Es ist eine sublime Art von Kulturkampf, wenn im Namen von Presse- und Meinungsfreiheit ausgereizt wird, wie weit man in einer aufgeklärt-säkularen Welt gehen kann, deren höchstes Gut doch, wie allenthalben propagiert, die Toleranz ist. Andersdenkende und vor allem Andersgläubige, das "Anders" kann man hier meist auch weglassen, herabzuwürdigen, zu verunglimpfen und sie möglichst wirkungsvoll in dem zu treffen, was ihnen heilig ist, ohne selbst belangt zu werden, das ist bewusst Tendenz.
Unkatholische Anmerkung: "Kulturkampf" wurde die Auseinandersetzung
zwischen Staat und Kirche um den Einfluss in kulturpolitischen Fragen im 19.
Jahrhundert in Preußen unter Bismarck bezeichnet. Die katholische
Kirche hat damals den Kulturkampf nicht gewonnen und der Säkularismus gewann
Platz, z.B. wurde kirchliche Schulaufsicht durch eine staatliche ersetzt und
die Zivilehe eingeführt, also Dinge erkämpft, die heute auch für
jeden Katholiken selbstverständlich sind.
Warum der Bischof das Wort
"sublim" verwendet, erscheint rätselhaft, denn es bedeutet laut
Thesaurus zart, fein, detailliert, spitzfindig, scharfsinnig, differenziert,
feinfühlig, sensibel. Da hat der Herr Algermissen gemäß seinen
nachfolgenden Ausführung, das falsche Eigenschaftswort verwendet.
In
Frankreich gibt es eine klar verfassungsmäßig geregelte Trennung
von Staat und Religion und darum auch klare Religions- und Meinungsfreiheit,
da braucht eigentlich niemand mehr was ausprobieren, weil einschreiten tun in
Frankreich gegen die freie Meinungsäußerung nur Islamfaschisten,
katholische Kleriker haben dort keine zensurgesetzlichen Zugriffe! Ansichten
herabzuwürdigen, ist ein Element der Meinungsfreiheit, wenn wer seine Ansichten
als "heilig" erklärt dann kann das nicht bedeuten, dass
kritische Meinung oder Spott darüber unzulässig sind! Die Toleranz
ist nicht das höchste Gut - wie man auch an der bischöflichen Meinung
deutlich sieht: er toleriert es nicht, wenn über Religion gespottet wird!
kath.net: Vor kurzem, ein Jahr nach den Anschlägen auf "Charlie
Hebdo", hat das Satiremagazin eine Sonderausgabe herausgebracht, auf deren
Titelseite die Zeichnung eines bärtigen alten Mannes mit dem göttlichen
Dreieck über dem Kopf zu sehen ist. Das weiße Gewand ist blutbefleckt,
auf dem Rücken trägt die flüchtende Figur eine Maschinenpistole.
Das alles unter der Überschrift "Ein Jahr danach - der Mörder
ist immer noch auf freiem Fuß". Dazu hat das Magazin einen Kommentar
veröffentlicht, der alle Religionen in gemeiner Weise beschimpft.
Das
ist für mich weder originell noch komisch oder intelligent, sondern bewusst
gotteslästerlich und peinlich dumm. Allerdings wurde gerade diese Ausgabe
des Magazins in Deutschland zehntausendfach verkauft.
Unkatholische
Anmerkung: So sah das Bild aus, damit wurde der religiöse Terror in der
Geschichte der Menschheit treffend zusammengefasst, dass die katholische Kirche
keine weltliche Macht mehr hat, anderen ihre Weltsicht aufzuzwingen, ist eine
Errungenschaft der Aufklärung, der Islamterror ist eine weltweit Gefahr.
kath.net: Das passt in direkter Linie zur geistigen Verfasstheit
von bewusst diffamierenden Cover-Darstellungen des inkontinenten Papstes auf
der ersten Seite eines deutschen Satiremagazins im Sommer 2012. Der Deutsche
Presserat mag das nachträglich als "entwürdigend und ehrverletzend"
gerügt haben, doch dem indizierten Satiremagazin und so manchen Meinungsmachern
geht es schlicht um den Tabubruch: Je brutaler die Provokation, umso größer
die Wirkung. Das garantiert Aufmerksamkeit, Auflage und Profit. Dass damit Zug
um Zug die zivilisatorischen Errungenschaften unseres Gemeinwesens zerstört
werden, das auf der Wertebasis christlich-jüdischen Erbes gründet,
wird man erst merken, wenn der soziale Friede sich bereits in Auflösung
befindet.
Toleranz kommt übrigens vom lateinischen "tolerare",
das heißt "ertragen", eine Tugend, die tief aus religiöser
Überzeugung erwächst. Indes hat das "Ertragen" seine Grenzen
da, wo Würde bewusst zerstört wird.
Unkatholische Anmerkung: Ja, Herr Algermissen, Sie müssen es eben ertragen, dass Ihre selbstentwickelten "heiligen Gefühlen" anderen Leuten nicht heilig sind! Atheisten müssen es auch ertragen, wenn sie von Klerikern verteufelt werden, aber wir müssen nimmer auf den Scheiterhaufen oder für unsere Meinungen ins Gefängnis! Die "Wertebasis christlich-jüdischen Erbes" ist längst nimmer die Basis des heutigen Gemeinwesens, sondern diese Basis bilden die durch die europäische Aufklärung errungenen Grund- und Freiheitsrechte, die seinerzeit trotz des katholischen Kampfes für ein Zurück in den Vormodernismus durchgesetzt wurden! Religionen produzieren keine "Würde", sie verlangen Unterwerfung und Charlie Hebdo ist eben genau das Signal der Nichtunterwerfung vor mittelalterlichen Vorstellungen! Die Toten vom 7.1.2015 sind Märtyrer der Meinungsfreiheit, deren Nachfolgern und allen anderen, die Religionskritik üben, hat ein katholischer Wichtigtuer gar nichts zu sagen!