Der Grundstein für die Islamisierung der Türkei wurde schon in
den 1980er Jahren unter anderem im Bildungssystem gelegt. In der Türkei
wurden Tausende Imam Hatip Liseleri (IHL) gegründet. Diese werden vom Präsidium
für religiöse Angelegenheiten (Diyanet) mit dem türkischen Bildungsministerium
koordiniert und geleitet. Die IHL sind staatliche Berufsfachgymnasien für
die Ausbildung zum Imam in der Türkei.
Der Abschluss berechtigt
nach der Studienberechtigungsprüfung (ÖSS) gleichzeitig auch zum Studium
an einer Hochschule. Womit wir in Österreich wären. Aktuell wird daran
gearbeitet, auch in Wien eine solche Imam Hatip Lisesi zu installieren, wobei
beide Geschlechter voneinander getrennt unterrichtet werden sollen. Die Betreiber
sind Leute aus der nationalistisch-islamistischen Milli-Görüs-Bewegung,
welche dieses Projekt mit der Religionsbehörde in der türkischen Botschaft
koordinieren. Ursprünglich waren die Imam-Hatip-Schulen in der Türkei
primär dafür gedacht, religiös geprägten, männlichen
Jugendlichen aus der Mittelschicht die Möglichkeit eines Studiums zu eröffnen
und die Ausbildung von religiösen Staatsbeamten kontrollieren zu können.
Das
Wirken des türkischen Militärs gegen den damaligen türkischen
Ministerpräsidenten und Milli-Görüs-Gründer Necmettin Erbakan
(Regierung Erbakan-Ciller) führte Mitte 1997 zu dessen Rücktritt. Das
Militär wollte den Einfluss der religiösen Imam Hatip Liseleri zurückdrängen.
Seit der Schulreform 2012 durch die islamistische AKP haben diese Institutionen
eine massive Aufwertung erfahren. Ziel dieser Gruppierungen ist es, die Absolventen
durch die Hintertür auch in das österreichische Bildungssystem einzuschleusen,
indem sie nach dem Besuch der Imam Hatip Lisesi - auch wenn diese keinen öffentlich-rechtlichen
Status erhalten sollte - in die Türkei zum Theologiestudium geschickt werden,
um dann als staatlich anerkannte Pädagogen zurückzukehren und an Österreichs
Schulen zu unterrichten. Somit bekommen die Türkei und andere muslimische
Länder wie Saudi-Arabien über Umwege Einfluss auf die österreichischen
Klassenzimmer sowie auf die Form und Inhalte der Islamauslegung in Europa.
Wer
Zweifel an dieser Argumentationslinie hegt, sollte sich den Lebenslauf des Präsidenten
der Islamischen Glaubensgemeinschaft Österreichs genauer anschauen. Durch
die Vermischung von Religion und staatlichem Bildungsauftrag wird der Weg geebnet,
Kinder und Jugendliche zu tief religiösen und extrem nationalistischen
Türken mit Loyalität zum türkischen Staatspräsidenten neo-osmanischer
Ausrichtung zu erziehen - und das nicht nur in der Türkei. Was diese Fakten
und Tendenzen für das gesellschaftliche Zusammenleben bedeuten, darüber
kann sich jeder selbst ein Bild machen.