Bild: Anselm Feuerbach: Junge "Hexe", zum Scheiterhaufen gefahren, 1851
Peter Winnemöller ist nach Kathpedia, der "freien katholischen Enzyklopädie ein freier deutscher Journalist und Blogger. Und manchmal verirrt er sich auch auf kath.net – so wie gestern, als er den Säkularen Grünen Mordabsichten unterstellte.
Man muss nicht in jedem Falle mit allem einverstanden sein, was sich
der Arbeitskreis der Säkularen Grünen auf seine politischen Fahnen
gestickt hat. Klar jedoch dürfte sein, dass dieser innerparteiliche
Arbeitskreis bislang einen eher geringen Einfluss außerhalb der eigenen
Partei hat.
Das immerhin sieht Herr Winnemöller anders, der gestern wutentbrannt das Tintenfass bzw. die Tastatur nach den Säkularen Grünen warf. Bei kath.net
versucht er sich erst in Ironie, dann – man sieht beim Lesen regelrecht
den Schaum vor dem Mund – schreibt er sich in Rage und wird boshaft.
Man kann fast dabei zusehen, wie der Tellerrand immer höher wird, hinter
dem der Autor sich verschanzt.
So schreibt er über die Ziele des Arbeitskreises: "Die Konkordate des
Heiligen Stuhls mit den Ländern sollen gestrichen werden. Eine krasse
Vorstellung, einen Völkerrechtlichen Vertrag einfach zu kicken. Staaten,
die so etwas machen, kann man getrost als Schurkenstaaten bezeichnen."
Nach dieser Logik allerdings müssten sehr sehr viele Staaten auf der
Erde ein "Schurkenstaat" sein. Denn Konkordate hat nur eine Minderheit der Länder der Erde abgeschlossen.
Doch mit dieser offenkundigen Falschaussage nicht genug; abschließend
warnt er davor, die Grünen (die in ihrer Gesamtheit nun wahrlich keine
unreligiöse Partei ist) zu wählen. Denn "alles gutmenschlich
hypertolerant daherkommende Geschwurbel in den Papieren dieses
Arbeitskreises kann beim besten Willen nicht darüber hinweg täuschen,
dass nicht nur die Kirche sondern auch der Glaube und, wenn es hart auf
hart kommt, auch der gläubige Mensch mit Stumpf und Stiel ausgerottet werden soll." (Hervorhebung: JW)
Diese "Mordabsichten" lesen sich im Selbstverständnis
des Arbeitskreises so: "Als säkulare Grüne streben wir eine
Gesellschaft an, in der Menschen verschiedener Glaubensrichtungen und
Weltanschauungen sowie Konfessionsfreie gleichberechtigt zusammenleben.
Niemand soll aufgrund seiner Weltanschauung oder der Zugehörigkeit zu
einer bestimmten Religion bevorzugt oder diskriminiert werden.
Privilegien von Kirchen und Religionsgemeinschaften sollen daher
abgeschafft werden."
Doch das Lesen von Texten weltanschaulich Andersdenkender gehört
nicht zu den Schwerpunkten eines Herrn Winnemöllers. Das wäre ja auch
schwierig; stört doch Sachkenntnis bei der Urteilsfindung ungemein.
Zumal, wenn die Meinung feststeht.
Auf der Site katholon.de von Peter Winnemöller ging's am 2.3. um
die Entscheidung im Saarbrücker Amtsgericht, dort die Kreuze zu entfernen:
"Der
Präsident des Saarbrücker Amtsgerichts, Stefan Geib, hat in den Sitzungssälen
die Kreuze abhängen lassen. Als Begründug gab er an, nicht in diesem
Zeichen dieser Autorität werde Recht gesprochen. An Stelle der Kreuze hängt
nun das Landeswappen.
Der Amtsgerichtspräsident hat natürlich Recht,
wenn er angibt, im Amtsgericht Saarbrücken werde nicht im Zeichen des Kreuzes
Recht gesprochen. Das weltliche Recht ist der Maßstab der Urteilsfindung
auch im dortigen Amtsgericht. Das darf man zumindest hoffen.
Unrecht der
Amtsgerichtspräsident dennoch. Denn worauf fußt denn unser Rechtssystem,
wenn nicht auf dem Christentum, dessen Zeichen das Kreuz ist? Unsere gesamte
europäische Kultur und damit auch die Rechtskultur sind ohne das Christentum
nicht denkbar. Das moderne Rechtssystem, dem der Gedanke der unveräußerlichen
Würde eines jeden Menschen zu Grunde liegt, ist ein Gedankengebäude,
welches ohne den Grundsatz der Gottesebenbildlichkeit des Menschen überhaupt
nicht existieren könnte. Keine Kultur der Welt hat einen solchen Gedanken
der Gleichheit eines jeden Menschen vor dem Gesetz ohne Ansehen der Person hervorgebracht.
Alle Versuche, einen Staat auf atheistischer Basis und Leugnung einer jenseitigen
absoluten aber auch absolut guten Macht – diese nennen wir Gott – aufzubauen,
endeten in scheußlichster Barbarei. So hat das Kreuz in einem Sitzungssaal
eines europäischen Gerichtes sehr wohl seinen Platz. (..)
Glaubt der Betreiber dieser Site, der Herr Winnemöller, ernsthaft
an das was er da schreibt? "Keine Kultur der Welt hat einen solchen Gedanken
der Gleichheit eines jeden Menschen vor dem Gesetz ohne Ansehen der Person hervorgebracht"?
Hieß nicht im Kampf um die Menschenrechte die Parole der Französischen
Revolution "Freiheit, Gleichheit Brüderlichkeit"? Weil es eben
im feudalen christlichen Mittelalter keine Spur einer Gleichheit der Menschen
gab! In den hohen Zeiten der Herrschaft christlicher Werte gab es Sklaven, gab
es Leibeigene, gab es rechtlose Bürger, gab es herrschende Adelige, die
Gesellschaft war in Klassen und Kasten gegliedert, von Freiheit und Gleichheit
nicht der Funke einer Spur!
Die weltlichen und geistigen Herren hatten
seinerzeit die Rechte über ihre Untertanen und es dauerte bis ins 20. Jahrhundert,
dass die Gleichheit vor dem Gesetz in Europa Rechtsgrundsatz zu werden begann.
Aber fürn Winnemöller hat das Christentum die Menschenrechte erfunden,
bloß seltsam, dass in Europa außer Weißrussland nur noch der
Vatikan die Menschenrechtscharta nicht unterschrieben hat...