Es war ein Märztag im Jahr 2011. Im griechischen Radio kamen Augenzeugen
zu Wort, die vom Einlaufen zweier großer amerikanischer Schiffe in der
Bucht von Souda berichteten. Darunter der Hubschrauberträger "USS
Kearsarge". In Souda, dem großen US-Stützpunkt der griechischen
Mittelmeer-Insel Kreta, sammelten sich die NATO-Geier, die in wenigen Tagen
Libyen bombardieren würden: Die USA, Großbritannien und Frankreich
begannen am 19. März 2011 mit einer Luft- und Seeblockade sowie Luftangriffen
auf Regierungstruppen und Militäreinrichtungen ihre "Befreiungsaktion"
in Libyen. Ein Krieg, der bis heute andauert. Souda verfügt über den
besten Tiefwasserhafen im Mittelmeer und einen Nato-Raketenübungsschießplatz:
NAMFI ist der wichtigste Übungsplatz für die Flugabwehrraketenverbände
der NATO. Die "Missile Firing Installation" liegt auch auf der Insel
Kreta nahe der Stadt Chania.
Ein solches Militär-Kleinod wie den
Stützpunkt Souda darf man keinesfalls einem griechischen Volk überlassen,
das ein linkes Parteienbündnis gewählt hat und traditionell - der
ähnlichen Schrift und der tradierten Religion wegen - nur wenig Vorbehalte
gegen Russland hat. Dem Konkurrenten der USA im Mittelmeer und damit im Nahen
Osten. Da stimmt es den US-Präsidenten Obama froh, wenn er Griechenland
im Euro und in der NATO halten kann: "Wir freuen uns zu sehen, dass Griechenland
den Schritt getan hat, einen konkreten Vorschlag vorzulegen", sagte erst
jüngst der Sprecher des US-Präsidialamtes.
Es war ein Tag im
August 2013. In der Athener Zeitung "Kathimerini" war zu lesen, dass
die USA von zwei Stützpunkten in Südgriechenland und auf Kreta eine
Militärintervention gegen Syrien vorbereiteten. Wieder war der Hafen von
Souda ein Angelpunkt der Planung. Denn die Flug-Entfernung von Kreta zur syrischen
Hauptstadt Damaskus beträgt nur 1073 Kilometer. Von Damaskus aus ist es
nur noch ein Sprung nach Tartus, der einzigen russischen Marinebasis im Mittelmeer.
Um die ging und geht es in einem Krieg, der unter dem Freiheits-Etikett einen
Regime-Change betreibt, der bis heute andauert.
Schon 1974 trug die unendlich
liberale Zeitung DIE ZEIT in das ewige Kriegstagebuch der NATO die Insel Kreta
ein: "Die Flugzeugträger der 6. US-Flotte können bei Manövrierfreiheit
im Ostmittelmeer Seestationen beziehen, von denen aus Trägerkampfflugzeuge
mit Atombomben Ziele in Südrußland bekämpfen können. Die
Nato-Seestreitkräfte im Mittelmeer - gruppiert um den harten Kern der 6.
US-Flotte, abgeschirmt von den Landflugplätzen der Verbündeten, gestützt
auf Inseln und Küsten - können die sowjetischen Flottenverbände,
die durch eine der Meerengen einfahren müssen, kontrollieren und im Kriegsfall
niederkämpfen." - Man muss nur "Sowjetunion" durch "Russland"
ersetzen und schon wird die aktuelle Lage beschrieben.
Der IWF - weitgehend
im Besitz der USA - hat die Bedeutung von US-Stützpunkten in Griechenland
begriffen: Christine Lagarde, hat eine Umschuldung für das vom Staatsbankrott
bedrohte Griechenland gefordert. Neben Spar- und Reformmaßnahmen sei dieser
Schritt notwendig für die "Schuldentragfähigkeit" Griechenlands,
sagte die Dame in der letzten Woche bei einer Veranstaltung am Washingtoner
Politikinstitut Brookings. Der IWF weiß, dass Griechenland in den kommenden
drei Jahren außerdem weitere Hilfen in Höhe von mindestens 50 Milliarden
Euro benötigt. Den Anteil der Euro-Partner bezifferte der Fonds auf mindestens
36 Milliarden Euro.
"Natürlich kann man es sich leicht machen
und alle Schuld den Griechen zuschieben", erklärte der russische Präsident
Putin Journalisten am Rande des BRICS/SCO-Gipfels in Ufa zum griechischen Finanz-Drama.
"Aber wenn es jahrelang ein Fehlverhalten seitens der Griechen gegeben
hat, wo war die Europäische Kommission? Warum hat sie nicht eine Kurskorrektur
von den vorherigen griechischen Regierungen verlangt?"
So fragt
der Mann, der mit den Brics-Staaten - Brasilien, Russland, Indien, China und
Südafrika - eine alternative Wirtschaftsmacht aufbauen will, und mit deren
"New Development Bank" eine Konkurrenz zu den von den USA gelenkten
Institutionen Weltbank und Internationaler Währungsfonds gegründet
hat.
Russland ist der sichtbare Dritte im griechischen Drama. Ein Drama,
in dem die NATO notfalls Geld riskiert, um die schönen griechischen Stützpunkte
zu sichern. Möglichst ohne eine linke griechische Regierung. Ganz sicher
ohne auf die Fragen des russischen Präsidenten eine Antwort geben zu wollen.