NBZ - eine bundesweite Partei?

Wikipedia: "Die Neue Bewegung für die Zukunft, kurz NBZ, ist eine 1998 in Vorarlberg gegründete Arbeiterkammerfraktion. Obmann der Bewegung ist Adnan Dincer".

Am 18. und 19.1.2017 berichteten Medien darüber, dass diese türkischstämmige Gruppierung in Zukunft bundesweit bei Wahlen kandidieren möchte, auf der NBZ-Homepage heißt es dazu:

Mit dem, am 30. Dezember 2016 erhaltenen, Schreiben des Bundesministeriums für Inneres wurde bestätigt, dass die NBZ als eine bundesweite Partei agieren darf.
Dies ermöglicht es uns bei den nächsten Wahlen mit an zu treten und mehr Partizipation unserer Community in den Kommunen zu ermöglichen.
Viele Themen, welche speziell diesen Kulturkreis betreffen wurden und werden immer noch über unsere Köpfe hinweg entschieden. Nicht zuletzt die aktuelle und aus unserer Sicht skandalöse Aussage des Integrationsminister Kurz über ein Kopftuchverbot in öffentlichen Einrichtungen gibt uns mehr denn je Anlass dazu in den Gremien eben diesen Glaubens- und Kulturkreis zu vertreten.
Es wurde jahrzehntelang versucht in den bestehenden Parteien Platz zu finden, jedoch größtenteils ohne Erfolg. Mit verschiedenen Mitteln wurde und wird immer noch verhindert engagierte Menschen mit Wurzeln insbesondere in der Türkei zu Positionen zu gelangen wo man auch gehört wird.
Deshalb ist es gerade für die Demokratie unabdingbar, dass Minderheiten die mittlerweile knapp 10% der Gesamtbevölkerung ausmachen sich in die aktive Politik einbringen und ihre Meinung kund tun. Wir sind überzeugt davon, dass dies einem gleichberechtigten, friedlicheren und toleranterem Miteinander dienen wird.

Der KURIER schrieb darüber u.a.: "Die NBZ charakterisierte Dincer als 'österreichische Mitte-Rechts-Partei, die nach dem österreichischen Gesetz von Österreichern gegründet wurde'. Man wolle Brückenbauer sein, 'eine Partei für die Vergessenen'. Die Politiker hätten die Bedürfnisse der Bevölkerung aus dem Auge verloren. Eine Verbindung zur Religion gibt es im Parteiprogramm der NBZ nicht: 'Religion ist Religion, Politik ist Politik', so Dincer."

Dass die Politiker die Bedürfnisse der Bevölkerung aus den Augen verlorenen haben, ist gut beobachtet, weil es geht ja nur noch um die neoliberalen Bedürfnisse der Konzerne, fallweise gibt's speziell für die weniger bemittelten Teile der Bevölkerung Almosen, so eine Art Klostersuppe des Neoliberalismus.

Der KURIER weiter: "Dincer hält die bisher betriebene Integrationspolitik für gescheitert. Viele Politiker hätten versucht, auf dem Rücken der migrantischen und vor allem der islamischen Community Politik zu betreiben, stellte der Obmann fest. In vielen Integrationsarbeitsgruppen würden die Migranten erst bei der Präsentation an den Tisch gebeten, für solche 'Alibiveranstaltungen' stehe das NBZ nicht mehr zur Verfügung. 'Wir müssen zurück an den Nullpunkt und gemeinsam eine Lösung suchen', sagte Dincer."

Weiter geht es dann um die NBZ-Forderung nach der Auszahlung einbezahlten Pensionsversicherungsbeiträge an abwanderungswillige Migranten, Abwanderungswillige gebe es, weil: "seit dem Putschversuch in der Türkei das 'Vertrauen und das Zugehörigkeitsgefühl von Menschen, die seit einer geraumen Zeit in Österreich leben, aber immer noch im ursprünglichen Heimatland [...] verwurzelt sind, rapide abgenommen hat'. Nicht nur wurde damals fehlende Empathie beklagt - vielmehr seien die Aussagen von Kurz 'an Feindseligkeit der Türkei und ihrer Demokratie (gegenüber, Anm.) [...] kaum zu übertreffen'. Ausländerfeindlichkeit und Fremdenhass würden angefacht, 'Menschen, die ihren Lebtag in Österreich arbeiteten, werden verbal wie auch tätlich angegriffen und erniedrigt', so die NBZ im Sommer. Deshalb seien Dutzende Arbeiter dazu bereit, mitsamt ihren Familien Österreich zu verlassen. Dies allerdings nur unter der Voraussetzung, 'dass ihnen die bisher einbezahlten Sozialleistungen wie auch die Beiträge in die Pensionskasse ausgehändigt werden', wie damals mitgeteilt wurde."

Schaut also aus wie eine Erdogan-Partei. Dass sie Politik und Religion trennt, ist offensichtlich eine kühne Behauptung, weil sie sich massiv für das Tragen muslimischer Kopftücher in öffentlichen Einrichtungen einsetzt, was in diesem Zuasmmenhang wohl wieder einmal belegt, dass das Kopftuch ein politisches Zeichen ist.

Aber lassen wir uns überraschen, ob diese AK-Liste tatsächlich als politische Partei reüssieren kann
, in Vorarlberg hat man ja schon in den 1960er türkische Gastarbeiter in die dortige Textilindustrie geholt, der ÖVP ist es dann gelungen mit Hilfe der türksichen "Grauen Wölfe" dort der SPÖ die Mehrheit bei den AK-Wahlen abzunehmen, zurzeit hält die NBZ in der Kammervollversammlung mit einem Stimmenanteil von 5,5% vier von siebzig Mandaten.