Also der Putin, der müsste mal, sagt Angela Merkel, die Hände in
die Hüften gestützt, der sollte, sofort, sonst aber! - Je suis no
Putin, entgegnet François Hollande, mit einem spitzem Ü in Pütin.
Und beide reden gern über Russland, über das eigentlichen Thema des
G7-Treffens auf Schloss Elmau. Nur Putin ist nicht dabei. - Wasse brauche Putine?
Ische bine grosse genuge für Grosse Siebene, capisce? ist vom italienischen
Ministerpräsidenten Matteo Renzi zu hören. Und natürlich hat
er Recht, denn Italien hat satte 60 Millionen Einwohner während Russland
nur 143 Millionen zählt. Und so ist es auch mit der Fläche: Die große
Europäische Union bringt glatt 4 Millionen Quadratkilometer auf die Karte,
während sich die Russen mit 17 Millionen Quadratkilometern begnügen
müssen.
Diese armseligen Russen. Na schön, sie haben Rohstoffe.
Aber keine Demokratie, wie sie zum Beispiel die westliche Führungsmacht
USA vorweisen kann: Zwei Parteien, die sich kaum voneinander unterscheiden,
aber sie wechseln sich mit großem Getöse alle paar Jahre ab: Mal
haben die amerikanischen Oligarchen die eine, dann die andere Partei mit den
erforderlichen Wahlkampf-Sieges-Millionen ausgestattet. In Russland ist es so
grausam langweilig wie in Deutschland: Putin macht seinen Job schon 15 Jahre,
Helmut Kohl brachte es auf 16 zähe Jahre, Angela Merkel ist mit ihren 10
Jahren auf dem besten Putin-Weg. Aber natürlich ist Deutschland viel demokratischer.
Denn Merkel setzt konsequent das fort, was Gerhard Schröder einst begonnen
hatte: Niedrige Steuern für die Reichen, Hartz-Vier für den Armen,
billiges Geld für die Banken und eine teure Bürokratie in der Europäischen
Union. Ja, so sehen die atemberaubenden demokratischen Wechsel in Deutschland
aus.
Was hat Wladimir Putin auf Schloss Elmau zu suchen, wo Shinzo Abe
die "Jimintō", die Liberaldemokratische Partei Japans vertritt, die
mit unwesentlichen Unterbrechungen seit 1955 die Regierung stellt und seit dem
Jahr 2011 so tut, als wäre in Fukushima nichts gewesen. Sou desu ka (alles
in Ordnung, klar?) wird Abe den anderen mitteilen, wenn es um die drohende Klima-Katastrophe
gehen wird. Da trifft er sich auf das Schönste mit dem kanadischen Premierminister
Stephen Harper, der das Kyoto-Protkoll aufgekündigt hat, weil er es für
eine "sozialistische Verschwörung" hält. Die andere Form
von Wirklichkeitsverweigerung wird beim G7-Treffen von David Cameron und Barack
Obama vertreten. Beide lassen seit langem ihre Geheimdienste auf die Bürger
anderer Länder los, und beide behaupten, das diene der Sicherheit der Welt,
dem Schutz vor Terrorismus und was es sonst für Vorwände gibt: Yes,
wie scan, wherever we can.
Syrien, Irak, der Kampf gegen die Terrormiliz
IS und nicht zuletzt die Ukraine - alles Themen, die beim G7-Treffen auf der
Agenda stehen. Und alles Themen, für die es kaum eine Lösung ohne
Russland geben kann. Aber die unendlich Großen Sieben – sechs Zwerge,
die auf den Schultern der USA sitzen und ihre fragile Größe am liebsten
durch Gehabe demonstrieren – haben die Russen in die Ecke gestellt, als seien
sie die Lehrer und Russland der Schüler. Was verdammt sollen die Russen
von den Amerikanern wohl lernen? Wie man Kriege führt und Staaten zerstört?
Wie man mit Drohnen die Zivilbevölkerung terrorisiert? Oder wie man viele
Farbige einsperrt und für die frei lebenden die polizeiliche Jagd eröffnet?
Damals
in Hornberg, unweit von Freiburg, hatte sich im Jahr 1564 der Herzog Christoph
von Württemberg angesagt. Der sollte mit einem Salut-Schießen begrüßt
werden. Dreimal schossen die Hornberger: Erst wegen einer Postkutsche, die sie
für den Herzog hielten, dann eines Karrens wegen, dann, um eine Rinderherde
zu begrüßen. Als endlich der Herzog kam, war alle Munition verschossen.
Also versuchten die Hornberger Bürger das Donnern der Kanonen durch kräftiges
Brüllen zu imitieren. Die Nachfolger der Hornberger in Elmau brüllen
nicht einmal, sie säuseln. Aber die Kanonen und Raketen, mit denen sie
die Welt unter Führung der USA beglücken, sind leider echt.
Diese
Neuauflage des Hornberger Schießens ist höchst gefährlich.