So wahr mir Gott helfe...

...das lässt der FPÖ-Kandidat fürs Bundespräsidentenamt seit 21.10.2016 auf seine Wahlplakate drucken:

Der Satz "so wahr mir Gott helfe" ist der Schlusssatz in einer religiösen Eidesleistung. In der BRD haben z.B. bei der letzten Regierungsvereidigung sämtliche Regierungsmitglieder diesen Satz aufgesagt. Sie haben jetzt alle eine Ausrede, wenn ihre Regiererei daneben geht: da ihnen klarerweise kein Gott bei irgendwas hilft, ist auch der Rest des Eides so wahr wie der Schlusssatz, es ist somit gar nicht wahr, dass sie sich per Eid zu irgendwas verpflichtet haben.

Aber das nur nebenbei. Es ist ja nichts Neues, dass Politiker tatsächlich glauben, in unseren Breiten hätte Religion gesellschaftsprägend noch irgendeine wesentliche Bedeutung. In Österreich hat die r.k. Kirche noch über fünf Millionen Mitglieder, darum denken all diese politischen Kurzdenker, fünf Millionen würden religiös-katholisch leben. In Wirklichkeit gehen über neunzig Prozent nicht in die Kirche und kümmern sich in ihrem Lebensalltag nicht um die katholische Lehre. Was man z.B. auch im September in Deutschland wahrnehmen konnte, bei einer Umfrage zum Religionsunterricht waren rund 70 Prozent gegen den konfessionellen Religionsunterricht, sogar unter CDU-Wählern waren es 64 %.

Bei der EU-Wahl 2009 plakatierte die FPÖ "Abendland in Christenhand"...


...und HC Strache hatte sich extra für die EU-Wahl firmen lassen und lief mit einem Kreuz in der Hand herum.

Diese Wahl war die einzige, bei der die Strache-FPÖ deutlich Stimmen einbüßte, sie fiel gegenüber der Nationalratswahl 2008 von 17,8 auf 12,7 %. In die Christenhand wollten nicht allzuviele Wähler.

Wenn jetzt im restlichen Wahlkampf zur Wiederholung der Bundespräsidentenwahl der Gotthilfe-Slogan tatsächlich durchgehend als Hauptlosung von den Wänden lacht, hat van der Bellen die Wahl schon gewonnen. Denn dass es wahr sei, dass ein Gott dem Hofer hilft, glauben wohl nicht viele, auch die tatsächlich noch christlich praktizierenden Randschichten werden das überwiegend nicht glauben und säkular Ausgerichtete sowieso nicht!

Der Hofer liegt also mit dieser Losung sowohl bei den religiösen als auch bei den säkularen Bevölkerungsteilen daneben...