Eine sogenannte "Geste der Verantwortung" zur sexuellen Gewalt
durch Kirche und Staat haben Kardinal Schönborn und Parlamentspräsidentin
Doris Bures für den 17.11 im Parlament angekündigt. Die Plattform
Betroffener kirchlicher Gewalt forderte mehrfach, diese Veranstaltung, bei der
die Opfer nicht mal selbst nicht zu Wort kommen, abzusagen. "Kardinal Schönborn
hat seit Aufkommen der Kirchenmissbrauchsskandale die Täter vertreten,
indem er die Klasnic-Kommission installiert hat. Diese hat die Opfer mit Almosen
abgespeist und hält die Daten der Täter bis heute unter Verschluss"
kritisiert Sepp Rothwangl von der Plattform Betroffener kirchlicher Gewalt.
"Schönborn ist bei dieser Veranstaltung Tätervertreter - eine
echte Geste der Verantwortungslosigkeit" so Rothwangl. Er kündigt
eine Protestaktion am selben Tag an:
"Wir werden unseren Kardinal-Schlitten
fein herausputzen, um 16.00 beim Bundeskanzleramt auffahren und zeigen, dass
wir mit unseren Anliegen gehört werden wollen."
Schönborns
leere Versprechen
Auch habe Schönborn damals, beim Aufkommen
der Kirchenskandale, Verjährungsverzicht angekündigt, damit die Justiz
die Täter, deren Verbrechen Jahrzehnte zurück liegen, zur Verantwortung
ziehen kann. "Dieses Angebot war jedoch ein leeres Versprechen", zeigt
sich Rothwangl enttäuscht. Außerdem sei Schönborn selbst in
die Skandale involviert, denn auch er habe persönlich Täter durch
Nichthandeln gedeckt, indem er eine Frau, die sich hilfesuchend an ihn wandte,
trotz Versprechen nicht half.
Alt-BP Fischer zeigt nur Desinteresse
Nun möchte Parlamentspräsidentin Bures einen Schlussstrich unter
das leidige Thema ziehen und so die staatliche Verantwortung abgeben, moniert
Rothwangl: "Wir fordern, dass der Staat seine Verantwortung wahrnimmt und
eine staatliche Kommission zur Aufklärung der Gewalt-und Sexualverbrechen
einsetzt." Dass der Staat das Thema nur noch totschweigen will, wird auch
durch die Haltung von Altbundespräsident Fischer deutlich, der während
seiner Amtszeit nie bereit war, sich mit den Betroffenen an einen Tisch zu setzen
("hatte vorher keine Zeit"). Die Klasnic-Kommission zeichnete er mit
dem goldenen Verdienstzeichen der Republik aus.
Erst nach seiner Amtszeit, am 14.11.16, hat Fischer
die Plattform - lang nach Ende seiner Amtszeit - empfangen, doch das
Gespräch dauerte nur knappe 10 Minuten und war von Unverständnis und
Desinteresse von Fischers Seite getragen.
Missbrauchs-Doku: "Die Kinder lassen grüßen"
Wie die Kirche an den Vertuschungen beteiligt war und wie der Staat die Schutzinteresse
der Kinder vernachlässigt hat, zeigt die aktuelle Filmdoku "Die Kinder
lassen grüßen". Neun Betroffene schildern in nie dagewesener
Offenheit, was ihnen angetan wurde.
Dazu noch einige Berichte aus den Medien:
Standard
am 16.11.: "Kardinal-Schlitten" gegen Staatsakt für Missbrauchsopfer
ORF-news am 16.11.: Heimkinder: "Geste der Verantwortung" im Parlament
Religion.ORF am 16.11.:
"Missbrauch: Kritik an Gedenkveranstaltung"