Sowas glaubt ein gewisser Tim Leeb aus Bad Vöslau in Niederösterreich
entdeckt zu haben. Unter dem Künstlernamen Ananda Krsna dasa brahmacari
hat er eine Homepage und verbreitet seit Mai 2016 über YouTube seine Predigten. "Brahmacari"
kommt laut Wikipedia von: "Brahman", das "bezeichnet in
der hinduistischen Philosophie die unveränderliche, unendliche, immanente
und transzendente Realität, welche den ewigen Urgrund von allem darstellt,
was ist."
Er verkündet hier in einer ca. 21 Minuten langen
Predigt: Der neue Atheismus, angeführt von Richard Dawkins und Konsorten
wird von einer weicheren Version abgelöst. Das was dieser Tim Leeb auf
Stirn und Nase trägt, ist kein Mikrofon, sondern eine brahmacari-Bemalung.
Er redet natürlich von seiner göttlichen transzendente Realität,
den Atheismus widerlegt er wie es auch die christlichen Prediger tun, er stellt
zuerst Thesen auf, die von den Atheisten gar nicht vertreten werden, dann widerlegt
er sie. Wie z.B. die liebe Geschichte, dass das Leben nicht aus Zufall entstanden
sein kann. Das Leben ist aus den realen materiellen Möglichkeiten entstanden,
diese Möglichkeiten folgen der Wahrscheinlichkeit und dann gibt's eben
Leben. Der Mond umkreist die Erde und die Erde umkreist die Sonne nicht weil
irgendein Schöpfer das so eingerichtet hat, sondern weil diese Körper
sich im Gleichgewicht zwischen Anziehung und Fliehkraft befinden, also weder
abstürzen, noch davonfliegen. In Abermillionen Jahren passiert das eben,
dass Materie in solche Abhängigkeiten gelangt.
Natürlich stellt auch ein Brahman keine Frage danach, woher seine unveränderliche,
unendliche, immanente und transzendente Realität komme, er unterstellt
nur, sie wäre die Ursache für das materiell Reale. Aber wenn er -
wie die christlichen Welterklärer die ihre - seine brahmanische Realität nicht
erklären kann, dann kann er mit der brahmanischen Realität auch sonst
nichts
erklären. Denn auch bei Brahmanen gilt der Satz von Betrand Russell "Wenn
alles eine Ursache haben muss, dann muss auch Gott eine Ursache haben. Wenn
es etwas geben kann, das keine Ursache hat, kann das ebenso gut die Welt wie
Gott sein, so dass das Argument bedeutungslos wird."
Der obige YouTube-Clip wurde
hier eingebaut, damit auf dieser Homepage sozusagen das Spektrum des
religiösen Aberglaubens erweitert wird, was der niederösterreichische
Brahman über den stückweisen
atheistischen Rückzug sagt, ist natürlich auch aus seinem Weltverständnis
geformt. Es gibt jedoch keine verbindliche atheistische Lehre, wir Atheisten
dürfen
denken und äußern, was wir wollen, wir haben keinen Papst und keinen
Buddha und keinen Oberbrahmanen.
Die im Clip so eifrig angesprochene menschliche Moral ist im Prinzip die Organisation von gesellschaftlichen Prinzipien. Das hat der alte jüdische Gott scheinbar in den Büchern von Moses getan, dort stehen nicht zehn Gebote, sondern 613, diese regeln religiös-rituellen Vorschriften, Strafbestimmungen und das, was heute im "bürgerlichen Gesetzbuch" steht. Schon im alten Babylonien gab es das Gesetzbuch des Hammurabi, heute gibt's eben die staatlich-säkularen Regelungen des Zusammenlebens. Eine göttliche Moral braucht dazu niemand. Und Atheisten ohne religiöse Moral sind viel ungefährlicher als religiöse moralische Fanatiker. So, das wär's, over and out.