Neue Ruhr Zeitung: Kirche und Jugend stehen häufig in einem angespannten Verhältnis. Die wöchentlichen Gottesdienste werden immer leerer. Viele Jugendliche verbringen heutzutage ihre Zeit lieber mit anderen Dingen als sich regelmäßig in die Kirche zu setzen. Die meisten Gottesdienste sind für die jüngeren Generationen offensichtlich nicht mehr reizvoll und interessant. "Nicht zuletzt auch wegen den teilweise frühen Zeiten an den Sonntagen", sagt Tobias Kleffner, Dekanatsreferent für Jugend und Familie.
Atheistische Anmerkung: Ist der Herr Kleffner so weltfremd? Aus meiner
Jugend vor 60 Jahren weiß ich noch, dass der Kirchbesuch am Sonntag auch
für religiös erzogene Kinder keine Freude war, sondern eine elterlich
oder (meistens!) von der Oma verordnete Pflicht. Der selbst gewünschte
Kirchbesuch bedarf zuerst einmal eines tatsächlich vorhandenen Glaubens.
Zur Realität gibt's den berühmten Fledermauswitz: Treffen sich
ein protestantischer und ein katholischer Pfarrer. Jammert der Katholische,
er habe so viele Fledermäuse im Kirchturm und würde ihrer nicht Herr.
Gibt ihm der Protestant einen aus seinem Pfarrerleben stammenden Tipp, "ich
hab das so gemacht, zuerst hab ich die Fledermäuse getauft, dann hab ich
sie konfirmiert und seither habe ich keine davon wiedergesehen".
Da
es heute weniger religiöse Eltern und Großeltern gibt, verschwindet
in den Familien auch die kindliche Kirchenpflicht immer mehr und die Fledermäuse
sind schon vor der Konfirmation nimmer im Kirchturm...
Neue Ruhr
Zeitung: Interesse an spirituellen Fragen
"Junge Leute haben durchaus
ein Interesse an spirituellen Fragen, nur das System der Gottesdienste spricht
viele nicht mehr an", sagt Kleffner. Er versucht als Ansprechpartner, Jugendlichen
in lebensverändernden Situationen zur Hilfe zu stehen und ihnen die Kirche
als mögliche Alternative näher zu bringen.
Die Katholische Kirche
engagiert sich schon seit Längerem mit gezielten Projekten für Jugendliche.
Ein Beispiel dafür ist die Jugend Caritas Organisation, die auch in Arnsberg
unter dem Namen "Junge Caritas" viele unterschiedliche soziale Projekte
im Namen der Kirche anbietet. Die bekanntesten aktuellen Projekte sind "Stühle
der Toleranz" oder Unterstützung von Hospizarbeit oder der Seniorenbetreuung.
Gerade
besondere kirchliche Events sprechen junge Menschen an, zu Veranstaltungen wie
dem Weltjugendtag kommen immer mehr junge Menschen zusammen. "Ich war beim
Weltjugendtag, weil ich neue Menschen kennen lernen wollte und gespannt auf
die verschiedenen Kulturen war", sagt Hannah Funke, Zehntklässlerin
des Mariengymnasium Arnsberg. Sie ist auch bei der Jungen Caritas und bei der
katholischen Gemeinschaft "Shalom" engagiert.
Atheistische
Anmerkung: Ja, und warum funktioniert das alles nicht und es sind keine
jungen Menschen in der Kirche zu finden? Welche "spirituelle Fragen"
hätten die jungen Leute? Welche Antworten dazu hat die katholische Kirche?
Warum sollten Hospiz und Seniorenbetreuung durch die "Junge Caritas"
junge Leute interessieren? Und die Weltjugendtage? Zu den steigenden Teilnehmerzahlen:
Beim Weltjugendtag 2016 in Krakau waren 560.000 jugendliche Pilger aus 187 Ländern
erwartet worden, angemeldet haben sich dann nur 356.000...
Neue
Ruhr Zeitung: Verantwortung übernehmen
Viele Menschen in
der Stadt machen sich Gedanken, wie die heranwachsende Generation an die kirchliche
Idee und an den Glauben gebunden werden kann. "Ich habe selber jahrelang
in der Jugendarbeit viele junge Menschen auf dem Glaubensweg und dem Weg als
Mitglieder der Gemeinde St. Franziskus im Rusch begleitet", erzählt
Silke Schmidt. Sie sieht die Verantwortung bei den erwachsenen Gemeindemitgliedern.
"Wir selber müssen uns auf die Kinder und Jugendliche im pastoralen
Raum einlassen und uns den Fragen, die uns die Jugendlichen vorgeben, stellen",
sagt sie, "wir alle sind Kirche, dürfen uns nicht verstecken und müssen
uns ganz persönlich in unseren Pfarreien einbringen."
Atheistische
Anmerkung: Wenn sich wirklich viele Menschen Gedanken über die Bindung
junger Menschen an die kirchliche Idee machen würden, dann wäre die
religiöse Erziehung nicht so zurückgegangen! Wie erst jüngst
hier geschrieben, sind in der BRD in den letzten 50 Jahren (nach kircheneigenen
Zahlen!) die r.k. Sonntagsmessbesucher um 80 % weniger geworden, in den letzten
20 Jahren haben sie sich halbiert! Das Interesse an praktizierter Religion verschwindet
weitaus rascher als der Mitgliederbestand schrumpft! Es interessiert also auch
die erwachsenen Kirchenmitglieder die Religion zunehmend weniger! Sich auf Kinder
und Jugendliche im pastoralen Raum einlassen zu können, bedeutet zunächst,
dass in diesem Bereich überhaupt Kinder und Jugendliche auffindbar sind!
Sind sie aber nicht! Um sie zu finden, müsste man wohl wie die Zeugen Jehovas
von Tür zu Tür gehen...
