Die seltsame Welt eines katholischen Bloggers

Jan Weber am 3.3.2016 auf hpd: "Wenn die Grünen "gläubige Mensch mit Stumpf und Stiel ausrotten"


Bild: Anselm Feuerbach: Junge "Hexe", zum Scheiterhaufen gefahren, 1851

Peter Winnemöller ist nach Kathpedia, der "freien katholischen Enzyklopädie ein freier deutscher Journalist und Blogger. Und manchmal verirrt er sich auch auf kath.net – so wie gestern, als er den Säkularen Grünen Mordabsichten unterstellte.

Man muss nicht in jedem Falle mit allem einverstanden sein, was sich der Arbeitskreis der Säkularen Grünen auf seine politischen Fahnen gestickt hat. Klar jedoch dürfte sein, dass dieser innerparteiliche Arbeitskreis bislang einen eher geringen Einfluss außerhalb der eigenen Partei hat.

Das immerhin sieht Herr Winnemöller anders, der gestern wutentbrannt das Tintenfass bzw. die Tastatur nach den Säkularen Grünen warf. Bei kath.net versucht er sich erst in Ironie, dann – man sieht beim Lesen regelrecht den Schaum vor dem Mund – schreibt er sich in Rage und wird boshaft. Man kann fast dabei zusehen, wie der Tellerrand immer höher wird, hinter dem der Autor sich verschanzt.

So schreibt er über die Ziele des Arbeitskreises: "Die Konkordate des Heiligen Stuhls mit den Ländern sollen gestrichen werden. Eine krasse Vorstellung, einen Völkerrechtlichen Vertrag einfach zu kicken. Staaten, die so etwas machen, kann man getrost als Schurkenstaaten bezeichnen." Nach dieser Logik allerdings müssten sehr sehr viele Staaten auf der Erde ein "Schurkenstaat" sein. Denn Konkordate hat nur eine Minderheit der Länder der Erde abgeschlossen.

Doch mit dieser offenkundigen Falschaussage nicht genug; abschließend warnt er davor, die Grünen (die in ihrer Gesamtheit nun wahrlich keine unreligiöse Partei ist) zu wählen. Denn "alles gutmenschlich hypertolerant daherkommende Geschwurbel in den Papieren dieses Arbeitskreises kann beim besten Willen nicht darüber hinweg täuschen, dass nicht nur die Kirche sondern auch der Glaube und, wenn es hart auf hart kommt, auch der gläubige Mensch mit Stumpf und Stiel ausgerottet werden soll." (Hervorhebung: JW)

Diese "Mordabsichten" lesen sich im Selbstverständnis des Arbeitskreises so: "Als säkulare Grüne streben wir eine Gesellschaft an, in der Menschen verschiedener Glaubensrichtungen und Weltanschauungen sowie Konfessionsfreie gleichberechtigt zusammenleben. Niemand soll aufgrund seiner Weltanschauung oder der Zugehörigkeit zu einer bestimmten Religion bevorzugt oder diskriminiert werden. Privilegien von Kirchen und Religionsgemeinschaften sollen daher abgeschafft werden."

Doch das Lesen von Texten weltanschaulich Andersdenkender gehört nicht zu den Schwerpunkten eines Herrn Winnemöllers. Das wäre ja auch schwierig; stört doch Sachkenntnis bei der Urteilsfindung ungemein. Zumal, wenn die Meinung feststeht.

Und weil wir gerade beim Herrn Winnemöller sind, gleich noch eine Blog-Botschaft von ihm, die ob ihres seltsamen Inhalts ihre Kreise durchs Net zieht:

Kreuze ab und weg damit - welche eine Dummheit

Auf der Site katholon.de von Peter Winnemöller ging's am 2.3. um die Entscheidung im Saarbrücker Amtsgericht, dort die Kreuze zu entfernen:
"Der Präsident des Saarbrücker Amtsgerichts, Stefan Geib, hat in den Sitzungssälen die Kreuze abhängen lassen. Als Begründug gab er an, nicht in diesem Zeichen dieser Autorität werde Recht gesprochen. An Stelle der Kreuze hängt nun das Landeswappen.
Der Amtsgerichtspräsident hat natürlich Recht, wenn er angibt, im Amtsgericht Saarbrücken werde nicht im Zeichen des Kreuzes Recht gesprochen. Das weltliche Recht ist der Maßstab der Urteilsfindung auch im dortigen Amtsgericht. Das darf man zumindest hoffen.
Unrecht der Amtsgerichtspräsident dennoch. Denn worauf fußt denn unser Rechtssystem, wenn nicht auf dem Christentum, dessen Zeichen das Kreuz ist? Unsere gesamte europäische Kultur und damit auch die Rechtskultur sind ohne das Christentum nicht denkbar. Das moderne Rechtssystem, dem der Gedanke der unveräußerlichen Würde eines jeden Menschen zu Grunde liegt, ist ein Gedankengebäude, welches ohne den Grundsatz der Gottesebenbildlichkeit des Menschen überhaupt nicht existieren könnte. Keine Kultur der Welt hat einen solchen Gedanken der Gleichheit eines jeden Menschen vor dem Gesetz ohne Ansehen der Person hervorgebracht. Alle Versuche, einen Staat auf atheistischer Basis und Leugnung einer jenseitigen absoluten aber auch absolut guten Macht – diese nennen wir Gott – aufzubauen, endeten in scheußlichster Barbarei. So hat das Kreuz in einem Sitzungssaal eines europäischen Gerichtes sehr wohl seinen Platz. (..)

Glaubt der Betreiber dieser Site, der Herr Winnemöller, ernsthaft an das was er da schreibt? "Keine Kultur der Welt hat einen solchen Gedanken der Gleichheit eines jeden Menschen vor dem Gesetz ohne Ansehen der Person hervorgebracht"? Hieß nicht im Kampf um die Menschenrechte die Parole der Französischen Revolution "Freiheit, Gleichheit Brüderlichkeit"? Weil es eben im feudalen christlichen Mittelalter keine Spur einer Gleichheit der Menschen gab! In den hohen Zeiten der Herrschaft christlicher Werte gab es Sklaven, gab es Leibeigene, gab es rechtlose Bürger, gab es herrschende Adelige, die Gesellschaft war in Klassen und Kasten gegliedert, von Freiheit und Gleichheit nicht der Funke einer Spur!

Die weltlichen und geistigen Herren hatten seinerzeit die Rechte über ihre Untertanen und es dauerte bis ins 20. Jahrhundert, dass die Gleichheit vor dem Gesetz in Europa Rechtsgrundsatz zu werden begann. Aber fürn Winnemöller hat das Christentum die Menschenrechte erfunden, bloß seltsam, dass in Europa außer Weißrussland nur noch der Vatikan die Menschenrechtscharta nicht unterschrieben hat...