In Deutschland und auch allgemein im Westen versucht man in religiösen
Debatten um den Islam immer wieder Analogien zur Kirchengeschichte zu ziehen.
Man glaubt, dass man nur auf die geschichtliche Entwicklung des Christentums
blicken muss, um auch für die Entwicklung des Islams vorhersagen treffen
zu können.
Aber was bedeutet eigentlich "Reformation"? Das Wort setzt sich
aus den beiden Wortteilen "Re", d.h. "zurück", und
"Formation", also Gestaltung, zusammen. Wenn eine Religion also eine
Reformation durchläuft, dann ist es kein nach vorne gerichteter Erneuerungsprozess,
sondern ein Zurückbesinnen auf den Ursprung. Eine Reformation ist also
eine Wiederherstellung eines alten Zustands.
Und genau diese Tatsache macht uns stutzig, dass im Islam eine Reformation
wirklich zum Guten gereichen kann. Denn der Gründer des Islams, Mohammed,
auf den sich die gesamte Religion des Islams zurückführt war gemäß
der anerkannten islamischen Quellen Prophet, Staatsführer und Feldherr
in einer Person. Seine Biographie ist durchzogen von Kriegen, Auftragsmorden
und Überfällen. Das hört sich sehr hart an, man lese aber nur
einmal die älteste Biographie, die uns schriftlich über diesen Propheten
überliefert wurde - die Biographie Mohammeds von Ibn Hisham. Seit dem Mohammed
im Jahr 622 nach Medina ausgewandert war, ist die restliche Biographie eine
einzige Kriegsgeschichte. Ein Kriegszug reit sich an den Nächsten. Die
Kriegserzählungen werden unterbrochen von Erzählungen über Auftragsmorde,
die Mohammed erließ - und es geht weiter mit Kriegserzählungen. Die
Biographie endet dann mit Erzählungen zur letzten Wallfahrt, der Krankheit
und der Beisetzung Mohammeds. Nach dem Tod des Propheten setzt sich die islamische
Geschichte, diesmal unter den "rechtgeleiteten Khalifen", wieder mit
Kriegserzählungen und politischen Machtkämpfen unter den Gefährten
des Propheten Mohammeds fort.
Wenn ein muslimischer Prediger eine Freitagspredigt beginnt, dann tut er
dies traditionsgemäß mit einer eröffnenden Rede, in der er den
Propheten mit den folgenden Worten zitiert, die dieser selbst gemäß
der als authentisch betrachteten Hadithsammlung von Muslim in einer Freitagspredigt
gesprochen haben soll: "Die beste Rede ist das Buch Allahs, und die beste
Rechtleitung ist die Rechtleitung Mohammeds und die böseste Sache ist diese
zu erneuern und jede Erneuerung in der Religion ist eine Irreführung."
Diese und weitere Koranaussagen und Aussprüche Mohammeds, die in der
sunnitisch-islamischen Welt als authentisch angesehen werden, legen nahe, dass
der Islam sich nicht erneuern darf.
Bei aller Kritik am Islam als Weltanschauung gibt es doch viele Muslime,
die modern leben und sich ihr Leben nicht von den alten Religionstexten vorschreiben
lassen, die Islamkritiker gerne zitieren, um die Unvereinbarkeit zwischen dem
Islam und dem Respekt vor der Freiheit und körperlichen Unversehrtheit
des Menschen zu unterstreichen.
Das ist natürlich richtig. Bedeutet dies aber, dass der Islam als Ideologie
nicht weiter auseinandergenommen werden sollte? Nein, im Gegenteil. Aus Liebe
zu genau diesen friedliebenden Muslimen und ihren Kindern und aus Liebe zu der
freiheitlich demokratischen Gesellschaft in der wir – Gott sei Dank – leben
dürfen, müssen wir die dogmatischen Abgründe des Islams schonungslos
ans Tageslicht bringen, um alle Menschen – und insbesondere auch die Muslime
- davor zu bewahren in diese Abgründe hineinzufallen und für immer
verschluckt zu werden.
Die gewaltbehafteten religiösen Textstellen einfach auszublenden und
zu hoffen, dass sie ja keiner ans Tageslicht bringt ist eine sehr gefährliche
Strategie, die jahrelang in der gesellschaftlichen Debatte um den Islam praktiziert
wurde und heute noch wird. Sie ist deshalb gefährlich, weil gerade junge
Muslime, die ein "logisches" und in sich schlüssiges Weltbild
durch die Religion vermittelt bekommen wollen, von den sogenannten Rattenfängern
und Hasspredigern an diese Texte herangeführt werden und vor das Dilemma
gestellt werden, entweder auch diese Texte in ihr Leben integrieren zu müssen
oder als inkonsequente Heuchler entlarvt zu werden, die von der Religion nehmen,
was ihren eigenen Gelüsten entspricht und davon lassen, was ihnen zu wieder
ist.