Religion ist auch in netter Form schädlich

Publiziert am 6. 1. 2015 von Wilfried Müller auf wissenbloggt.

Am 4.1. hat Frank Berghaus bei der Initiative Humanismus auf einen Artikel von Richard Dawkins aufmerksam gemacht, der schon im letzten Sommer veröffentlicht wurde, aber dauerhaft aktuell ist. Richard Dawkins: Churchgoers enable fundamentalists by being 'nice' Because moderate Christians and Muslims are so pleasant people believe that religion is good, Dawkins says (The Telegraph 13.8.14).

Der Artikel wurde auf deutsch publiziert, ebenso schlecht übersetzt wie er auf englisch wiedergegeben ist, Richard Dawkins: "Nette" Kirchgänger leisten religiösem Fundamentalismus Vorschub (Richard Dawkins Stiftung für Vernunft und Wissenschaft, 18.8.14). Der Text befasst sich mit der Irreführung, die darin liegt, dass die gewöhnlichen Kirchgeher so nett sind, dass die Leute ihre Religion nicht hinterfragen. So ebnen normale Gläubige laut Dawkins unabsichtlich den Weg für Extremisten.

Indem sie nichtbeweisbare Glaubensinhalte als „legitime Begründung“ für ihr Verhalten akzeptieren, machen die Gläubigen "die Welt zu einem sicheren Ort" für Fundamentalisten.

Dawkins fürchtet nicht, dass diese Aussagen über islamistischen Extremismus gesetzestreue Muslime in Misskredit bringen könnten. Er wolle die große Mehrheit der normalen, gesetzestreuen, zurückhaltenden gläubigen Muslime nicht dämonisieren, meinte er, aber bei keiner Religion existierten gemäßigte und fundamentalistische Anhänger beziehungslos nebeneinander. Das Argument umfasst nicht nur die Täuschung durch die Gemäßigten, die so nette Menschen seien. Schwerer wiegt, dass wir mit der Vorstellung aufwachsen, Religion und Glaube hätten etwas Gutes an sich. Das liege daran, dass unsere Kinder vielfach noch religiös erzogen werden, d.h. etwas ohne Beweise zu glauben und diesen Glauben nicht begründen zu müssen.

Mit der Religion werde quasi das Recht erworben, zu sagen: Das ist mein Glaube, und du darfst ihn nicht in Frage stellen und nicht hinterfragen, aus welchen Gründen ich ihm anhänge. Indem man den Leuten beibringe, dies sei eine legitime Begründung für religiöse Überzeugungen, leiste man den Extremisten Vorschub. Man erteile ihnen damit den Freibrief zu sagen, ihr Glaube zwinge sie zu einem Selbstmordattentat usw, das sei ihre religiöse Überzeugung, die nicht hinterfragt werden dürfe - soweit das Argument von Dawkins.

Wer die Schuldzuweisungen an die Religion besser ausgearbeitet lesen mag, findet sie bei wissenbloggt in Religion richtet schweren Schaden an.
Weitere Links zum Thema Schuld der Religion:
Warum machen wir das eigentlich?
Macher und Kracher
Emanzipation von der Religion Überbau der Schuldzuweisungen
Das Ethosdefizit - 1. Schuldzuweisung an die Religion
Die Lügenkultur - 2. Schuldzuweisung an die Religion
Die Übervölkerung - 3. Schuldzuweisung an die Religion