Integrationsversagen

Am 16.3.2016 berichteten der KURIER und der ORF aus der Wiener Realität in Sachen Integration. Andrea Walach, die Direktorin der "Neuen Mittelschule" in der Gassergasse in Margareten, dem Bezirk mit dem höchsten Ausländeranteil, hatte Reporter des KURIER empfangen, die eine Reportage verfassten, die am 13.3. erschien.

Die Direktorin erklärte die Situation in der Schule: "Wir haben die Anmeldungen für nächste Jahr schon durchgesehen. Wir bekommen Schüler aus allen Kulturkreisen, Serben, Polen, Türken, Somali, Iraker, Syrer, Bosnier, Inder, Tschetschenen, Albaner, Ungarn, Slowaken. Ganz so wie Wiens Bevölkerung."

Die Erfolge der Schule drittelte Frau Walach, ein Drittel schaffe den schulischen Aufstieg, Handelsschulen, Handelsakademien oder in Oberstufengymnasien, ein Drittel würde Lehrabschlüsse schaffen und das dritte Drittel sei "leider nicht vermittelbar": Ende der Schulpflicht, vergebliche Suche nach einem Lehrplatz, AMS-Kurse, Sozialhilfe, vielleicht ein Leben lang.

Das Problem sei das erlernen der deutschen Sprache: "Deutsch, das merkt jeder Besucher sofort, wird von den meisten Kindern nur in Satzfragmenten gesprochen. Das betrifft nicht nur die Neuankömmlinge, sondern auch viele, die seit Jahren hier leben - aber außer in der Schule nie Deutsch hören oder sprechen."

Und dagegen wird praktisch nichts gemacht. Ein bisschen Deutschlernen auf kleiner Flamme, wenn's nichts wird, dann wird's eben nichts. Die Direktorin beklagt sich darum, dass "die verantwortlichen Politiker keine Ahnung haben, wie es in Wirklichkeit an den Schulen zugeht."

Der Widerspruch zwischen den angeführten Drittelungen und der Feststellung, dass die meisten Kinder nur in Satzfragmenten sprechen, wurde im KURIER-Report nicht thematisiert, die Direktorin dürfte die Realität sogar etwas schöngeredet haben. Das Ministerium thematisierte jedenfalls die Aussagen der Lehrerin:

(Screenshot Kurier-Site vom 16.3.)

Im Artikel wird dann noch einmal zusammengefasst: "(..) Der Anteil an Kindern mit nicht deutscher Muttersprache liegt dort bei 98 Prozent. An ihrer Schule, erklärte Walach, würden die Lehrer das Beste geben, doch seien die Defizite einiger Schüler so groß, dass sie auch nach dem Ende der Schulpflicht Deutsch nur in Satzfragmenten sprechen und kaum Lesen, Schreiben und Rechnen können. Für rund ein Drittel der Schüler sei aus ihrer Erfahrung der weitere Lebensweg vorgezeichnet, weil sie 'leider nicht vermittelbar' seien: Ende der Schulpflicht, vergebliche Suche nach einem Lehrplatz, AMS-Kurse, Sozialhilfe. 'Eine verlorene Generation' nennt das die Direktorin. Hauptgrund seien vor allem die massiv fehlenden Deutschkenntnisse."

In Österreich liegt die Zahl der Pflichtschulabgänger, die nicht ausreichend Lesen, Schreiben und Rechnen können, etwas unter 30 Prozent. Es wird klarerweise auch manche indigene Schüler geben, die in diesen Bereich fallen, aber es sind sicherlich überwiegend Kinder mit Migrationshintergrund, wie ja auch ein gesamtösterreichischer Schultest im Jahre 2012 ergeben hat. Dieser Test wurde nie wiederholt, weil das Ergebnis so schlecht war. Auf dieser Site war damals darüber berichtet worden, siehe "Schulleistungstest". Dort war auch die nebenstehende APA-Grafik zu sehen, die den durch Migrationshintergrund verursachten Unterschied aufzeigte.

Dazugelernt hat man durch die Testreihe von 2012 nichts, man hat im Gegenteil beschlossen, nicht mehr zu testen und alles weiterhin so falsch zu machen wie bisher. Frau Walach sagte dem Kurier über die Meinung des Ministeriums zu ihrer dort abgedruckten Kritik: "Inhaltlich geht es darum, dass der Schulinspektor mich belehren möge. Und wenn ich so wenig Ahnung hätte, sollte ich mich hüten, in der Öffentlichkeit etwas kund zu tun."

Das ahnungslose Ministerium will also ein Sprechverbot verhängen, weil eine Schuldirektorin, die seit vierzig Jahren im Lehrberuf tätig ist, ahnungslos ist, während man im Ministerium die wahre Wahrheit weiß, der niemand widersprechen darf. Was wieder unsereinen zur Vermutung führen könnte, wir würden von Idioten regiert.

Aber das ist zu scharf. In Wahrheit waltete wieder Palmström, im Ministerium schloss man "messerscharf, dass nicht sein kann, was nicht sein darf" (Christian Morgenstern, "Die unmögliche Tatsache" aus den Palmström-Liedern). Und wenn das Ministerium so eine glasklare Wahrheit feststellt, dann haben die vororts direkt Betroffenen ihr Schandmaul zu halten, weil Österreich ist ja eine Dings, äh eine, äh, wie hieß das noch? Und da gibt's das verfassungsmäßige Recht auf freie ministerielle Meinungsäußerung!

Der Kurier zitiert den Lehrer-Gewerkschafter Paul Kimberger zum ministeriellen Schreiben an die Direktorin: "Das passiert immer wieder. Es ist nicht erwünscht, die Wahrheit zu sagen, wenn jemand die heile Welt am Minoritenplatz durcheinanderbringt. Aber sollte die Direktorin irgendwas disziplinarrechtlich zu befürchten haben, werden wir wenn nötig bis zum Höchstgericht gehen. Das ist einfach nur skandalös." Die Schule sei "alles andere als ein Einzelfall, sondern in Abstufungen an vielen Schulstandorten Realität".

Dass Integration auf diese Weise scheitern kann, darf nicht wahr sein. Wenn es aber dann doch wahr sein sollte, dann könnte es jedoch vielleicht hilfreich sein, die Bildungsministerin Gabriele Heinisch-Hosek und ihren Stab auszuwechseln...