Am 24. April jährt sich der Genozid, welcher durch das Osmanische Reich
an 1,5 Millionen Armeniern verübt wurde, zum hundertsten Mal. Vor diesem
Hintergrund gedenken wir der Opfer von Gewalt, Mord und Vertreibung, zu denen
auch zehntausende Angehörige anderer christlicher Bevölkerungsgruppen
im Osmanischen Reich, wie jene der Aramäer, der Assyrer, Chaldäer
und der Pontos-Griechen gehören. Aufgrund der historischen Verantwortung
– die österreich-ungarische Monarchie war im Ersten Weltkrieg mit dem Osmanischen
Reich verbündet – ist es unsere Pflicht, die schrecklichen Geschehnisse
als Genozid anzuerkennen und zu verurteilen. Ebenso ist es die Pflicht der Türkei,
sich der ehrlichen Aufarbeitung dunkler und schmerzhafter Kapitel ihrer Vergangenheit
zu stellen und die im Osmanischen Reich begangenen Verbrechen an den Armeniern
als Genozid anzuerkennen. In Zeiten, in denen internationale Krisenherde eine
immer größere Gefahr für die Welt und ihre Werte darstellen,
gilt es, entschieden gegen Gräueltaten und Verfolgung von Menschen in aller
Welt aufzutreten. Das Verbrechen an den Armeniern vor einhundert Jahren, das
von Papst Franziskus als „erster Genozid des 20. Jahrhunderts“ bezeichnet wurde,
macht die Notwendigkeit von Gedächtniskulturen deutlich. Denn das Bewusstsein
für unsere unantastbaren Werte der Freiheit, des Friedens und der Menschenrechte
ist untrennbar verbunden mit einem würdigen Andenken an die Opfer von Gewalt,
Verfolgung, Vertreibung und Massenmord.
Die Klubobleute bekennen sich dazu,
den bewährten österreichischen Weg des Dialogs und der Versöhnung
bei der Beilegung von internationalen Konflikten im Rahmen der Möglichkeiten
konsequent fortzusetzen. Dies auch in Hinblick auf historische Geschehnisse,
die einen Keil zwischen Ethnien und Staaten treiben, wie im Falle der Türkei
und Armenien. Seitens der Türkei gilt es, im Sinne einer transparenten
Aufarbeitung Licht in das Dunkel der Vergangenheit zu bringen.
Um die Aussöhnung
zu fördern, wird die Absicht erklärt, eine Auseinandersetzung mit
den historischen Ereignissen sowie deren Aufarbeitung durch die Türkei
und Armenien als ersten Schritt zur Versöhnung und zur längst überfälligen
Verbesserung der türkisch-armenischen Beziehungen sowohl bilateral als
auch auf europäischer Ebene aktiv zu unterstützen.
Die am 15. April
2015 im Europäischen Parlament verabschiedete Resolution (European Parliament
resolution of 15 April 2015 on the centenary of the Armenian Genocide (2015/2590(RSP))
zur Aussöhnung der Türkei und Armenien wird - unbeschadet der formalen
völkerrechtlichen Beurteilung - von den Klubobleuten der im Nationalrat
vertretenen Parteien begrüßt.