Gelassen hat Sahra Wagenknecht jüngst in der WELT eine schlichte
Wahrheit ausgesprochen: "Es zeigt sich einfach, dass der Euro nicht funktioniert,
sondern immer größere wirtschaftliche Ungleichgewichte erzeugt, und
am dramatischsten zeigt sich das eben in Griechenland." Dass Regierungslautsprecher
wie der DEUTSCHLANDFUNK sie daraufhin in die Nähe der AfD rücken:
Versteht sich. Dass die üblich-üble deutsche Medienfront ihre Dummheit
über sie ausgießt: Langweilig. Aber dass ein scheinbar intelligenter
Mensch wir Gregor Gysi folgende Antwort auf Wagenknecht findet: "Ein Zurück
zu den alten Nationalstaaten in Europa, auch zum alten deutschen Nationalstaat,
darf es mit der Linken nicht geben“, das ist peinlich.
Nun ist Gysi
bisher noch nie durch besonderen ökonomischen Sachverstand aufgefallen.
Sondern leider häufiger durch bewusstes Missverstehen seiner klügeren
Parteifreunde. Denn an keiner Stelle ihres Interviews hat Frau Wagenknecht
gesagt, sie wolle zum "alten Nationalstaat" zurück. Auch ist
ihr Text nirgendwo so zu interpretieren. Dass die abgefeimten Berufs-Lügner
auf den Regierungs-Redaktions-Sesseln sich solch mieser Deutung bedienen: Geschenkt.
Dass aber ein linker Frontmann aus purem Neid und der tiefen Lust an einer Regierungs-Beteiligung
eine linke Frontfrau derartig dumm diffamiert, das ist ärmlich und für
die Linkspartei sogar ziemlich schädlich.
Denn bisher war die
LINKE mit ihrem klaren NEIN zum Schröder´schen Agenda-Sozial-Fallbeil
eher vordenkend. Ausgerechnet jetzt, wo dieses Fallbeil von Frau Merkel als
Exportschlager in der EU angewandt wird und die ersten griechischen Rümpfe
ohne Kopf bereits auf dem Boden liegen, will Gysi seiner Partei offenkundig
den Rückschritt verordnen. Dass der Euro die soziale Ungleichheit unter
den Ländern in diesem Währungsraum betoniert, ist eine Binsenweisheit.
Dass die Armut überall im Euro-Raum wächst während die Zahl der
Milliardäre munter steigt, ist sattsam bekannt. Und dass mit der festgeschriebenen
Währung jede Alternative zum neoliberalen Mainstream blockiert wird, könnten
sogar diplomierte Milchmädchen wissen.
Nun hat Simone Peter, GRÜNE
Bundesvorsitzende, ein Diplom in Mikro-Biologie und nicht in Makro-Ökonomie,
aber tapfer bläst sie in das selbe Horn wie der gelernte Rinderzüchter
Gysi: "Für mich bewegt sich die Linkspartei weiter weg von einer europäischen
Partei" fällt ihr als Reaktion auf Sahra Wagenknecht ein. "Sie
begibt sich damit auf die Ebene der Nein-Sager in der Union, die ja auch den
Grexit befürworten und damit die Einheit Europas in Gefahr bringen“. Frau
Peter muss sich in der selben Kneipe wie Gysi dumm und dusselig gesoffen haben.
Welche Einheit meint sie? Die der EU-Mächtigen gegen die Ohnmächtigen?
Die der Bankenretter gegen die kleinen Sparer? Oder die wunderbare Einheit der
europäischen Rüstungsindustrie gegen den Frieden?
Der reale
Holzweg, jener Weg, der nur durch den Wald zum Abholzplatz führt und nirgendwohin
sonst, hat dem geflügelten Begriff seinen Namen gegeben. Mit dieser geringen
Verkehrsfähigkeit kommt man leider nicht durch den Dschungel des Kapitalismus.
Man wird ganz sicher andere Wege gehen müssen, wenn man an einer Euro-Dominanz
vorbei navigieren will, die auf ihrem Weg nach Kiew geradewegs in den Krieg
geführt hat. Und während Gregor Gysi noch ziemlich blind rumholzt,
hat Sahra Wagenknecht offenkundig ein Navi, das linke Wege aus der EU-Krise
ansagt: "Zu ihrem Ziel sollten Sie konsequent links abbiegen. Links hab
ich gesagt, Gregor, links!"