Es gibt eine neue Stellungnahme von dem freundlichen Freigeist, der wissenbloggt schon die Kneifzangengymnastik
spendierte. Diesmal ist es nicht die Quelle, die einer Kneifzange
bedarf, sondern der Inhalt. Es geht um Schweinefleisch (Bild: Hans,
pixabay).
Eingeläutet wird die "Schweinefleisch-Posse“ von einem SPIEGEL-ONLINE-Artikel, Schleswig-Holstein: CDU für Recht auf Schweinefleisch in öffentlichen Kantinen (1.3.). Der Inhalt: Schluss mit "falschverstandener Rücksichtnahme" beim Speiseplan. … Immer
mehr Kantinen, Kitas und Schulen nehmen Schweinefleisch aus ihrem
Angebot, um auf religiöse Gebräuche Rücksicht zu nehmen.
Dagegen wendet sich die CDU in Schleswig-Holstein, denn zur gesunden Ernährung "gehört in unserer Kultur auch der Verzehr von Schweinefleisch." Darüber gibt es auch andere Ansichten, doch nicht deshalb erntete die CDU Spott und Häme ("1. April"). Beim Spiegel hieß das Schleswig-Holstein: CDU erntet Spott für Schweinefleisch-Offensive (1.3.): Wer keine anderen kulturellen Werte als Schweinefleisch habe, "ist eine arme Sau". Es dürfe keine Schweinefleischpflicht geben.
Wer aber die Artikel liest, der findet Schnitzel & Co. nicht als
Zwang im Menü, sondern nur als erlaubte Option. Damit wäre die
Schweinefleisch-Posse sprichwörtlich "auf dem Teller gelandet“, wie
unser geneigter Kommentator anmerkt.
In seinen Worten:Die CDU ist, wie auch die CSU, in vielen Belangen eine
populistische Partei, die mit solcherlei Themen versucht, Wähler auf
ihre Seite zu ziehen. Vorbild für den Vorstoß der
schleswig-holsteinischen CDU war hierbei die dänische Stadt Randers, die
öffentliche Einrichtungen dazu verpflichtete, Schweinefleisch auf den
Speiseplan zu setzen.
Um schnell nochmal den Spiegel zu zitieren, da hieß es am 30.1. "Frikadellenkrieg": Dänische Stadt verordnet Schweinefleisch-Verzehr: Die
dänische Stadt Randers will ein Zeichen gegen Muslime setzen - und hat
öffentliche Einrichtungen dazu verdonnert, Schweinefleisch auf den
Speiseplan zu setzen. Schon ist von einem "Frikadellenkrieg" die Rede.
Dort war gleich die Rede davon, es werde versucht, Kindern eine
bestimmte Ideologie aufzudrängen. Dabei ist der Vorstoß nur die Antwort
auf die Debatte, ob aus Rücksicht auf Muslime das Schweinefleisch von
den Speiseplänen der öffentlichen Einrichtungen verschwinden solle.
Unser Kommentator fasst das in die Worte, es ginge doch nur um die
Verpflichtung, Schweinefleisch auf dem Speiseplan zu lassen, und:
Im Artikel über die Praxis der dänischen Stadt wird es so
dargestellt, als sei besonders die rechtspopulistische Dänische
Volkspartei (DF) für diesen Vorstoß verantwortlich. Weiterhin wird es so
dargestellt, als habe man diese Praxis extra eingeführt, um Muslime zu
diskriminieren.
Selten habe ich so viel Unsinn in Artikeln gelesen, die doch
eigentlich neutral geschrieben sein sollten und keiner bestimmten
Meinung Vorschub leisten sollten. Und weil die schleswig-holsteinische
CDU sich dafür einsetzt, dass Schweinefleisch auf dem Speiseplan – aus
dem sich wohlgemerkt jeder auswählen kann, was er oder sie möchte! -
beibehalten wird und nicht generell verbannt wird, um falschverstandener
Rücksichtnahme gegenüber Muslimen, Juden, Vegetariern und Veganern
zuvorzukommen. Stattdessen machen sich nun Oppositionsparteien darüber
lustig und schwafeln davon, als wolle die schleswig-holsteinische CDU
jeden dazu verdonnern, Schweinefleisch zu essen - was natürlich völliger
Quatsch ist. Man möchte sich nur nicht von einer Minderheit seine
Essgewohnheiten diktieren lassen.
