Atheisten aus Desinteresse

Diese Botschaft aus Deutschland verkündete am 3.8.2016 Uwe Bork auf Deutschlandradio.

Er schreibt u.a.: "Die Mehrheit der Deutschen sieht ihren gelebten Atheismus als Beleg für die eigene Aufgeklärtheit, sagt der Journalist Uwe Bork. Nicht der Islam kappe die christlichen Wurzeln in Deutschland, sondern der zunehmende Atheismus. (..)
Der Anteil der Muslime in unserem Land liegt bei bloß fünf Prozent, die eigentlichen Umbrüche in der deutschen Gesellschaft gibt es anderswo. So bezeichnen sich etwa in Berlin nur noch 30 Prozent und in Leipzig gar nur 15 Prozent der Bevölkerung als Christen, selbst im pietistischen Stuttgart ist es kaum mehr als die Hälfte. (..) Es ist ein zunehmender Atheismus, der dem vorgeblich christlichen Abendland seine christlichen Wurzeln kappt und der unser Land verändert. Und zwar flächendeckend."

Nachdem sich der Autor mit der religionslosen DDR und dem Ost-West-Unterschied befasst und tut er seine Ablehnung zur Ansicht kund, Religion sei Privatsache: "Religion ist nie Privatsache. Religion - und die Richtigkeit dieses Satzes wird uns derzeit immer wieder blutig demonstriert - Religion prägt Staaten und Gesellschaften. Wenn das aber so ist, muss sie auch ein öffentliches Thema sein, muss sie Dialogfähigkeit besitzen."

Und daraus entwickelt er den Grund für den Religionsschwund: "Genau daran fehlt es jedoch gegenwärtig auf allen Seiten. Die christlichen Kirchen scheinen sich manchmal darauf zurückgezogen zu haben, mit ihren Hilfswerken staatliche Defizite auszugleichen und ansonsten die Wunden zu lecken, die diverse Skandale und anhaltender Mitgliederschwund ihnen geschlagen haben. Auf islamischer Seite ist oft noch eine Theologie zu vermissen, die eine kritische Auseinandersetzung mit dem eigenen Glauben auch nur zulässt. Und bei den Atheisten und Agnostikern? Da sieht es nicht besser aus. Solange sich deren Mehrheit damit begnügt, die Frage nach Gott mangels Interesse oder intellektueller Kapazität schlicht nicht zu stellen, ist sie existentiell nicht satisfaktionsfähig. Für welche Religion auch immer. Der Atheismus gehört zu Deutschland. Daran zu zweifeln, wäre töricht. Was er jetzt aber braucht, ist jemand, der ihn auch zum Reden bringt. Und - mit Verlaub - zum Denken."

So, die Atheisten sind also zu denkfaul und dumm für Religionen. Der Uwe Bork ist aber dumm genug, zu glauben, die Kirchen würden mit ihren Hilfswerken staatliche Defizite ausgleichen, er hat offenbar keine Ahnung davon, dass diese Hilfswerke fast ausschließlich aus öffentlichen Mitteln und durch Nutzerbeiträge finanziert werden, minimal auch noch aus Spenden, aber nicht aus Kirchengeldern.

Aber dann folgt in den Leserkommentaren eine Klarstellung von Christian Winter:

"Atheisten automatisch Denkfaulheit zu unterstellen ist eine Frechheit. Für Herrn Bork ist offenbar der Denkprozess erst abgeschlossen, wenn man bei einem Gottesglauben angelangt ist, vorzugsweise beim römisch-katholischen. Meine Erfahrung ist, dass die meisten Atheisten Gottesglauben nicht aus intellektueller Trägheit ablehnen, sondern weil Theisten nicht in der Lage sind - und genau betrachtet auch nie in der Lage waren - vernünftig zu begründen, wieso ihr Gott existiert, ja, wieso überhaupt irgendein Gott existieren müsste. Gleichzeitig erwarten sie aber, dass man den teilweise aberwitzigsten Grundregeln folgt, z.B. dass Atheisten keine Moral hätten oder dass Homosexualität irgendwie falsch wäre, und das allen vernünftigen Gegenargumenten zum Trotz.
Atheismus is kein Problem und die Frage nach Gott nicht beantwortbar und letztlich auch nicht relevant. Religion war einmal eine nützliche Kulturtechnik um unsere Welt zu erklären und uns die Angst vor dem Unverständlichen zu nehmen. Für Ersteres haben wir mittlerweile die Wissenschaft, für Zweieres gibt es zur Not Psychotherapie. Mittlerweile richtet Religion mehr Schaden an als sie nützt. Das erkennen immer mehr Menschen und kehren ihr den Rücken. Und das ist gut so."

Ja, so ist es, die Religion verschwindet, weil sie unnütz geworden ist. Und für unnütze Dinge ist Desinteresse die vorwiegende Umgangsart...