Der
4.4. fängt mit einer Exklusiv-Schlagzeile der Süddeutschen Zeitung an,
in der die "Panama Papers" vorgestellt werden. Der Artikel heißt Putins reiche Freunde – die Spur des geheimen Geldes: Seit
Jahren wird spekuliert, ob der russische Präsident ein geheimes
Vermögen hat. Die Panama Papers zeigen: Zumindest sein engstes Umfeld
hat über Briefkastenfirmen Zugriff auf Hunderte Millionen Euro.
Der Artikel strahlt international aus. Die amerikanische site Zero
Hedge liefert ein Bild dazu, das die Größenverhältnisse offenbart: Die
Panama Papers sind zehnmal umfangreicher als die Offshore Leaks und 3
Größenordnungen über den Luxemburg Leaks und den Panama Leaks (Bild Zero
Hedge).
Bei Zero Hedge schießt der Artikel weniger direkt auf Putin "Unprecedented Leak" Exposes The Criminal Financial Dealings Of Some Of The World's Wealthiest People: An
unprecedented leak of more than 11 million documents, called the
"Panama Papers", has revealed the hidden financial dealings of some of
the world's wealthiest people, as well as 12 current and former world
leaders and 128 more politicians and public officials around the world.
Es geht um mehr als 200.000 Firmen, Stifungen und Trusts, betroffen
sind Drogenbarone, Mafiamitglieder, Fifa-Offizielle, Profisportler,
korrupte Politiker, Terroristen, die notorischen Steuerflüchtlinge und
Unmengen von anderen Übeltätern. Zu letzteren gehören wieder mal die
größten Banken, die bei der Schaffung von schwer zu verfolgenden
Geschäftsverstrickungen in den Britischen Vingin-Inseln, Panama und
anderen Steueroasen dabei sind, mehr als 500, z.B. die einschlägig
bekannten UBS und HSBC.
Die Firma mit dem Leak heißt Mossack Fonseca (500 Angestellte, 40 Büros
weltweit) und ist einer der weltweit führenden Produzenten für
Firmenhüllen, hinter denen die illegalen Aktivitäten versteckt werden.
An Daten wurde so ziemlich alles geleakt, was da war, Emails, Verträge,
Bankauszüge, Besitzurkunden, Passkopien aus dem Zeitraum von 1977 bis
Ende 2015.
Das erlaubt eine nie dagewesene Einblick in die Offshore-Welt. Man
sieht, wie tagtäglich, Jahrzehnt für Jahrzehnt, das Schwarzgeld durch
die dunklen Kanäle des globalen Finanzsystems fließt. Auf seinem Weg
beraubt es weltweit die Finanzämter und brütet Kriminalität aus.
Zero Hedge würdigt die Leistung der SZ, indem es auf die Beschaffung
des Materials eingeht; schon vor einem Jahr fing es an, bis es sich auf
2,6 Terabyte (also eine ganze externe Platte voll) ausweitete. Die site
hat eine interaktive Grafik produziert, auf der man sich von Täter zu Täter klicken kann. Dort ist das Ganze grafisch sehr gut aufbereitet.
Die schmutzigen Details sind auch bei der SZ opulent aufbereitet, es gibt Extraartikel über die Firma Mossak Fonseca, über das Leak, über Putins reiche Freunde, über seinen inneren Zirkel, über den ukrainischen Präsi, über das isländische Kabinett, das zu einem Viertel korrupt war, incl. Präsi, über weitere 12 Staats- und Regierungschefs (darunter die von Argentinien, Pakistan, Saudiarabien, China und Aserbeidschan), über diverse Fifa-Funktionäre, die sich in den Panama Papers finden, über den Fußballspieler Messi, den es auch erwischt hat.
Ein Zero-Hedge-Link verweist zum The International Consortium of Investigative Journalists ICIJ mit Datum 05 April 2016 (=morgen!), Giant Leak of Offshore Financial Records Exposes Global Array of Crime and Corruption. Dort am Ende findet Zero Hedge auch Open Society, das ein anderer Name für George Soros ist. Um mit Bloomberg zu sprechen, die größte und beliebteste Steueroase der Gegenwart ist … die USA selber.
Links dazu:
EU-Bastelei an neuen (Schatten-)Bankenprivilegien
Angebliche EU-Aktion gegen Steueroasen
Pakt gegen Steuerflucht wirkungslos
Wikileaks und die TISA-, TTIP-, TTP-Proteste
Wikileaks berichtet aus saudischen Archiven
"Faschistische Staaten von Amerika"
Nachtrag aus Zero Hedge: Bevor die Süddeutsche Zeitung die Daten bekam,
hat das deutsche Finanzministerium Anfang 2015 einen Teil davon
gekauft. Angeblich wurden dadurch Untersuchungen in Deutschland
ausgelöst – nur dass man nichts davon erfuhr. Diese Daten wurden nach
informierten Quellen auch Großbritannien und den USA und anderen
angeboten, und auch da herrscht Stillschweigen.