Dönmez: Systemwandel statt Klimawandel

Aus der Samtstagserie der OÖnachrichten "Dönmez direkt" vom 28.11.2015

Die größte Bedrohung für das menschliche Zusammenleben ist nicht der gegenwärtige Terror, sondern der Klimawandel.

Die zunehmenden Naturkatastrophen, Verlust der Artenvielfalt und menschlich-technisch verursachte Katastrophen lassen die weltweite soziale Ordnung zusammenbrechen.

Es sind aber die sozialen Effekte, die aus steigenden Meeresspiegeln, der Verschiebung der Regenzonen, rasant fortschreitender Wüstenbildung und einer Mehrung extremer Wetterereignisse erst Katastrophen werden lassen, die wir weder kontrollieren noch verhindern können, selbst wenn wir das Kyoto-Ziel einer Erderwärmung von nicht mehr als zwei Grad erreichen. Wenn wir hier nicht radikal gegensteuern, sind die paar Millionen Flüchtlinge, die aus dem arabischen Raum Richtung Europa unterwegs sind, erst der Anfang.

Auf dem afrikanischen Kontinent leben ca. 75 Prozent der Bevölkerung von der Landwirtschaft. Sie sind die Schwächsten und Ersten, welche von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen sind. Wenn sie durch Ausbleiben des Regens, Rückgang des Grundwassers, Erosion von fruchtbaren Böden, Überfischung der Weltmeere ihre Existenzgrundlage verlieren, dann sind hunderte Millionen Flüchtlinge, die sich Richtung Europa aufmachen werden, die logische Konsequenz. Die Veränderung der regionalen Ökosysteme wird Migrationsströme und Gewaltexzesse auslösen, deren Auswirkungen globale Ausmaße haben werden.

Wassermangel und Wüstenausdehnung werden zu einem Kampf um knapper werdende Ressourcen führen, der immer wieder von gewalttätigen Konflikten begleitet sein wird. Im Überlebenskampf um knapper werdende Ressourcen wird die Tötung eines Konkurrenten als Entlastung begriffen.

Dem müssen wir radikal gegensteuern! Jeder Einzelne kann etwas dagegen unternehmen: Wir müssen fossile Brennstoffe im Boden lassen und stattdessen in erneuerbare Energie investieren. Wir können die Spirale exzessiver Produktion und exzessiven Konsums auch durch unser Kaufverhalten stoppen. Durch den Ausbau von erneuerbarer Energie, Stärkung der regionalen Wirtschaftskreisläufe statt ungehemmtem Freihandel, öffentlicher und umweltschonender Verkehr statt neuer Megastraßen und Transitrouten, ökologische Landwirtschaft statt Tier- und Agrarfabriken.

In über 2000 Städten weltweit gehen Menschen an diesem Wochenende auf die Straße, um Druck auf die Entscheidungsträger bei der bevorstehenden Klimakonferenz auszuüben, damit unsere Kinder und Enkelkinder eine halbwegs intakte Umwelt auch in Zukunft vorfinden und entsprechende Weichenstellungen getätigt werden. In Linz gibt es einen "Climate March" am heutigen Samstag ab 14 Uhr vor dem Vorplatz des neuen Musiktheaters.

Siehe dazu die zurzeit durchs Net ziehende Fotoserie "Zerstörte Natur"