Versinkende Pyramiden, ein kippendes Empire State Building
und der zumindest teilweise Einsturz des Kolosseums in Rom gehörten für
2014 zu den Lieblingsprognosen des kanadischen Mediums Nikki Pezaro. Während
diese ein besonderes Faible für die Zerstörung weltweit bekannter
Gebäude hatte, blieben ihre Kollegen hierzulande mehr bei den klassischen
Prognosethemen und sagten Katastrophen aller Art voraus.
Die aktuelle Auswertung
der Voraussagen von Hellsehern, Wahrsagern und Astrologen durch die Gesellschaft
zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften (GWUP) zeigte auch
für 2014 das gewohnte Bild: Wahrsager entpuppen sich als Wahrversager,
und auch der astrologische Blick in die Sterne liefert keine Informationen über
die Zukunft.
"Einen wirklich aufsehenerregenden Prognosetreffer habe ich
noch nie gefunden", so der Mainzer Mathematiker Michael Kunkel, der seit
Jahren diese Prognosen sammelt und auswertet und dem es insbesondere die skurrilen
Voraussagen angetan haben. Als Beispiele nennt er den Gorilla, der seinen Pfleger
aufessen sollte (Nikki Pezaro) oder die telepathische Übertragung von Krankheiten
(LaMont Hamilton). Meist wurden aber doch nur die üblichen Katastrophen
- also Erdbeben, Vulkanausbrüche, Überschwemmungen, Terrorangriffe
- vorausgesagt, und wie immer waren die Formulierungen so schwammig, dass sie
sich einer ernsthaften Überprüfung von vornherein entzogen.
Ein Beispiel
lieferte der österreichische Astrologe Rainer Bardel, der für die
Karwoche Anfang April eine "Prüfung für die Menschheit"
erwartete und mit "Erdbeben, Kriegsauseinandersetzungen und sogar Anschlägen"
rechnete. Völlig im Katastrophenwahn gefangen waren die Deuter der Verse
des Renaissance-Dichters Nostradamus. Von "giftigem Schnee im Juli",
einer darauffolgenden Hungersnot und der Ermordung der "päpstlichen
Familie" raunt ein entsprechender Text in Allgeiers Astrologischem Jahrbuch;
gemäß einer einschlägigen Webseite sollte 2014 "unausweichlich
der dritte Weltkrieg beginnen", und Manfred Dimde fantasierte sich aus
den kryptischen Vierzeilern für seinem alljährlichen Nostradamus-Almanach
Chemiewaffenangriffe auf England und den Einsatz diverser Atomwaffen zusammen.
Glücklicherweise erwies sich die für den 1. Juni angedrohte zerstörerische
Säurewolke aus dem All als seit Jahren durch das Internet geisterndes Hirngespinst,
und die auf den 22. Februar terminierte Wikinger-Apokalypse "Ragnarök"
als Werbegag eines britischen Museums.
Auch die von esoterischen Prognostikern
vorhergesagten Finanz- und Börsenkatastrophen blieben 2014 aus. Laut der
österreichischen Wahrsagerin Rosalinde Haller sollte der Euro 70-80% an
Wert verlieren, der Schweizer Franken immerhin noch 30-40%. Ihre Kollegin Christiane
Durer sah nach der Europawahl Enteignungsgesetze auf Deutschland und Österreich
zukommen und die Astrologin Hildegard Leiding wollte in den Sternen wirtschaftliche
Depression und Hyperinflation erkannt haben.
Für Kunkel sind solche Prognosen
schlicht lächerlich, und er fügt hinzu: "Ja, die Wirtschaftsweisen
liegen auch fast jedes Jahr daneben, aber bei denen moniert man schon eine Abweichung
von 0,5 Prozent beim Wirtschaftswachstum als katastrophale Fehlprognose. Dagegen
haben die Astrologen und Hellseher außer Angstmache überhaupt nichts
zu bieten."Ganz anders sieht das - wie üblich - bei den aus der Regenbogenpresse
beliebten Promiprognosen aus. Da für so ziemlich jedes Promipaar die Trennung,
für alle Promisingles eine neue Liebe oder gar eine Hochzeit, und für
Jungverheiratete aus Königshäusern immer Schwangerschaft und Kindersegen
prophezeit wird, gab es 2014 hier auch Treffer zu verzeichnen. So ist Kate,
die Gattin des Britenprinzen William, tatsächlich zum zweiten Mal schwanger
(unter anderem vorhergesagt von Christian Dion, Blair Robertson, Nikki Pezaro)
und bei George Clooney läuteten die seit Jahren immer mal wieder vorausgesagten
Hochzeitsglocken. Ab dem nächsten Jahr werden die Auguren dann wohl alljährlich
Clooneys Trennung prophezeien - wie dies bei einem anderen berühmten Paar
seit Jahren der Fall ist: auch 2014 hatten gleich mehrere Astrologen bei Angelina
Jolie und Brad Pitt die bevorstehende Trennung vorhergesagt. Dabei sind die
beiden erst seit einigen Monaten verheiratet ...
Bereits Ende 2013 hatte ausgerechnet
eine brasilianische Wahrsagerin der deutschen Fußballmannschaft den Titelgewinn
prognostiziert, hierzulande war - zumindest vor dem Turnier - kein Astrologe
oder Hellseher dermaßen mutig. Während der WM selbst hatten dann
wieder die Orakeltiere das Sagen, konnten aber dem legendären Orakelkraken
Paul nicht das Wasser reichen. Er war 2010 durch einige korrekte WM-Tipps berühmt
geworden. Warum es diesmal anders lief, lag wohl großteils am Unentschieden
der deutschen Kicker gegen Ghana, denn bei den meisten tierischen Orakelversuchen
war ein Unentschieden als Tipp gar nicht vorgesehen. "Die wenigen Tiere
die diesen Tipp richtig hatten, versagten dann später - oder es wurde ein
früherer, falscher Tipp einfach umgedeutet", so Kunkel, der auch diese
Art von Prognosen gesammelt und ausgewertet hat. Vor dem Finale waren dann auch
wieder einige Astrologen aktiv: Während unter anderem bei der Online-Astrologie-Zeitschrift
"Loop" die Sterne auf Argentinien hinzuweisen schienen, wollten andere
Sterndeuter einen deutschen Sieg erkennen. Einem gewissen Herrn Götze wird
es bei seinem erfolgreichen Torschuss egal gewesen sein, wie die Sterne dazu
standen.
Für 2015 erwartet Kunkel die Voraussage der üblichen Katastrophen.
Sogar eine aktuelle Weltuntergangsprognose für den kommenden September
kennt er schon. Diese dürfte ähnlich "erfolgreich" sein
wie die Voraussage des Absturzes von Flug JJ3720 über der Stadt Sao Paolo
durch den brasilianischen Hellseher Jucelino Nobrega da Luz. Der für Ende
November terminierte Flug fand ohne Probleme seinen Zielflughafen Brasilia -
nachdem die Fluggesellschaft kurzerhand die Flugnummer geändert hatte.
Aber hätte der Hellseher dies nicht auch vorhersehen müssen?