Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen - dies ist eine Kernaussage
der Aufklärung. Dass bei religiösen Themen, auch teilweise in
der Politik, viele Menschen sich ihres eigenen Verstandes ohne Anleitung eines
anderen leider nicht zum Besten bedienen, erkennt man auch an manchen öffentlich
geführten Debatten, wie zum Beispiel an der Kopftuchdiskussion. Die Art
und Weise, wie darüber diskutiert wird, bringt uns gesellschaftlich keinen
Millimeter weiter. Es werden eher die Fronten verhärtet und eine Verschleierungspolitik
betrieben, wenn man die Diskussion an einzelnen Symbolen wie dem Kopftuch festmacht,
statt sich an Grundsätzen einer aufgeklärten Gesellschaft zu orientieren.
Die
Gründe für das Tragen eines Kopftuches sind vielfältig. Hierbei
kann die Tradition eine Rolle spielen. Eine bestimmte religiöse Interpretation
des Glaubens. Der gesellschaftliche Zwang. Als Zeichen eines politisierten Glaubens.
Die Zuschreibung einer bestimmten Rolle für Frauen durch patriarchal geprägte
Männerbilder usw. Faktum ist, dass in vielen islamischen Ländern,
seit der Machtergreifung der Vertreter des politischen Islams, wie jener der
AKP in der Türkei und der global agierenden Muslimbruderschaft sowie anderer
islamistisch-reaktionärer Gruppierungen wie der Salafisten, die Anzahl
der Kopftuch tragenden Frauen zugenommen hat - auch in Österreich.
Wenn
wir die Debatten ehrlich betreiben würden, müssten wir über das
Verhältnis zwischen Staat und Religion eine Grundsatzdiskussion führen.
Manche Parteien und deren Vertreter sind sehr eng mit der Kirche und katholischen
Verbindungen sowie anderen einflussstarken, religiösen Gruppierungen verwoben.
Die zu führenden Diskussionen haben im Sinne der Aufklärung aufgrund
der asymmetrischen Machtverhältnisse kaum Aussicht auf Erfolg. Wäre
dem so, könnten sich viele Themen erst gar nicht in dieser Form ergeben.
Unter
dem Deckmantel der religiösen Toleranz und des interreligiösen Dialogs
wird von manchen Parteien und Religionsvertretern viel Schindluder betrieben.
Ein Schandfleck und ein Mahnmal einer von Doppelbödigkeit getragenen
Politik ist das von Saudi-Arabien finanzierte "Interreligiöse Dialogzentrum"
in Wien, welches auf Betreiben der österreichischen Bundesregierung,
dem spanischen Königshaus, dem Vatikan sowie den höchsten Vertretern
des Salafismus, jener Strömung des Islams, dem fast alle islamistischen
Terroristen anhängen, initiiert worden ist. Wer einer Religion bedarf,
um damit Politik zu betreiben, ist und bleibt ein Schwachkopf! Die Politik wäre
gut beraten, statt einer Kopftuchdiskussion dem Einfluss aus dem Ausland auf
die Muslime in Österreich einen Riegel vorzuschieben. Das staatliche,
öffentliche Leben sollte neutral sein.