Der Jugend die Kirche näher bringen

Darüber berichtet am 20.02.2017 die "Neue Ruhr Zeitung" und atheisten-info macht Bemerkungen dazu.

Neue Ruhr Zeitung: Kirche und Jugend stehen häufig in einem angespannten Verhältnis. Die wöchentlichen Gottesdienste werden immer leerer. Viele Jugendliche verbringen heutzutage ihre Zeit lieber mit anderen Dingen als sich regelmäßig in die Kirche zu setzen. Die meisten Gottesdienste sind für die jüngeren Generationen offensichtlich nicht mehr reizvoll und interessant. "Nicht zuletzt auch wegen den teilweise frühen Zeiten an den Sonntagen", sagt Tobias Kleffner, Dekanatsreferent für Jugend und Familie.

Atheistische Anmerkung: Ist der Herr Kleffner so weltfremd? Aus meiner Jugend vor 60 Jahren weiß ich noch, dass der Kirchbesuch am Sonntag auch für religiös erzogene Kinder keine Freude war, sondern eine elterlich oder (meistens!) von der Oma verordnete Pflicht. Der selbst gewünschte Kirchbesuch bedarf zuerst einmal eines tatsächlich vorhandenen Glaubens. Zur Realität gibt's den berühmten Fledermauswitz: Treffen sich ein protestantischer und ein katholischer Pfarrer. Jammert der Katholische, er habe so viele Fledermäuse im Kirchturm und würde ihrer nicht Herr. Gibt ihm der Protestant einen aus seinem Pfarrerleben stammenden Tipp, "ich hab das so gemacht, zuerst hab ich die Fledermäuse getauft, dann hab ich sie konfirmiert und seither habe ich keine davon wiedergesehen".
Da es heute weniger religiöse Eltern und Großeltern gibt, verschwindet in den Familien auch die kindliche Kirchenpflicht immer mehr und die Fledermäuse sind schon vor der Konfirmation nimmer im Kirchturm...

Neue Ruhr Zeitung: Interesse an spirituellen Fragen
"Junge Leute haben durchaus ein Interesse an spirituellen Fragen, nur das System der Gottesdienste spricht viele nicht mehr an", sagt Kleffner. Er versucht als Ansprechpartner, Jugendlichen in lebensverändernden Situationen zur Hilfe zu stehen und ihnen die Kirche als mögliche Alternative näher zu bringen.
Die Katholische Kirche engagiert sich schon seit Längerem mit gezielten Projekten für Jugendliche. Ein Beispiel dafür ist die Jugend Caritas Organisation, die auch in Arnsberg unter dem Namen "Junge Caritas" viele unterschiedliche soziale Projekte im Namen der Kirche anbietet. Die bekanntesten aktuellen Projekte sind "Stühle der Toleranz" oder Unterstützung von Hospizarbeit oder der Seniorenbetreuung.
Gerade besondere kirchliche Events sprechen junge Menschen an, zu Veranstaltungen wie dem Weltjugendtag kommen immer mehr junge Menschen zusammen. "Ich war beim Weltjugendtag, weil ich neue Menschen kennen lernen wollte und gespannt auf die verschiedenen Kulturen war", sagt Hannah Funke, Zehntklässlerin des Mariengymnasium Arnsberg. Sie ist auch bei der Jungen Caritas und bei der katholischen Gemeinschaft "Shalom" engagiert.

Atheistische Anmerkung: Ja, und warum funktioniert das alles nicht und es sind keine jungen Menschen in der Kirche zu finden? Welche "spirituelle Fragen" hätten die jungen Leute? Welche Antworten dazu hat die katholische Kirche? Warum sollten Hospiz und Seniorenbetreuung durch die "Junge Caritas" junge Leute interessieren? Und die Weltjugendtage? Zu den steigenden Teilnehmerzahlen: Beim Weltjugendtag 2016 in Krakau waren 560.000 jugendliche Pilger aus 187 Ländern erwartet worden, angemeldet haben sich dann nur 356.000...

Neue Ruhr Zeitung: Verantwortung übernehmen
Viele Menschen in der Stadt machen sich Gedanken, wie die heranwachsende Generation an die kirchliche Idee und an den Glauben gebunden werden kann. "Ich habe selber jahrelang in der Jugendarbeit viele junge Menschen auf dem Glaubensweg und dem Weg als Mitglieder der Gemeinde St. Franziskus im Rusch begleitet", erzählt Silke Schmidt. Sie sieht die Verantwortung bei den erwachsenen Gemeindemitgliedern. "Wir selber müssen uns auf die Kinder und Jugendliche im pastoralen Raum einlassen und uns den Fragen, die uns die Jugendlichen vorgeben, stellen", sagt sie, "wir alle sind Kirche, dürfen uns nicht verstecken und müssen uns ganz persönlich in unseren Pfarreien einbringen."

Atheistische Anmerkung: Wenn sich wirklich viele Menschen Gedanken über die Bindung junger Menschen an die kirchliche Idee machen würden, dann wäre die religiöse Erziehung nicht so zurückgegangen! Wie erst jüngst hier geschrieben, sind in der BRD in den letzten 50 Jahren (nach kircheneigenen Zahlen!) die r.k. Sonntagsmessbesucher um 80 % weniger geworden, in den letzten 20 Jahren haben sie sich halbiert! Das Interesse an praktizierter Religion verschwindet weitaus rascher als der Mitgliederbestand schrumpft! Es interessiert also auch die erwachsenen Kirchenmitglieder die Religion zunehmend weniger! Sich auf Kinder und Jugendliche im pastoralen Raum einlassen zu können, bedeutet zunächst, dass in diesem Bereich überhaupt Kinder und Jugendliche auffindbar sind! Sind sie aber nicht! Um sie zu finden, müsste man wohl wie die Zeugen Jehovas von Tür zu Tür gehen...

