Sie bewahrt die Menschen vor Erniedrigung. Die gesellschaftlichen Institutionen
wie Behörden, Schulen, Polizei, Militär und die Politik als solche
sollten die Selbstachtung der Menschen nicht verletzen. Denn die Erniedrigung
des Menschen ist der Beginn aller Unmenschlichkeit. Wenn man etwas näher
hinschaut, erkennt man, dass viele Menschen erniedrigt werden, selbst in einer
entwickelten Gesellschaft wie Österreich.
Frauen verdienen noch
immer weniger als Männer. In den Vorstandsetagen sind sie meist mehrheitlich
in den Sekretariaten anzutreffen, aber nicht in den Entscheidungsgremien. Die
Pflichtmitgliedschaft bei diversen Kammern - ohne dafür jemals eine sinnvolle
Gegenleistung zu bekommen - in dem Wissen, dass dort auch manche Parteifunktionäre
zwischenversorgt werden, schafft ein Gefühl der Demütigung bei Selbstständigen
und Arbeitnehmern.
Die unterschiedlichen Höhen bei Pensionen, bei
denen zwischen Arbeitern, Angestellten und Beamten unterschieden wird, sorgt
für ein Gefühl der Erniedrigung. Migranten, insbesondere die meisten
Muslime, haben es sich in ihrer Opferrolle gemütlich gemacht und suchen
die Verantwortlichkeit bei der Gesellschaft, aber kaum bei sich selber. Warum
der Beliebtheitsgrad der Muslime sich einem Schiefer im Hinterteil annähert,
diese Frage stellen sich die Islamverbände kaum bis gar nicht.
Eine
anständige Gesellschaft wäre eine, in der niemand herabgesetzt und
gedemütigt wird. Gesellschaftliche Institutionen lassen sich meist in zwei
Bereiche aufteilen. Der eine Bereich ist jener, welcher durch Regeln und Gesetze
organisiert ist, der andere zeigt sich durch seine tatsächlich gelebten
Verhaltensweisen.
Die Rahmenbedingungen, unter denen viele arbeiten müssen,
seien es Pädagogen, Pflegepersonal, Rechtsanwaltsanwärter oder viele
Akademiker, kann man als prekäre Beschäftigungsverhältnisse bezeichnen.
Sie tragen gerade nicht zur Stärkung der Würde bei. Unter Demütigung
versteht man alle Verhältnisse, die einer Person einen nachvollziehbaren
Grund geben, sich in ihrer Selbstachtung verletzt zu sehen. Auch Bedingungen,
unter denen Menschen leben müssen, können Gründe für das
Gefühl der Demütigung sein: dauerhaft manifestierte Armut, Dauerstress
und immer mehr Leistung für jene, die in Beschäftigung stehen.
Eine
anständige Gesellschaft bekämpft Verhältnisse, durch die sich
die Individuen zu Recht gedemütigt fühlen. Eine Gesellschaft ist dann
anständig, wenn ihre Institutionen den Menschen, die ihrer Autorität
unterstehen, keine berechtigten Gründe liefern, sich als gedemütigt
zu betrachten.
Davon sind wir trotz Fortschritt noch weit entfernt!
Im Prinzip hat Dönmez wie meistens recht. Aber die Beispiele
hat er nicht optimal erwählt. So ist etwa die Arbeiterkammer doch noch
ein aus der untergegangenen Arbeiterbewegung verbliebenes Instrument mit Nutzen!
Nicht nur die Konsumentenberatung und -vertretung, sondern auch die Funktion
der AK als rechtliche Betreuung machen durchaus Sinn.
Aber das nur nebenbei.
Es war der österreichische Psychologe Alfred Adler, der in seiner Lehre
von der Individualpsychologie die
Bedeutung der Demütigung darstellte. Der Mensch strebt danach, sich
aus dem Gefühl von Minderwertigkeit zu befreien und in einen Zustand der
Ausgeglichenheit, der Überlegenheit, der Sicherheit, der Vollkommenheit
zu gelangen, Herabsetzungen sind schwere Kränkungen. Wenn heute die Fraktion
der Gutmenschen ständig von allen fordert, so edel, hilfreich und gut sein
müssen, wie sich wohlsituierte und weltfremde Gutmenschen selber sehen
wollen, dann wird eben jemand, der etwa in einem Arbeitsalltag von Demütigungen
lebt, die Daseinerfahrungen haben, ihm helfe niemand, aber er solle allen helfen.
Und darüber können sich die Rechtspopulisten dann freuen, weil
diese werden von den Gedemütigten zwar nicht unbedingt als Helfer wahrgenommen,
aber die Proteststimmen für die FPÖ oder die Front National oder die
AfD etc. bringen den Wählern mittelbar den Nutzen, dass sie sich über
den Ärger der Gutmenschen freuen können, wenn Rechtspopulisten Stimmenzuwächse
haben, wertet das die von den Gutmenschen überhaupt nicht wahrgenommenen
Millionen Opfer der heutigen Verhältnisse auf und gibt auch ihnen auf diesem
absonderlich erscheinenden Umweg wieder eine Würde, weil die Stimme für
Rechtspopulisten ein sehr deutlicher Stinkefinger für die als schuldtragend
für die Demütigungen wahrgenommenen Politiker und Ideologen ist!