Eine vom Integrationsministerium in Auftrag gegebene Untersuchung zu islamischen
Kindergärten und -gruppen in Wien sorgt für Aufregung. Die Stadt Wien
ist zu "Konsequenzen bis zur Schließung" bereit, will aber konkrete
Informationen.
Erstellt wurde das Papier vom Institut für islamische
Studien der Uni Wien unter der Leitung von Ednan Aslan. Die Zwischenergebnisse
sorgen nun für einen politischen Schlagabtausch. Das Integrationsministerium
unter Minister Sebastian Kurz (ÖVP) hält "gemeinsames Vorgehen"
für geboten.
Erst rund 30 Kindergärten untersucht
Dies auch,
weil bisher erst rund 30 - von in Wien geschätzt 150 - Kindergärten
und -gruppen untersucht seien. Deshalb sprach Aslan auch von einer Vor-Studie,
die aber bereits erste Tendenzen gezeigt habe. Bei den Trägern der untersuchten
Einrichtungen werden teils extremistische Gruppen als Hintermänner vermutet,
die Erziehung sei stark religiös geprägt und erfolge nicht immer auf
Deutsch. Interreligiöser Dialog finde de facto nicht statt. (..)
Ziele der Studie
In der Forschung sind islamische Kindergärten,
von denen in Wien ca. 150 existieren, bislang kaum thematisiert worden, weswegen
die Erziehungsmethoden und die tradierten Werte in den islamischen Kindergärten
und -gruppen weitgehend unbekannt sind. Da dem Bereich der Elementarpädagogik
Verantwortung zukommt, den Kindern Rahmenbedingungen anzubieten, die deren Entwicklung
bestmöglich unterstützen, kann eine Auseinandersetzung mit den pädagogischen
Zugängen der islamischen Kindergärten dazu führen, Chancen und
Herausforderungen dieser Kindergärten aufzuzeigen und somit zu einer Weiterentwicklung
der einzelnen Kindergärten und deren Konzepten beitragen. Dem Projekt
liegt daher das Bestreben zu Grunde, ausgewählte Kindergärten in Wien
einer inhaltlichen Analyse zu unterziehen, um Tendenzen zu erheben, welche pädagogischen
Schwerpunkte gesetzt werden und welche pädagogischen Zugänge leitend
sind.
Stand der Analyse
- In Wien existieren ca. 150 islamische Kindergärten
(71 uns bekannte Trägervereine) und 450 islamische Kindergruppen (56 Trägervereine),
die Zahl der Kinder wird auf über 10.000 geschätzt.
- Diverse islamische
Verbände, mit ihren dazugehörigen Ideologien und Theologien, bieten
unter verschiedenen Namen ihre Dienste im Bereich der pädagogischen Erziehung
an. Dieser Theologie fühlen sich auch die PädagogInnen verpflichtet.
-
Religiöse Erziehung kann einen wichtigen Beitrag zur Pluralitätsfähigkeit
der Kinder leisten, wenn die religiöse Erziehung sich von einer Gewalt
und Verachtung verherrlichenden Theologie distanziert.
- Ein Teil der Kindergärten
bemüht sich, durch eine konstruktive Pädagogik, einen wertvollen Beitrag
zur Integration der Kinder in eine werteplurale Gesellschaft zu leisten und
eine theologisch begründete Isolation zu vermeiden.
- Ein nicht gering
zu schätzender Teil der islamischen Kindergärten bietet neben den
offiziellen Konzepten ein Sonderprogramm zur religiösen Erziehung an, das
die Kinder nicht für die Gesellschaft vorbereitet, sondern die Kinder
vor der Gesellschaft bzw. den gesellschaftlichen Werten schützen soll.
-
Diese Erziehung befähigt die Kinder weniger zur Pluralitätsfähigkeit,
sondern zu einer theologisch begründeten Isolation.
- Das hat nicht
nur für die Gesellschaft nachhaltige Konsequenzen, sondern auch für
die Zukunftsfähigkeit der islamischen Gemeinde in einem europäischen
Kontext.
Beispiele religiöser Erziehung
- In der religiösen
Erziehung bestimmen die traditionellen Bilder die Erziehung der Kinder.
-
Aufwertung der eigenen Religion vor anderen Religionen und Weltanschauungen.
- Kinder werden mit einem veralteten Sündenverständnis eingeschüchtert
und ihnen wird ihre Entwicklung zur Mündigkeit genommen.
- Selbständiges
Denken und Handeln wird unter dem Zwang der religiösen Regeln nicht gefördert,
sogar verpönt.