Neue Ruhr Zeitung: "Start-Up-Programm"
Auch die evangelische Kirche hat mit dem Problem der Abwendung von jungen Menschen von der Kirche zu kämpfen. Sie bietet deshalb umfangreiche Angebote für die jüngeren Generationen an, wie zum Beispiel ein Jugendtreff, der jeden Dienstag um 18 Uhr in der Auferstehungskirche stattfindet. Dort werden neue Projekte besprochen, es wird gegrillt und gelacht. Zudem gibt es ein "Startup"-Programm, das Jugendliche nach ihrer Konfirmation jeden Mittwoch in der Auferstehungskirche mitmachen können. Hier werden zum Beispiel die nächsten "Konfi-Camps" für die Konfirmanden geplant. Auch lernt man dort das Arbeiten im Team, Spielpädagogik oder es werden Rechtsfragen geklärt. "Events der Konfirmanden sind sehr beliebt, wie die Konfirmationsfahrt mit allen zusammen", erzählt Pastorin Claudia Schäfer. Sie ist der Ansicht, dass Jugendliche nicht mehr in die Kirche gehen, da es sehr schwierig sei, einen Gottesdienst für alle Altersgruppen zu gestalten. Deshalb fände man die jüngeren Leuten heute eher in anderen Bereichen der Kirche.

Atheistische Anmerkung: Bei den Protestanten ist die Abwanderung noch deutlich höher, weil die liberale Haltung dort statt Bindung Unverbindlichkeit erzeugt. Firmung und Konfirmation sind die letzten religiösen Traditionen, die noch familiär praktiziert werden, im Gebiet der ehemaligen DDR wurden sie durch die "Jugendweihe" ersetzt, die schon im 19. Jht. Bestandteil der Arbeiterbewegung gewesen war, dort hat sich dieser Brauch bis heute gehalten, der Witz von oben mit den Fledermäusen beschreibt aber die Realität, danach kommt möglicherweise noch eine kirchlicher Verehelichung, aber die Religiosität in der Gesellschaft schwindet und dagegen sind Konif-Camps auch maximal kleine Kleckse, mit denen die Masse der Heranwachsenden nix zu tun hat.

Neue Ruhr Zeitung: Ist Kirche "uncool"?
Auch viele Jugendliche sind der Meinung, dass auch in ihrer Altersgruppe durchaus noch ein gewisses Interesse für den Glauben bestehe. Allerdings werden auch die Terminkalender vieler Teenager immer voller und es wird schwieriger, auch noch kirchliche Projekte oder Gottesdienstbesuche unterzubringen. Ein viel größeres Problem für Schüler ist, dass viele Angst vor den Reaktionen der Freunde oder Mitschüler haben, das kirchliche Engagement könnte peinlich oder "uncool" sein. Ein Phänomen, das auch Dekanatsjugendreferent Tobias Kleffner kennt.
Kirche muss mit latentem Gegenwind in der öffentlichen Diskussion leben. "Die Kirche geht nicht mit der Zeit. Sie ist gegen Scheidung, Homosexualität bei Mann und Frau, die Pille danach und das Denken der Kirche in gewissen Themen ist extrem von vorgestern", meint so Niklas Latusek, "sie ist zäh und langweilig. Sie muss mit der Zeit gehen. Dann kommen auch wieder mehr Besucher."

Atheistische Anmerkung: Ein kirchliches Engagement war in meiner Jugend schon "uncool" - kirchlich Engagierte bekamen damals von ihrer Umwelt die schöne Bezeichnung "Verpfaffte". Heute gibt's diese Deklarierung wohl nimmer, weil der Masse der Bevölkerung sind Religion und Verpfaffte gleich wurscht. Und es sind sicherlich nicht Terminprobleme, sondern es ist ganz einfach das Fehlen des religiösen Interesses! Und das kann sich keine Kirche mehr herbeizaubern! Dass die katholische Kirche mit der Zeit (ver)geht, ist sicher, ob sie sich zu einem zeitgemäßen Verhalten abändert, ist dabei wohl schon egal, die jungen Besucher würden auch nimmer zur Sonntagsmesse strömen, wenn Priester sich als Homos outen täten oder verheiratet wären.

Neue Ruhr Zeitung: Es geht nicht um den Kirchgang
Den Verantwortlichen in den beiden großen Kirchen sind diese Probleme und Stimmungen bekannt. Umso wichtiger sei es, die Kirche der Jugend näher zu bringen, ihr ein Gesicht zu geben und sie an das Leben der Jugendlichen anzupassen. Für Tobias Kleffner und Claudia Schäfer geht es dabei am wenigsten um den Kirchenbesuch. "Grundsätzlich ist es nicht das Ziel, die Gottesdienste zu füllen, sondern die Menschen in anderen Projekten für die Kirche zu begeistern", sagen sie.

Atheistische Anmerkung: Na, dann begeistert die Jugend! Und wenn die Jugend begeistert ist, dann glaubt sie wieder an den Erlöser Jesus und an das Reich Gottes. Oder womöglich doch nicht? Nicht nur, weil sich die jungen Leute von all dem religiösen Zeug auch vor Jahrzehnten kaum begeistern ließen, aber durch die alten familiären Traditionen damit verbunden waren. Diese Traditionen sind weitgehend fort und begeistert hat Religion sowieso immer nur einen kleinen Kreis. In Zukunft werden auch große Religionen zu Sekten werden, nur beim Islam wird das noch länger dauern, weil dort sind die alten Traditionen noch fest verankert - wie es auch bei uns früher war, aber jetzt eben nimmer ist!