Kann man für Flüchtlinge spenden?

Ergänzt am 24.3.2016, siehe ganz unten!

Diese Frage stellte sich nun in Österreich. Die aus dem Bereich der Sozialdienstleister stammenden Organisationen, welche die infrastrukturelle Bewältigung des Asylzustroms von 2015 übernommen hatten, scheinen nämlich der Ansicht zu sein, für Flüchtlinge zu spenden sei gar nicht möglich.

Denn am 10. Februar schrieb das Innenministerium an zwölf Organisationen und wies auf die Vereinbarungen mit diesen hin, demnach würden die "Förderungen" genannten Entschädigungen grundsätzlich nur jene Kosten betreffen, die "nicht durch Zuwendung Dritter (insbesondere Spenden) abgedeckt sind".

Was also schlichtweg heißt, Spenden für Flüchtlinge sind für Flüchtlinge, auch für deren Grundversorgung, zu verwenden. Die betroffenen NGOs wollen sich nun nicht mehr daran erinnern, was sie unterschrieben haben und vertreten den Standpunkt, so ginge das nicht, die oö Volkshilfe meint etwa: "Die Zivilgesellschaft hat in den vergangenen Monaten enormen Einsatz gezeigt, hat Lebensmittel, Zelte und Schlafsäcke, Zeit und auch Geld gespendet, um Schutzsuchende zu unterstützen und zu versorgen. Sie hat damals in einer akuten Situation staatliche Aufgaben übernommen. Jetzt auf Spendengeld zuzugreifen, um eine staatliche Aufgabe zu finanzieren, ist für uns absolut inakzeptabel."
Auch das Rote Kreuz lässt wissen: "Das Geld kommt vom Bund - da zahlt das Rote Kreuz keinen Cent aus Spendengeldern hinzu"

Dass die Sozialdienstleistungsvereine in Bereichen tätig sind, die nicht von staatlichen Einrichtungen direkt betrieben werden, ist ja klar. Auch der Rettungsdienst wird vom Roten Kreuz und vom Arbeitersamariterbund betrieben und nicht vom Gesundheitsministerium. Bezahlt werden diese Dienste aber von den Krankenkassen und der öffentlichen Hand! Auch die Feuerwehren werden mit öffentlichen Mitteln ausgerüstet und Spenden dienen dort in erster Linie als Belohnungen (Feste, Ausflüge) für die aktiven Feuerwehrleute und nicht für neue Schläuche.

Was wollen die sozialdienstleisterischen NGOs mit den Spendengeldern tun, wenn man sie nicht für die Dinge verwenden will, für die sie gespendet wurden? Aufs Sparbuch legen? Für die Flüchtlingsarbeit spenden, kann man offenbar nicht, weil das Geld dafür muss ganz alleine von den Steuerzahlern "gespendet" werden.

Übrigens sind von dieser Vorgangsweise Caritas und Diakonie nicht betroffen, weil mit diesen kirchlichen Organisationen hat der Staat eine eigene Vereinbarung. Was nur zur Vermutung führen kann: eine bessere, die den Steuerzahler mehr kostet und den beiden Organisationen mehr bringt. Weil man kann wohl darauf wetten, auch hier gibt's die gewohnten Kirchenprivilegien!

Hier der Screenshot der Auflistung von Einnahmen und Ausgaben der Caritas laut Jahresbericht 2014:

2008 wurde letztmalig der tatsächliche Beitrag der Kirche fürs Caritasbudget angeführt (zwei Prozent). Wenn man oben die Einzelbeträge zu "I. Spenden und Kirchenbeiträge" zusammenrechnet, kommt man auf die oben angeführte Gesamtsumme von 71,790 Mio., es ist aber keine kirchenbeitragsbezügliche Zeile zu sehen, unter III. steht "...und kirchliche Beiträge", angeführt sind diese nicht, die Geringfügigkeit der klarerweise nicht aus Kirchenschätzen, sondern aus den Kirchenbeiträgen stammenden kirchlichen Gelder in der Caritaskasse soll nicht mehr auffallen...

Nachtrag vom 24.3.: In den OÖNachrichten vom 23.3. wird dazu Walter Aichinger, der Rot-Kreuz-Präsident von OÖ zitiert, man habe um die knapp 60.000 Euro Spenden für Flüchtlinge beispielsweise Decken gekauft: "Klar, dass wir das dann nicht nochmals ans Ministerium verrechnen, es entspricht unserer Spendenpolitik, dass das völlig transparent sein muss".
Das oö Rote Kreuz verwendet also Spenden für Flüchtlinge widmungsgemäß!