Afrikanische Länder sollen ihre Märkte bis zu 80 Prozent gegenüber
EU-Importen öffnen. Im Gegenzug sollen die Länder zollfreien Zugang
zu europäischen Märkten erhalten. Wenn EU-Handelskommissarin Malmström
die Handelsbeziehungen zwischen der EU und Afrika als "Partnerschaft von
Gleichberechtigten" bezeichnet, darf man sich die Frage stellen, auf welchem
Planeten manche politische Entscheidungsträger und ihre Berater leben.
Auf der einen Seite überfluten wir mit unserem überlegenen Wirtschaftssystem
und hoch subventionierten (landwirtschaftlichen) Produkten die afrikanischen
Märkte, auf der anderen Seite beschweren wir uns, wenn diese Menschen durch
den Verlust ihrer Existenzgrundlage die Flucht Richtung Europa antreten und
stempeln diese als Wirtschaftsflüchtlinge ab.
Dies ist an Zynismus
kaum zu überbieten. Derartige politische Haltungen betonieren die sozialen
und internationalen Ungleichheiten ein und zerstören Existenzgrundlagen
von Millionen von Menschen. So viel kann man an Entwicklungshilfe gar nicht
leisten, was eine derartige "Partnerschaft von Gleichberechtigten"
an Schaden anrichtet.
Die Schere zwischen Arm und Reich wird noch größer
werden, und wir verspielen auch die allerletzte Glaubwürdigkeit auf dem
afrikanischen Kontinent. Es würde schon genügen, wenn die Bedürfnisse
der afrikanischen Länder vor Ort und nicht die westlich definierte Ideologie
des Helfenwollens zum Maßstab unseres politischen Handelns gereichen könnte.
Die entscheidende Frage wird auch sein, ob wir als Europäer für Afrika
überhaupt noch von Interesse sein werden. Wenn man sich die Dynamik dieses
Kontinents ansieht, dann haben die Chinesen bereits ein effektiveres System
in Afrika implementiert, als es die EU mit ihren Zugängen jemals schaffen
wird. China ist als Investor in Afrika sehr engagiert im Bau von Straßen
und Bahnstrecken, gelegentlich auch beim Bau von Krankenhäusern und Schulen.
Dadurch sichern die Chinesen ihren Zugang zu den afrikanischen Ressourcen, schicken
auch ihre eigenen chinesischen Arbeiter nach Afrika, natürlich immer geleitet
von Eigeninteressen, jedoch effizienter und klüger als die europäische
Entwicklungshilfe. Eine kluge Politik würde sich die Kompetenzen der in
Europa und Österreich lebenden afrikanisch-stämmigen Bevölkerung
zu Eigen machen, um die Brücke zwischen beiden Kontinenten herzustellen.
Die
afrikanische Diaspora könnte einen wesentlich größeren Beitrag
für den Aufbau von wirtschaftlichen Aktivitäten herstellen, als es
die Kompensationszahlungen der Entwicklungshilfe für den Aufstieg des Kontinents
jemals leisten werden können.