Missbrauch nicht systematisch vertuscht - oder doch?

Am 26.2.2017 brachte religion.ORF unter dem Titel "Kurienkardinal: Missbrauch nicht systematisch vertuscht" einen Beitrag über die Aussagen des Kurienkardinals Gerhard Ludwig Müller, dieser ist der oberste katholische Glaubenswächter, es heißt dort u.a.:
"Aus Sicht von Kurienkardinal Gerhard Ludwig Müller gibt es in der katholischen Kirche keine systematische Vertuschung von Missbrauchsfällen. 'Die Kirche verdeckt auf jeden Fall nichts', sagte er im Interview der italienischen Tageszeitung 'La Repubblica' (Sonntagsausgabe). Es könne in einigen Fällen aus Ahnungslosigkeit geschehen sein, 'aber nicht systematisch', so der Präfekt der vatikanischen Glaubenskongregation. 'Die Kirche arbeitet, im Gegensatz zu vielen anderen Institutionen, wirklich für Null-Toleranz."

Nach dem Auffliegen der großen Zahl von klerikalen Schändungsverbrechen im Jahre 2010 hat man im Vatikan tatsächlich zurückstecken müssen, die bis dahin vorgeschriebenen Vertuschungsmethoden konnten offiziell nicht mehr aufrecht erhalten werden.

Siehe dazu:

Katholische Anweisung zur Missbrauchsvertuschung
Motu proprio
Normae de gravioribus delictis
Plus die Missbrauchsrichtlinien ab 2011

Zur Verkündigung der Müllerischen Glaubenswahrheit vom Nichtsystem der Vertuschung passte ein Artikel aus der PRESSE, der bereits am 16.1.2017 erschienen ist, es heißt dort:
"Der Enthüllungsjournalist Emiliano Fittipaldi wirft dem Vatikan in seinem am Donnerstag erscheinenden Buch "Lussuria" (Wollust) vor, unzählige Missbrauchsskandale in der italienischen Kirche gedeckt zu haben. Die Skandale seien auch von hohen Prälaten an der Seite von Papst Franziskus verheimlicht worden, kritisierte Fittipaldi.
Der italienische Journalist berichtete, dass zwischen 2013 und 2015 aus den verschiedenen Weltdiözesen 1200 Anzeigen wegen Kindesmissbrauchs durch Geistliche bei der Glaubenskongregation im Vatikan eingetroffen seien. Die Zahl habe sich gegenüber dem Zeitraum 2005 bis 2009 verdoppelt. "Dieser Trend zeigt, dass das Geschwür der Pädophilie in der Kirche nicht ausgemerzt worden ist", schreibt Fittipaldi in seinem Buch, das in Auszügen von der römischen Tageszeitung "La Repubblica" und vom Wochenmagazin "L'Espresso" am Montag veröffentlicht wurde. Die italienische Kirche sei in den vergangenen 20 Jahren mit den Fällen von 200 pädophilen Priestern konfrontiert gewesen."
Zusammenfassend sagt Fittipaldi: ""Das System, das die Pädophilen und die Kassen der Kirche vor Entschädigungsforderungen schützt, funktioniert in Italien auch heute besser als anderswo. Für Priester und Bischöfe besteht keine Pflicht, pädophile Kollegen der Justiz anzuzeigen."

Aha, schaut aus als würden jetzt neue Fälle wenigstens des öfteren weitergemeldet, vor der Öffentlichkeit wird aber weiterhin vertuscht. Man kann gespannt sein, ob das Buch von Emiliano Fittipaldi über die vertuschte katholisch-klerikale Wollust auch deutschsprachig veröffentlicht werden wird! Lussuria. Peccati, scandali e tradimenti di una Chiesa fatta di uomini - Wollust. Sünde, Betrug und Skandal (in) einer Kirche aus Männern...