Sie treten unterschiedlich in Erscheinung. Während die einen im Überfluss
leben, haben die Massen zu wenig zum Überleben und zu viel zum Sterben.
Ein Faktum unter vielen Fluchtgründen!
Eines der zehn Gebote besagt
im übertragenen Sinn, man solle nicht nach dem Haus seines Nächsten
verlangen. Die Politik diskutiert gegenwärtig, die sehr gering finanzierte
Entwicklungshilfe anzuheben, um den Menschen in ihren Heimatländern effizienter
und günstiger zu helfen. Das stimmt und ist richtig so. Damit kann man
das Gewissen beruhigen und politische Kosmetik betreiben, aber an der Grundproblematik
ändert dies kaum etwas. Warum traut sich kaum eine Institution, fast kein
Politiker die korrupten Staats- und Regierungschefs, welche ihre Länder,
ihre Menschen ausbeuten und in die Armut treiben, ins Visier zu nehmen? Was
ist effektiver, um Sicherheit und Stabilität sowie den Kampf gegen Armut
voranzutreiben: ein paar Millionen Euro an Entwicklungshilfe oder die hunderten
Milliarden Euro der regierenden Ausbeuter auf den Bankkonten in Europa einzufrieren
und in geordneten Programmen dem jeweiligen Land und der Bevölkerung zurückzuführen?
Wenn
wir nicht erkennen, dass die entfesselte Gier die Lebensgrundlage vieler Menschen
gerade in den ärmsten Ländern der Welt systematisch ökonomisch
zerstört, brauchen wir uns nicht wundern, wenn sich noch mehr Menschen
auf die Flucht begeben. Gier und Geiz entstehen aus der inneren Leere. Die Gier
soll die innere Leere füllen, mit Geld, mit materiellen Gütern, mit
Besitz schlechthin – mit Dingen, welche über ein gutes Leben hinausgehen.
In den arabischen, afrikanischen, amerikanischen und europäischen Ländern
grassiert diese Pandemie. Am meisten davon befallen sind Scheichs, Oligarchen,
Befürworter des Neokapitalismus sowie der türkische Despot vom Bosporus.
Mit
einer inneren Leere zu leben ist unmöglich, deswegen schütten sich
Millionen von Menschen mit Müll – auch Luxusgüter genannt – zu. Davon
lebt auch die Wirtschaft, aber eines ist Gewissheit. Wir alle werden so von
dieser Erde gehen, wie wir gekommen sind. In einem Sarg ist nicht viel Platz,
in einer Urne noch weniger. Was dauerhaft bleiben wird, sind die Begegnungen,
sind die Menschen, welche wir glücklich gemacht haben, sind die Erinnerungen,
welche wir zurücklassen werden.
Um sich von der Gier zu befreien,
reicht es aus, sie zu verstehen, damit Platz für wichtigere Dinge im Leben
geschaffen wird. Der Sufi Haci Bektas Veli (1242-1337) umschrieb es mit den
Worten: "Was immer du suchst, findest du in dir selbst, nicht in Jerusalem,
nicht in Mekka." Vom Haben zum Sein – dieser Weg wäre auch messbar
und ein Auftrag für die Politik.