Kroatien: Schuldspruch gegen Kardinal Stepinac aufgehoben
Ein kroatisches
Gericht hat den Schuldspruch eines jugoslawischen Gerichts aus kommunistischer
Zeit gegen Kardinal Alojzije Stepinac (1898-1960) jetzt aufgehoben. Der Schauprozess
im Jahr 1946 habe allen damaligen und heutigen Rechtsgrundsätzen widersprochen,
begründete der Vorsitzende Richter Ivan Turudic die Entscheidung (..).
Der
Zagreber Erzbischof war nach der kommunistischen Machtübernahme im Tito-Jugoslawien
zu 16 Jahren Haft verurteilt worden, weil er während des Zweiten Weltkriegs
mit den kroatischen Faschisten kollaboriert haben sollte. Papst Johannes Paul
II. sprach Stepinac 1998 selig. Das Verfahren für seine Heiligsprechung
ist inzwischen sehr weit fortgeschritten.
Weil die Rolle von Erzbischof Stepinac
während des Zweiten Weltkriegs ein noch ungelöster Streitpunkt zwischen
katholischen Kroaten und orthodoxen Serben ist, hat Papst Franziskus die Errichtung
einer gemischten katholisch-orthodoxen Kommission zur Klärung der historischen
Fragen verfügt. Nach der ersten Versammlung im Juli in Rom ist eine zweite
Gesprächsrunde für Oktober in Zagreb geplant.
Soweit die
frohe Vatikanbotschaft über den seligen und vielleicht bald heiligen kroatischen
Kardinal. Seligkeiten und Heiligkeiten gibt's für tüchtige Missionare,
die zwangsweise der katholischen Kirche neue Mitglieder zuführen ließen,
offenbar auch heute noch zu Sonderpreisen.
In der Anklage von 1946
war dem damaligen Erzbischof Stepinac speziell vorgeworfen worden, an der vom
faschistischen kroatischen Diktator Ante Pavelic angeordnete Zwangsbekehrung
von orthodoxen Serben zum Katholizismus beteiligt gewesen zu sein. Pavelic
hatte über die Serben folgende Pläne geäußert: "Ein
Drittel der Serben wird vernichtet, ein Drittel wird vertrieben, und ein
Drittel zum Katholizismus bekehrt!" Am dritten Drittel wirkte die katholische
Kirche unter der Führung des Zagreber Erzbischofs Stepinac mit größtem
Einsatz mit.
Wer die Stepinac-Story genauer lesen will, kann hier einen
Artikel lesen, der 1998 anlässlich
dessen Seligsprechung erschienen war und auf dieser Site 2011 im Zusammenhang
mit einem Kroatienbesuchs von Papst Ratzinger einschließlich Huldigung
am Stepinac-Sarkophag online gestellt wurde.
Jetzt wird's wahrscheinlich
bald einen heiligen Stepinac geben, war er doch schließlich so sehr in
der Missionierung von Serbisch-Orthodoxen engagiert gewesen. Allerdings ohne
Langzeitwirkung, im heutigen Serbien sind nur fünf Prozent der Bevölkerung
katholisch...