Indoktrinierung wirkt

 Publiziert am 6. 8. 2014 von Wilfried Müller auf www.wissenbloggt

Kinder fallen auf Märchen rein, auch auf religiöse. Das ist das Ergebnis von zwei Studien, über die Cognitive Science berichtete (Bild: Nemo, pixabay).
Der Artikel heißt Judgments About Fact and Fiction by Children From Religious and Nonreligious Backgrounds, und es geht darum, wie 5- bis 6-jährige Kinder Fakten und Fiktionen unterscheiden.

Dabei zeigte sich, dass die Urteilsfähigkeit stark vom Auslieferungsgrad an die Religion abhängt. Wenn die Kinder Kirchgänger oder Besucher eines konfessionellen Kindergartens waren, fielen sie viel leichter auf vorgegaukelte Personen herein. Kinder, die der Religion nicht ausgesetzt waren, konnten viel realistischere Urteile abgeben. Das Ganze wurde mit und ohne Hinblick auf Wunder und Magie gecheckt, und in beiden Fällen konnten die säkular aufgezogenen Kinder die Fiktion als  Täuschung erkennen. Als Ergebnis wird ein starker Einfluss der Religion auf das kindliche Unterscheidungsvermögen konstatiert: Wer auf die religiösen Märchen reinfällt, fällt auch auf normale Märchen rein.

Die Frankfurter Allgemeine Zeitung verarbeitet das zu dem Artikel Studie – Wer an Gott glaubt, glaubt auch an Aschenputtel (5.8.).: Kinder können sehr gut zwischen Fakten und Fiktionen unterschieden, wenn sie eine Geschichte hören. Aber nur, wenn sie nicht religiös erzogen werden, wie eine neue Studie herausfand.

Die Testgeschichten gingen zum Beispiel so: „David musste eines Tages gegen ein Monster kämpfen, das eine Rüstung trug. David hatte keine Rüstung, darum  betete er und fragte Gott um Hilfe. Dann warf David einen Stein nach dem Monster, und Gott gab dem Stein so große Kraft, dass er das Monster tötete. So gewann David den Kampf!“

Alternativ dazu wurde ein religionsfreies Märchen erzählt, in dem David einen magischen Stein fand und damit das Monster tötete. Die dritte, realistische, Version der Geschichte erzählte von einem David, der gegen einen großen Mann mit schwerer Rüstung kämpfen musste. Durch Nachdenken und Beobachtung kam er dahinter, wo die Schwachstelle in der Rüstung des Gegners lag, so dass er in besiegen konnte.

Die Frage an die Kinder lautete dann, ob sie die Protagonisten für reale oder fiktive Personen hielten. Das Ergebnis fiel sehr unterschiedlich aus. Wer nicht religiös erzogen wurde, konnte die fantastischen Geschichten als Fiktion einschätzen. Religiös indoktrinierte Kinder hielten sogar Personen aus religiösen Geschichten für real.

Und das bei 84% Religionszugehörigkeit der amerikanischen Familien. 84% der amerikanischen Kinder werden mit hoher Wahrscheinlichkeit auf konfessionelle Schulen geschickt und in Gottesdienste. In Deutschland sind es nach Zahlen vom Bundesfamilienministerium etwa 50%, die ihre Kinder zum Religionsunterricht schicken möchten, und 52% wollen den Kindern den Gottesglauben eintrichtern.

Der Indoktrinierungserfolg ist unabhängig davon, ob die Kinder durch die Familie oder die Schule irregeleitet werden (wahrscheinlich auch durch die Medien, wb). Ein bemerkenswerter Artikel, der das bestätigt, was man ohnehin befürchtete. Kinder werden schon durch Indoktrinierung missbraucht, siehe auch Im Kindergottesdienst. Erst seelischer, dann sexueller Missbrauch).

Das Fazit kann man ziehen, dass sich jede Anstrengung im Kampf gegen Religionsunterricht und gottbesoffene TV-Sendungen lohnt. Es ist Missbrauch, den Kindern die Urteilsfähigkeit zu beschneiden. Vielleicht lässt sich aufgrund der Studien eine Klage gegen die Indoktrinierung machen.

Jedes Kind hat das Recht auf Aufklärung und auf ein realistisches Weltbild.