Und kommt einem das "Argument" nicht bekannt vor, das nun
politische Gegner völlig plump und dumm verwenden, dass die
schleswig-holsteinische CDU angeblich für eine Schweinefleisch"pflicht"
einträte? Es ist 1:1 dasselbe wie die an den Haaren herbeigezogene
Befürchtung der Tea-Party-Anhänger, dass mit der Einführung der Homo-Ehe
nicht eine weitere Option entsteht; sondern dass die Hetero-Ehe
diskriminiert und verdrängt wird und jeder irgendwann dazu
"verpflichtet" würde, eine Homo-Ehe einzugehen. Das ist natürlich
völliger Unsinn, aber das ist die Art von "Logik", mit der wir es hier
zu tun haben.
Sicherlich tut man sich keinen Gefallen damit, wenn man
Schweinefleisch als Teil "eine[r] gesunde[n] und ausgewogene[n]
Ernährung" hervorhebt, denn Schweinefleisch ist dafür keineswegs nötig.
Die Sache, der allerdings Vorschub geleistet werden soll, ist die
Folgende: Da es in manchen lautstarken Kreisen "hip" zu sein scheint,
(Schweine-)Fleischesser auf jede nur erdenkliche Weise anzugreifen,
unterstützt man auch die Belange anderer Gruppen, wie zum Beispiel der
Muslime, Schweinefleisch aus Kantinen zu verbannen, um wenigstens einen
"Teilsieg" in Sachen Bevormundung erreichen zu können.
Ich wäre ja mal darauf gespannt, wenn es nicht um
(Schweine)Fleisch, sondern um alkoholische Getränke gehen würde. Kein
Bier und kein Radler mehr in der Kantine des Finanzministeriums, denn es
könnte ja die „religiösen Gefühle“ der Muslime, Mormonen, … verletzen.
Ob das dann von so manchen Kreisen immer noch bejubelt werden würde,
wage ich zu bezweifeln. Insofern ist die Posse, die aus dem
Schweinefleischkonsum hier gemacht wird, nicht bei der
schleswig-holsteinischen CDU zu suchen, sondern bei den fadenscheinigen
„Argumenten“ und Einwänden ihrer Gegner.
Die Idee der Verpflichtung zu einem sogenannten "Veggie-Day" war es
auch, der den Grünen bei der letzten Bundestagswahl den Ruf einer
Bevormundungs-Partei einbrachte, mögen die Absichten hinter der
Einführung eines solchen Tages auch noch so gut gewesen sein. Besonders
in einer Demokratie sollte man sich gegen jede Art von Bevormundung
wehren, von welcher Seite sie nun auch immer kommen mag. Deshalb werden
wohl auch die Liberalen in Dänemark den Vorstoß der Dänischen
Volkspartei in Randers unterstützt haben. Dies sollte nicht
ausgeklammert und vergessen werden!
Soweit der freundliche Freigeist. Wenn man die Bevormundung
zuendedenkt, gehört auch das Rindfleisch auf den Index, denn das ist bei
den Hindus tabu.
Oder gleich alles geschlachtete Fleisch, wie beim Buddhismus. Oder
Hunde wie fast überall außer in China. Oder die Pferde wie beim Judentum
und in einigen US-Staaten; oder Schweine, Pferde und Esel beim Islam.
Das ergibt allerhand Möglichkeiten, um Frikadellenkrieg und
Schweinefleisch-Posse auszuweiten. Rinderwahnsinn (hatten wir schon in
anderem Sinn), Pferdesalami-Bann und jede andere Eselei.