menschsein-Definition mit Kunst bzw. Kultur ohne Religion gibt, Erwin P. meint dazu, dass sich dank der Evolution das Menschsein schon bei der Geburt definiert - noch ganz ohne aufrechten Gang, Sprache, Religion, Kunst, Kultur, Wissenschaft usw. Niemand wird als Christ, Muslim, Buddhist, Atheist, Journalist, Holzschnitzer, Pensionist, Mathematiker, Bauarbeiter oder Rindvieh geboren. Manches wird dem Menschen schon als Kind zugeordnet, manches sucht, erwirbt und erreicht er selber, als manches tritt er in Erscheinung...

PS zum Bier im Gilgamesch-Epos:
Dort wird ein wildes zottiges Wesen namens Enkidu geschildert, der übers Brotessen und Biertrinken informiert wird und dadurch zum Menschen mutiert: "Enkidu aß das Brot, bis er satt war. Er trank das Bier, sieben Krüge voll. Da entspannte sich sein Inneres und er ward heiter. Sein Herz frohlockte und sein Angesicht strahlte. Er wusch sich den zottigen Leib mit Wasser, salbte sich mit Öl - und ward ein Mensch." Und je nach Stand hatte jeder Sumerer täglich Anspruch auf zwei bis fünf Kannen Bier.