Neue Ruhr Zeitung:
"Start-Up-Programm"
Auch die evangelische Kirche hat mit dem Problem
der Abwendung von jungen Menschen von der Kirche zu kämpfen. Sie bietet
deshalb umfangreiche Angebote für die jüngeren Generationen an, wie
zum Beispiel ein Jugendtreff, der jeden Dienstag um 18 Uhr in der Auferstehungskirche
stattfindet. Dort werden neue Projekte besprochen, es wird gegrillt und gelacht.
Zudem gibt es ein "Startup"-Programm, das Jugendliche nach ihrer Konfirmation
jeden Mittwoch in der Auferstehungskirche mitmachen können. Hier werden
zum Beispiel die nächsten "Konfi-Camps" für die Konfirmanden
geplant. Auch lernt man dort das Arbeiten im Team, Spielpädagogik oder
es werden Rechtsfragen geklärt. "Events der Konfirmanden sind sehr
beliebt, wie die Konfirmationsfahrt mit allen zusammen", erzählt Pastorin
Claudia Schäfer. Sie ist der Ansicht, dass Jugendliche nicht mehr in die
Kirche gehen, da es sehr schwierig sei, einen Gottesdienst für alle Altersgruppen
zu gestalten. Deshalb fände man die jüngeren Leuten heute eher in
anderen Bereichen der Kirche.
Atheistische Anmerkung: Bei
den Protestanten ist die Abwanderung noch deutlich höher, weil die liberale
Haltung dort statt Bindung Unverbindlichkeit erzeugt. Firmung und Konfirmation
sind die letzten religiösen Traditionen, die noch familiär praktiziert
werden, im Gebiet der ehemaligen DDR wurden sie durch die "Jugendweihe"
ersetzt, die schon im 19. Jht. Bestandteil der Arbeiterbewegung gewesen war,
dort hat sich dieser Brauch bis heute gehalten, der Witz von oben mit den Fledermäusen
beschreibt aber die Realität, danach kommt möglicherweise noch eine
kirchlicher Verehelichung, aber die Religiosität in der Gesellschaft schwindet
und dagegen sind Konif-Camps auch maximal kleine Kleckse, mit denen die Masse
der Heranwachsenden nix zu tun hat.
Neue Ruhr Zeitung:
Ist Kirche "uncool"?
Auch viele Jugendliche sind der Meinung, dass
auch in ihrer Altersgruppe durchaus noch ein gewisses Interesse für den
Glauben bestehe. Allerdings werden auch die Terminkalender vieler Teenager immer
voller und es wird schwieriger, auch noch kirchliche Projekte oder Gottesdienstbesuche
unterzubringen. Ein viel größeres Problem für Schüler ist,
dass viele Angst vor den Reaktionen der Freunde oder Mitschüler haben,
das kirchliche Engagement könnte peinlich oder "uncool" sein.
Ein Phänomen, das auch Dekanatsjugendreferent Tobias Kleffner kennt.
Kirche
muss mit latentem Gegenwind in der öffentlichen Diskussion leben. "Die
Kirche geht nicht mit der Zeit. Sie ist gegen Scheidung, Homosexualität
bei Mann und Frau, die Pille danach und das Denken der Kirche in gewissen Themen
ist extrem von vorgestern", meint so Niklas Latusek, "sie ist zäh
und langweilig. Sie muss mit der Zeit gehen. Dann kommen auch wieder mehr Besucher."
Atheistische
Anmerkung: Ein kirchliches Engagement war in meiner Jugend schon "uncool"
- kirchlich Engagierte bekamen damals von ihrer Umwelt die schöne Bezeichnung
"Verpfaffte". Heute gibt's diese Deklarierung wohl nimmer, weil der
Masse der Bevölkerung sind Religion und Verpfaffte gleich wurscht. Und
es sind sicherlich nicht Terminprobleme, sondern es ist ganz einfach das Fehlen
des religiösen Interesses! Und das kann sich keine Kirche mehr herbeizaubern!
Dass die katholische Kirche mit der Zeit (ver)geht, ist sicher, ob sie sich
zu einem zeitgemäßen Verhalten abändert, ist dabei wohl schon
egal, die jungen Besucher würden auch nimmer zur Sonntagsmesse strömen,
wenn Priester sich als Homos outen täten oder verheiratet wären.
Neue
Ruhr Zeitung: Es geht nicht um den Kirchgang
Den Verantwortlichen
in den beiden großen Kirchen sind diese Probleme und Stimmungen bekannt.
Umso wichtiger sei es, die Kirche der Jugend näher zu bringen, ihr ein
Gesicht zu geben und sie an das Leben der Jugendlichen anzupassen. Für
Tobias Kleffner und Claudia Schäfer geht es dabei am wenigsten um den Kirchenbesuch.
"Grundsätzlich ist es nicht das Ziel, die Gottesdienste zu füllen,
sondern die Menschen in anderen Projekten für die Kirche zu begeistern",
sagen sie.
Atheistische Anmerkung: Na, dann begeistert die
Jugend! Und wenn die Jugend begeistert ist, dann glaubt sie wieder an den Erlöser
Jesus und an das Reich Gottes. Oder womöglich doch nicht? Nicht nur, weil
sich die jungen Leute von all dem religiösen Zeug auch vor Jahrzehnten
kaum begeistern ließen, aber durch die alten familiären Traditionen
damit verbunden waren. Diese Traditionen sind weitgehend fort und begeistert
hat Religion sowieso immer nur einen kleinen Kreis. In Zukunft werden auch große
Religionen zu Sekten werden, nur beim Islam wird das noch länger dauern,
weil dort sind die alten Traditionen noch fest verankert - wie es auch bei uns
früher war, aber jetzt eben nimmer ist!