Wer am Freitag durch das Frankfurter Bankenviertel schlenderte, der konnte
den fröhlichen Lärm aus den Vorstandsetagen hören: "Ein
Draghi, ein Dra-a-ghi, der Gemüüüütlichkeit", lallte
es schon am frühen Morgen aus den Lüftungsschächten der Klimaanlagen.
Denn
seit Mario Draghi - Herrscher über die Euro-Druckmaschinen - entschieden
hat, Staatsanleihen für eine Billion Euro aufzukaufen, können sich
Bankmanager, ohnehin nicht die Fleißigsten, endgültig zu Ruhe legen.
Weil der EZB-Chef Draghi die sehr unterschiedlich wertigen Papiere nicht
etwa den Staaten direkt abnimmt, sondern sie von den Banken kauft, die sie vorher
den Staaten abgekauft haben, um sie jetzt mit einem hübschen Aufschlag
an die Europäische Zentralbank weitergeben. Das ist ein Geschäft,
in einer Nano-Sekunde vom Computer erledigt, das bei den Großbanken unter
PS (Profit Security) abgelegt und vom Füße-auf-den-Schreibtisch-legen
begleitet wird.
Angefangen hatte das Verschleuder-Trauma im Februar
2012: Die europäischen Banken litten arg unter der Schuldenkrise, die
sie selbst verursacht hatten. Mancher Vorstand musste sogar vom Kauf der zweiten
Yacht absehen, andere konnten sich keine Dritt-Frau mehr leisten.
Dieses
Elend konnte Mario Draghi nicht mehr mit ansehen. Er holte, wie er der FAZ damals
in einem Interview sagte, die "Dicke Bertha" raus: Er bot allen
europäischen Banken an, bei der EZB frisch gedrucktes Geld zum Zins-Satz
von einem (1!) Prozent für drei (3!) Jahre aufzunehmen. Häusle-Bauer
und andere niedere Existenzen zahlten zu der Zeit immer noch etwa sechs Prozent
für ihre Kredite. Aber um die ging es gar nicht. Die notleidenden Banken
sollten gefälligst Staatsanleihen kaufen. Damals gab es zum Beispiel für
italienische Staatsanleihen 5,5 Prozent Zinsen, die konnten mit geliehenem einprozentigem
EZB-Geld aufgekauft werden. Dann blieben bei einem Null-Geschäftsaufwand
satte vier Prozent Profit.
Damals machten 800 zumeist südeuropäische
Banken von diesem Super-Sonder-Mario-Angebot Gebrauch. In Höhe von 530
Milliarden Euro. Jetzt sind die drei Jahre bald rum. Das Sonderangebots-Geld
müsste zurück gezahlt werden. Dank des neuen Draghi-Geschäftsfeldes
- kaufe Staatsanleihen von den europäischen Banken, verkaufe sie sicher
und mit Gewinn an die EZB - muss sich jetzt keine Bank mehr Sorgen um die Rückzahlung
machen. Warum der Herr des Euro die Geld-Druckmaschinen nicht gleich in den
Banken aufstellt ist unbekannt. Bekannt ist, dass dieses Modell seit 20
Jahren in Japan angewandt wird. Der Erfolg: Eine anhaltende Deflation, wirtschaftliche
Stagnation und wachsende Staatsverschuldung. Das einzig stabile an dieser Entwicklung
ist die Arbeitslosenrate: Sie liegt offiziell bei etwa fünf Prozent. Offiziell
heißt immer jene Zahl von Arbeitslosen, die man selbst bei der besten
Statistik-Fälschung nicht mehr hat verbergen können.
Immer
wenn offiziell gedrucktes Falschgeld unter die vermögenden Leute geschleudert
wird, quietschen die vor Vergnügen: Die Aktienkurse steigen und die
Renditen aus Immobilen auch. Für die Armen ist der Effekt natürlich
genau umgekehrt: Ihre mageren Sparkonten geben kaum Zinsen, dafür steigen
aber ihre Mieten. Die weltweiten Folgen hat jüngst die britische Hilfsorganisation
OXFAM aufgelistet: Schon im nächsten Jahr werde das reichste Prozent
der Weltbevölkerung mehr Vermögen angehäuft haben als die restlichen
99 Prozent zusammen, berichtet die OXFAM-Studie. "Das Ausmaß
der globalen Ungleichheit ist erschütternd", kommentierte Oxfam-Direktorin
Winnie Byanyima die Zahlen. "Gleichzeitig habe einer von neun Menschen
auf der Erde nicht genug zu essen, eine Milliarde Menschen müssen mit weniger
als 1,25 US-Dollar pro Tag zurechtkommen." Und wer das für ein Dritte-Welt-Problem
hält und das Uns-geht-es-gut-Gesäusel der Kanzlerin glaubt, der muss
nur die öffentlichen Müllbehälter in Deutschland im Auge haben:
Nicht wenige Arme ernähren sich daraus.
Mario Draghi ist seit
langem Mitglied der von der Rockefeller-Stiftung gegründeten "Group
of Thirty", jener Ansammlung der 30 wichtigsten Finanzmanipulateure der
Welt. Von 2004 bis 2005 war er Vizepräsident bei "Goldman Sachs",
der bedeutendsten Investitionsbank der Welt, die in so ziemlich jede Schweinerei
des globalen Finanzsektors verwickelt ist und ständig mit frisch gedrucktem
Geld von der amerikanischen Notenbank FED versorgt wird. Wer das alles für
Zufall hält, der kann sein Gehirn gleich bei der nächsten Deutsche
Bank-Filiale abgeben. Dort bekommt er dann - gedruckt oder auf Video, frisch
aus der deutschen Medien-Mainstream-Produktion - eine Abhandlung über Verschwörungstheorien.
Denn diese Vokabel ist im Kampf für die allgemeine Lüge einfach unerlässlich.
Und wir werden sie in den nächsten Tagen und Woche wieder häufiger
lesen oder hören, falls die feuchten Träume der Reichen von unabhängigen
Medien kritisiert werden.
Nachbemerkung atheisten-info:
Spätestens nach der übernächsten
geplatzten großen Spekulationsblase können wir den Euro zum Tapezieren
nehmen.
Aber
es könnte sein, dass dann die Draghis, ihre Komplizen und Nutznießer
an den Laternen hängen.
Das kommunistische Manifest von Karl
Marx schließt mit: "Die Proletarier haben nichts zu verlieren
als ihre Ketten, aber eine Welt zu gewinnen".
Eine Welt haben die heutigen
Werktätigen nicht mehr zu gewinnen, aber inzwischen haben auch größere
Teile der arbeitenden Bevölkerung doch was zu verlieren, das ehemalige
Proletariat ist ins Kleinbürgertum aufgestiegen. Und es waren bei der
französischen Revolution nicht die Proletarier, sondern die Kleinbürger,
die ihre adeligen Ausbeuter an die Laternen gehängt haben...