- Eltern, die ihre erwartete religiöse Erziehung
nicht bekommen, melden ihre Kinder vom Kindergarten ab. Diese Situation führt
zur Konkurrenz unter den Kindergärten, sodass sie sich bemühen immer
mehr auf die Wünsche der Eltern einzugehen und das religiöse Angebot
mit einem Sonderprogramm zu erweitern.
Lösungsansätze
-
Regelmäßige Sprachförderung im Kindergarten (bspw. durch geschulte
Beauftragte des Magist-rats).
- Besondere Schulungen des pädagogischen
Personals und zielgerichtete Fortbildungsmaßnahmen.
- Entkoppelung
der Kindergärten und Gruppen von islamistischen, salafistischen Trägervereinen.
-
Vor der Vergabe der Lizenzen für die Kindergärten ist eine besondere
Untersuchung der Trägervereine erforderlich. Hier braucht die Stadt die
Beratung externer Experten.
- Qualifikationsprofil der Pädagoginnen
und Pädagogen steigern (besonders Kindergruppenbetreuerinnen weisen eine
geringe Ausbildung auf, was sowohl auf islamische Kindergärten oder Kindergruppen,
als auch auf nicht islamisch geführte Kindergruppen zutrifft).
- Abschaffung
des Ausbildungsprogramms für die KindergartenassistentInnen oder auch Verpflichtung
der Kindergruppen zur Beschäftigung der ausgebildeten ErzieherInnen.
-
PädagogInnen unterschiedlicher Religionszugehörigkeit (was auch in
islamischen Kindergärten teilweise der Fall ist) im Kindergarten anstellen.
-
Konzepte für den Umgang mit religiöser Vielfalt erarbeiten und den
Kindergärten zur Verfügung stellen.
- Gefühl der Beobachtung/Opferrolle
der Kindergärten in gemeinsame Arbeit mit Kindergärten umwandeln.
-
Zusammenarbeit der Kindergärten mit Schulen forcieren.
- Organisationsentwicklung
in Form von Fortbildungen in den einzelnen Kindergärten anbieten, damit
sich diese mit ihrem eigenen Konzept beschäftigen und dieses weiterentwickeln
können.
- Weiterführende Forschungsprojekte, in denen Kinder und
deren Wünsche für die Kindergärten zur Sprache kommen.
- Regelmäßige
Evaluation der Kindergärten und Gruppen durch unabhängige Experten.
Soweit dieser Text zur Studie
Ednan Aslan hatte bereits im September
2014 vor solchen Sachverhalten gewarnt, siehe dazu ORF-Meldung vom 30.9.2014,
"Pädagoge: Salafisten beeinflussen Kindergärten".
Reaktion
der Wiener Politik hatte es damals dazu keine gegeben und auch jetzt redet man
sich wieder davon weg. Aus ganz billigem Opportunismus.
Bürgermeister Häupl und die Seinen wissen, dass die Wiener Muslime
weit überwiegend die SPÖ wählen. Wohl einerseits, weil für
diesen Wählerbereich die ÖVP zu christlich, die Grünen zu weltlich
und die FPÖler zu ausländerfeindlich sind. Aber wie man ja auch aus
anderen Bereichen weiß, neigt man im muslimischen Migrantenbereich dazu, dem
jeweiligen "Sultan" zu huldigen, etwa der ÖVP in Vorarlberg
oder der SPÖ in Linz, wo sich der dortige Bürgermeister Luger sogar
unentwegt als netter Partner türkischer Rechtsextremisten präsentiert.
In Wien wird man aber doch wohl die Sache nun genauer ins Auge nehmen müssen.
Die Ausführung der aktuellen Studie erfolgte im Auftrag von ÖVP-Integrationsminister
Kurz, da wird auch ein weiteres SPÖ-Schweigen nicht sehr viel helfen. Denn
Profiteur
bei solchen Dummheiten wird wieder einmal die FPÖ sein...
Fuat Sanaç von der Islamischen Glaubensgemeinschaft
in Österreich, der sich anscheinend als eine Art Kalif sieht, hat sich
am 7.12.
im Mittagsjournal lautstark empört, er meinte, es wäre
undemokratisch und hetzerisch, Probleme in Islamkindergärten zu suchen
und außerdem sei alles nicht wahr. Was wohl bestens beweist, dass es
höchste Zeit ist, sich um diesen Bereich endlich zu kümmern!
Hier der Tonmitschnitt des
Sanaç-Interviews: