Religiöser Bundespräsidentenkandidatentest

Aus Kathpress-Meldung vom 19.4.2016:

"Blick in den Gang der Präsidentschaftskanzlei in der Wiener Hofburg
Umfrage zur Bedeutung von Glaube, Religion und Lebensqualität - Kandidaten sehen Religion als Orientierungshilfe und Wertestifter
Die sechs Kandidaten für die Wahl zum Bundespräsidenten am kommenden Sonntag haben in einer Umfrage der Wiener Kirchenzeitung "Der Sonntag" ihre persönliche Einstellung zu den Themen Religion, Glaube und Lebensqualität erläutert. Trotz unterschiedlicher Haltungen hinsichtlich des Glaubens an Gott waren sich Irmgard Griss, Alexander van der Bellen, Norbert Hofer, Rudolf Hundstorfer, Andreas Khol und Richard Lugner einig, dass Religionen dem Leben Orientierung und Sicherheit geben könnten."

Soweit die Kathpress-Einleitung. In Österreich sind um die zwei Millionen Menschen ohne Bekenntnis. Auch die dürfen wählen. Aber wie in der Politik gewohnt, haben die lieben Kandidaten alle miteinander keine Ahnung von der Religiosität in Österreich. Die neuesten dazu vorliegenden Zahlen sind von 2014, demnach sind nur ÖVP-Wähler überwiegend religiös (6:4), Grün-, Neos- und FPÖ-Wähler sind ca. 6:4 nicht religiös, SPÖ-Wähler ca. 5,5:4,5. Von 2003 bis 2014 ist der offiziell bekanntgegebene katholische Kirchenbesuch um über 30 % zurückgegangen und lag 2014 knapp über 10%, was noch eine Überzählung sein wird, weil wohl kein Pfarrer seine Sonntagsschafherde nach unten abrundet. Was also heißt, religiöse Signale irritieren Wähler eher, als den Kandidaten was zu bringen.

Irmgard Griss
ist laut Kathpress der Meinung, Religion helfe für das "Urvertrauen" - darunter versteht man die kleinkindliche Orientierung, das Grundgefühl, welchen Situationen und Menschen vertrauen werden kann und welchen nicht. Urvertrauen in die Religion zu haben, ist wohl nicht der Weg zu einem selbstbewussten Menschen. Griss ist katholisch, glaubt an Gott und ihr ist Religion "Lebenshilfe" und will 2016 auch 90.000 Asylwerber aufnehmen.  Also klar: unwählbar!

Als zweiter wird Grünkandidat Alexander van der Bellen von Kathpress vorgeführt, er traut sich nicht, ungläubig aufzutreten und redet um den Brei herum, er glaube zwar "im engeren Sinn" nicht an Gott, dafür lobt er religiös motivierte Wohltätigkeit, "das schätze ich sehr, egal in welcher Religion". Im Christentum, im Islam und anderen Religionen gibt's Almosen, damit könnten Arme erbärmlich leben, der Sozialstaat ist ein wirkungsvolles nichtreligiöses Produkt, das jedoch von den religiösen Parteien seit Anbeginn bekämpft wurde. Und außerdem glaubt van der Bellen ja auch ans gutsituierte Gutmenschentum und daran, dass Österreich die Welt retten muss, also auch kein Wählbarer!

FPÖ-Kandidat Norbert Hofer hängt offenbar immer noch am seinerzeitigen Strache-Wahn von einem "Abendland in Christenhand" - eine Parole mit der man 2009 die EU-Wahlen verlor - Hofer meint, Religion und das tägliche Gebet seien für ihn eine Art "Batterie, wo ich mich aufladen kann" er deklariert sich als "Vollchrist", der "Glaube an Gott" ist ihm ein "Leuchtturm"! Da dieses Licht den FPÖ-Wählern nicht sehr leuchtet, nützen ihm solche Aussagen nichts, sondern schaden eher, Hofer ist klarerweise ebenfalls unwählbar.

SPÖ-Kandidat Rudolf Hundstorfer ist konfessionslos, aber trotzdem religiös-schleimig, er sieht die Aufgabe von Religion in der Vermittlung humanitärer Werte, "vieles würde auf lokaler Ebene gar nicht funktionieren ohne der Tätigkeit der Glaubensgemeinschaften". Offenbar hat der Ex-Sozialminister keine Ahnung davon, dass die Sozialdiensteinrichtungen der Religionsgemeinschaften zu knapp hundert Prozent aus öffentlichen Mitteln und Nutzerbeiträgen finanziert werden. Soviel Naivität (oder Heuchelei) macht auch einen Konfessionslosen nicht zum Wahlfavoriten für Religionsfreie.

Ob Richard Lugner an Gott glaubt oder nicht, ist eigentlich egal, weil den könnte man sowieso nur aus Jux wählen. Aber er deklariert sich natürlich als gläubig.

Dass der schwarze Kandidat Andreas Khol eine schwarze Antwort gibt, war ja klar, ein Khol glaubt natürlich den religiösen Kohl, er sieht Religionen (!) als Orientierungshilfen und "unersetzliche Wertestifter" in der Gesellschaft, "sie richten den Menschen auf ein spirituelles Ziel aus". Ja, so ist das, schwarze Politiker leben streng nach der Bibel, vor allem nach Mt 25,29: "Wer da hat, dem wird gegeben, dass er die Fülle habe; wer aber nicht hat, dem wird auch das genommen, was er hat", andere Religionen können auch Orientierungshilfen für Sprenggläubige geben oder erklären als unersetzliche Wertestifter warum Frauen minderwertig, Auspeitschungen hilfreich sind und der Glaubensabfall mit dem Tode zu bestrafen ist. Khol ist klarerweise völlig unwählbar für unsereinen.

Der Kandidatenkatalog schaut schlimm aus, traurig für Österreich!