Nach dreiundzwanzigjährigem Aufenthalt in Paris kehrt der Armenier Gabriel
Bagradian, der als Kunsthistoriker und Archäologe wissenschaftlichen Ruf
genießt, in seine Heimat nach Yoghonoluk zurück. Der Tod des Bruders,
der die Geschäfte des reichen, von Awetis Bagradian gegründeten Handelshauses
führte, und der Ausbruch des ersten Weltkrieges haben Gabriel mit seiner
Familie auf abenteuerliche Weise in die abgelegene Welt der großväterlichen
Villa am Fuße des Musa Dagh verschlagen. Seine Ankunft fällt in eine
Zeit bedrohlicher Ereignisse: Chauvinismus und Völkerhass hetzen nicht
nur die Völker Europas aufeinander, sondern bereiten auch dem armenischen
Volk ein furchtbares Schicksal. Dieser nationalen Minderheit gibt die jungtürkische
Militärclique die Schuld für den Zerfall des türkischen Reiches
und begründet damit den 1915 beginnenden Vernichtungsfeldzug gegen die
armenische Bevölkerung. Bagradian entwirft einen kühnen Plan, um die
Menschen der umliegenden Gemeinden vor der Deportation zu bewahren. Fünftausend
ziehen auf den Musa Dagh und schlagen dort ihr Lager auf, das sie gegen alle
türkischen Angriffe behaupten. Bagradian, der als Offizier in der türkischen
Armee gedient hat, ist ihr militärischer Führer, dem Ter Haigasun
zur Seite steht. Die Autorität dieses einflussreichen Priesters und ein
gewählter Führerrat sichern die innere Ordnung des Gemeindewesens,
das Nahrungsmangel, Krankheit und die Ungewissheit über das, was ihm bevorsteht,
stillschweigend erträgt, bis es schließlich den Türken infolge
der Unachtsamkeit der armenischen Wächter gelingt, deren Viehherden, einzige
Nahrungsquelle der auf dem Musa Dagh Eingeschlossenen, fortzutreiben.
Auch das Schicksal der Familie Bagradian scheint besiegelt: Juliette, Bagradians
Frau, eine gebürtige Französin, kann sich nicht in das Leben auf dem
Musa Dagh finden und entfremdet sich ihrem Mann und ihrem Sohn immer mehr. Sie
ergibt sich schließlich Gonzague, einem zugereisten Fremden, der aus Liebe
zu ihr mit auf den Musa Dagh gezogen ist. Ein gefährliches Fieber, das
unter den Belagerten ausbricht, befällt Juliette und bringt sie dem Tode
nahe; Gabriel hingegen fühlt sich immer stärker zu der jungen Armenierin
Iskuhi hingezogen. Bagradians Sohn Stephan, der mit Haik, einem Altersgenossen,
im tollkühnen Handstreich zwei türkische Geschütze erobert hat,
wird auf einer zweiten eigenmächtigen Erkundung von den Türken gefangengenommen
und getötet. Hunger, Not und die Furcht vor dem zu erwartenden Sturmangriff
der Türken führen zu Unruhen und Verrat, zum Brand der notdürftig
errichteten Hütten. Der Feuerschein wird von einem in der Nähe operierenden
französisch-englischen Geschwader gesichtet. Für die viereinhalbtausend
halbverhungerten Armenier, die 40 Tage lang den Türken standhielten, bedeutet
das die Rettung, um die sich (in einer persönlichen Unterredung mit
dem türkischen Kriegsminister Enver Pascha) der deutsche
Pastor Johannes Lepsius und außerdem der angesehene Türke Agha Rifaat
Bereket vergeblich bemüht haben. Während die Überlebenden eingeschifft
werden, löst sich Gabriel Bagradian unbemerkt von den Seinen und steigt
den Musa Dagh hinan, wissend, dass sich sein Leben hier erfüllt. Auf dem
Grab seines Sohnes sinkt er, von einer Türkenkugel getroffen, nieder.
Werfel konzipierte diesen Roman im März 1929 während eines Aufenthaltes
in Damaskus angesichts "verstümmelter und verhungerter Flüchtlingskinder,
die in einer Teppichfabrik arbeiteten". Die Niederschrift des Buches erfolgte
in der Zeit vom Juli 1932 bis März 1933. Dieses kämpferisch-humanistische
Werk, in dem Rassenwahn und Völkermord kompromisslos verurteilt werden,
wirkte bei seinem Erscheinen als aktuelle Absage an die erklärten Ziele
und die praktizierten Methoden nazistischer Ausrottungspolitik. Der dreiteilig
angelegte Roman stützt sich weitgehend - freilich dichterisch abgewandelt
- auf historische Berichte (u. a. des deutschen Pastors Lepsius und des aus
Yoghonoluk gebürtigen Pastors Dikran Andreassian, der am Kampf am Musa
Dagh teilgenommen hat und Vorbild der Romangestalt Tomasian wurde); das Gespräch
zwischen Lepsius und Enver Pascha ist authentisch. Das Romangeschehen wird jedoch
von Werfel entsprechend seiner Verwurzelung im christlichen und jüdischen
Denken religiös gedeutet (jedes der drei Bücher trägt ein Motto
aus der biblischen "Apokalypse").