Die FPÖ als christliche Herkunftspartei

Günther Steinkellner, Klubobmann des oö. freiheitlichen Landtagsklubs und Obmann des Rings Freiheitlicher Katholiken in einer Presseaussendung am 8.9.2015 im Zusammenhang mit der Koranverse-Kandidatin der Welser ÖVP: "Die ÖVP beweist einmal mehr, dass ihr Österreichs kulturelle Identität und religiöse Herkunft genau solange wichtig sind, als sie ihr zur Absicherung der eigenen Machtfülle dienen. Die ÖVP beruhigt ihren wertkonservativen Flügel gerne, entscheidet politisch aber stets gegen seine Interessen. Sei es in der schwachen Familienpolitik oder in einer völlig verfehlten Genderdebatte. Gesellschaftspolitisch marschiert die ÖVP heutzutage stramm nach links. (..) Wertkonservative Menschen, denen ihre christlich-europäische Identität etwas bedeutet, haben in der ÖVP in Wirklichkeit keine Heimat und keinen Interessensvertreter mehr. Ab und an die Lederhose und die Goldhauben auszupacken, ist zu wenig. Wir laden daher alle enttäuschten Bürger dazu ein, sich bei der Landtagswahl für die FPÖ zu entscheiden. Wir sind die einzige Partei, die sie und ihre Anliegen noch aufrecht vertreten."

Es gibt im FPÖ-Geist zwei Welten: Ein christliches Abendland und ein muslimisches Morgenland. Das aufgeklärte und längst säkulare Europa spielt im FPÖ-Geist keine Rolle.

Aus dem Jahre 2012 stammt dieses Strache-Bild von dessen Facebook-Seite:


Erster ist seine Partei bei den Bundesumfragen inzwischen.
Aber sicherlich nicht, weil die Menschen ein "Abendland in Christenhand" haben möchten, sondern weil die anderen Parteien nur noch als Verwalter der neoliberalen Schicksalswelt auftreten und sich um die breite Masse der Menschen keine Partei mehr wahrnehmbar kümmert. Da gibt's dann eben Proteststimmen für die FPÖ - wohl auch weil sich die anderen Parteien meist von den Freiheitlichen abgrenzen, das bringt der FPÖ klarerweise Stimmen: wenn sich die anderen über die FPÖ ärgern, dann kann der Wähler seinen Ärger über die anderen mit seiner Stimme für die FPÖ Ausdruck verleihen.

Vor der EU-Wahl 2009 hatte sich Strache sogar firmen lassen und war dann mit einem Kreuz in der Hand durchs Land gelaufen: als Retter des christlichen Abendlandes vorm muslimischen Morgenland. Bei der EU-Wahl verlor damals die FPÖ fast fünf Prozent gegenüber die NRW 2008. Ein Abendland in Christenhand war kein ersehntes Ziel gewesen. Das alles hat man in der FPÖ nicht überrissen. Auch nicht dass der Islam vor allem deswegen auf große Ablehnung in der Bevölkerung stößt, weil religiöser Fanatismus heute überhaupt auf Ablehnung stößt, kaum wer will statt muslimischer Kopftuchkohorten irgendwelche katholische Aufmärsche.

Es ist offenbar so: die anderen Parteien liefern durch ihre politische Unfähigkeit der FPÖ ausgiebig Proteststimmen und die FPÖ weiß nicht, warum sie diese Stimmen bekommt. Und glaubt offenbar wirklich, es wäre ein Konflikt zwischen Kopftuch und Lederhose und nicht die Bedrängung der Menschen durch die unregulierbar gewordenen Probleme der Globalisierung!

Da es in Österreich eine
Linkspartei nur in der Steiermark gibt, werden Wahlen auch nichts ändern, aber die Rechtspopulisten noch populärer werden. Und ob die SPÖ irgendwann draufkommt, wo in der heutigen neoliberalen Ausbeuterwelt der Banken und Konzerne ihr Platz sein müsste und ob die Grünen draufkommen, dass neben Schullehrern, Rollstuhlfahrern und Obdachlosen ein paar Millionen Werktätiger existieren, die für die Aktionäre die Werte schaffen und für die es (außerhalb der Steiermark, siehe oben) keine als Interessenvertretung wahrnehmbare Partei gibt, bleibt sehr fraglich. Aber dass bis 2018 ein Strache die Mehrheit in Österreich erreichen kann, ohne zu wissen warum, das ist nicht unmöglich. In OÖ werden die FPÖler bei den LTW am 27.9.2015 sogar mit der Lederhosenpolitik vom freiheitlichen Oberkatholiken Steinkellner die SPÖ überholen. Was nicht für die FPÖ, wohl aber massiv gegen die SPÖ spricht. Die Ersteren gewinnen unverdient, die Zweiteren verlieren selbstverschuldet...