Griechenland-Hilfe von der NATO

Russland: Der sichtbare Dritte

Uli Gellermann am 13. Juli 2015 auf www.rationalgalerie.de

Es war ein Märztag im Jahr 2011. Im griechischen Radio kamen Augenzeugen zu Wort, die vom Einlaufen zweier großer amerikanischer Schiffe in der Bucht von Souda berichteten. Darunter der Hubschrauberträger "USS Kearsarge". In Souda, dem großen US-Stützpunkt der griechischen Mittelmeer-Insel Kreta, sammelten sich die NATO-Geier, die in wenigen Tagen Libyen bombardieren würden: Die USA, Großbritannien und Frankreich begannen am 19. März 2011 mit einer Luft- und Seeblockade sowie Luftangriffen auf Regierungstruppen und Militäreinrichtungen ihre "Befreiungsaktion" in Libyen. Ein Krieg, der bis heute andauert. Souda verfügt über den besten Tiefwasserhafen im Mittelmeer und einen Nato-Raketenübungsschießplatz: NAMFI ist der wichtigste Übungsplatz für die Flugabwehrraketenverbände der NATO. Die "Missile Firing Installation" liegt auch auf der Insel Kreta nahe der Stadt Chania.

Ein solches Militär-Kleinod wie den Stützpunkt Souda darf man keinesfalls einem griechischen Volk überlassen, das ein linkes Parteienbündnis gewählt hat und traditionell - der ähnlichen Schrift und der tradierten Religion wegen - nur wenig Vorbehalte gegen Russland hat. Dem Konkurrenten der USA im Mittelmeer und damit im Nahen Osten. Da stimmt es den US-Präsidenten Obama froh, wenn er Griechenland im Euro und in der NATO halten kann: "Wir freuen uns zu sehen, dass Griechenland den Schritt getan hat, einen konkreten Vorschlag vorzulegen", sagte erst jüngst der Sprecher des US-Präsidialamtes.

Es war ein Tag im August 2013. In der Athener Zeitung "Kathimerini" war zu lesen, dass die USA von zwei Stützpunkten in Südgriechenland und auf Kreta eine Militärintervention gegen Syrien vorbereiteten. Wieder war der Hafen von Souda ein Angelpunkt der Planung. Denn die Flug-Entfernung von Kreta zur syrischen Hauptstadt Damaskus beträgt nur 1073 Kilometer. Von Damaskus aus ist es nur noch ein Sprung nach Tartus, der einzigen russischen Marinebasis im Mittelmeer. Um die ging und geht es in einem Krieg, der unter dem Freiheits-Etikett einen Regime-Change betreibt, der bis heute andauert.

Schon 1974 trug die unendlich liberale Zeitung DIE ZEIT in das ewige Kriegstagebuch der NATO die Insel Kreta ein: "Die Flugzeugträger der 6. US-Flotte können bei Manövrierfreiheit im Ostmittelmeer Seestationen beziehen, von denen aus Trägerkampfflugzeuge mit Atombomben Ziele in Südrußland bekämpfen können. Die Nato-Seestreitkräfte im Mittelmeer - gruppiert um den harten Kern der 6. US-Flotte, abgeschirmt von den Landflugplätzen der Verbündeten, gestützt auf Inseln und Küsten - können die sowjetischen Flottenverbände, die durch eine der Meerengen einfahren müssen, kontrollieren und im Kriegsfall niederkämpfen." - Man muss nur "Sowjetunion" durch "Russland" ersetzen und schon wird die aktuelle Lage beschrieben.

Der IWF - weitgehend im Besitz der USA - hat die Bedeutung von US-Stützpunkten in Griechenland begriffen: Christine Lagarde, hat eine Umschuldung für das vom Staatsbankrott bedrohte Griechenland gefordert. Neben Spar- und Reformmaßnahmen sei dieser Schritt notwendig für die "Schuldentragfähigkeit" Griechenlands, sagte die Dame in der letzten Woche bei einer Veranstaltung am Washingtoner Politikinstitut Brookings. Der IWF weiß, dass Griechenland in den kommenden drei Jahren außerdem weitere Hilfen in Höhe von mindestens 50 Milliarden Euro benötigt. Den Anteil der Euro-Partner bezifferte der Fonds auf mindestens 36 Milliarden Euro.

"Natürlich kann man es sich leicht machen und alle Schuld den Griechen zuschieben", erklärte der russische Präsident Putin Journalisten am Rande des BRICS/SCO-Gipfels in Ufa zum griechischen Finanz-Drama. "Aber wenn es jahrelang ein Fehlverhalten seitens der Griechen gegeben hat, wo war die Europäische Kommission? Warum hat sie nicht eine Kurskorrektur von den vorherigen griechischen Regierungen verlangt?"

So fragt der Mann, der mit den Brics-Staaten - Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika - eine alternative Wirtschaftsmacht aufbauen will, und mit deren "New Development Bank" eine Konkurrenz zu den von den USA gelenkten Institutionen Weltbank und Internationaler Währungsfonds gegründet hat.

Russland ist der sichtbare Dritte im griechischen Drama. Ein Drama, in dem die NATO notfalls Geld riskiert, um die schönen griechischen Stützpunkte zu sichern. Möglichst ohne eine linke griechische Regierung. Ganz sicher ohne auf die Fragen des russischen Präsidenten eine Antwort geben zu wollen.