Der unfassbare und abscheuliche Martin Schulz

Publiziert am 26. April 2017 von Wilfried Müller auf www.wissenbloggt.de

Die abscheuliche Kritik des Martin Schulz

Eigentlich brachte der SPD-Kandidat einen Hauch von Erwartung in die vermuffte Szene, weil er areligiös ist. Jetzt aber kommt raus, wie er sich in das allumfassende religiöse Miasma integriert (Bild: Foto-AG Gymnasium Melle, Wikimedia Commons, eigenhändig umgedreht).

Er nutzte das aktuelle AfD-Bashing, um sich mit einer Schelte des AfD-Aufrufs zum Kirchenaustritt in den Vordergrund zu drängeln. Das ist ihm gelungen, wie das Googlen von AfD und Kirchenaustritt zeigt:

Alles ist Schulz.

Die sachliche Grundlage ist eher bescheiden. AfD-Parteitag in Köln: Aufruf zum Kirchenaustritt (Kirche und Leben 22.4.): Die AfD hat die Kirchen bei ihrem Bundesparteitag in Köln scharf kritisiert. Speziell Frauke Petry und Paul Hampel (Bundesvorstandsmitglied) riefen zum Kirchenaustritt auf: »In dem Verein sollte keiner von uns mehr Mitglied sein.«

Nun ist das so eine Sache, wenn die Falschen das Richtige sagen. Der Austritts-Aufruf wurde nur von den Kirchen-Seiten publik gemacht, die sonstigen Medien meldeten das nicht. Erst als der Kandidat das aufgriff, wurde eine Nachricht draus:
Ein ungeheuerlicher Angriff auf die Kirchen, hetzte der Kandidat, und das findet sich nun in allen Suchlisten. Als Beispiel sei dieser Artikel genannt, Schulz nennt AfD-Aufruf "abscheulich" (Frankfurter Allgemeine Zeitung 25.4.): Die AfD hat ihre Mitglieder aufgefordert, aus der Kirche auszutreten. Nun reagiert SPD-Chef Martin Schulz und findet klare Worte für die "Alternative".

Das Wort mit dem "ungeheuerlichen Angriff auf die Kirchen" stammt aus einem Brief vom Kanzlerkandidaten an den Vorsitzenden der Bischofskonferenz, Reinhard Kardinal Marx, und den Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche, Bischof Heinrich Bedford-Strohm.

Der Kandidat macht Kotau vor den ewiggestrigen Glaubensverwesern. Die Vorwürfe der AfD gegen die Kirchen seien "unfassbar und abscheulich", heißt es. Welche das waren, sagt der Kandidat nicht. "In dem Verein sollte keiner von uns mehr Mitglied sein?" "Der Staat soll für die Kirchen künftig keine Steuer mehr einziehen?"

Das sind doch Forderungen, die jeder Vernunftbegabte unterschreiben kann. Nein, was da "unfassbar und abscheulich" ist, das ist die Anbiederung des Kandidaten an die reaktionärsten Kirchenvertreter. So wird Politik gemacht. So werden Meldungen gemacht. Schandbar.

Links dazu:
Je Schulz desto SPD
Wahlkampf IV – SPD-Kompress
® Zweierlei Maß
Glaubens-Abfall

Nachbemerkung atheisten-info: Es ist immer wieder unfasslich, wie weltfremd Politiker sind! Wenn die Aufforderung zum Kirchenaustritt "unfassbar und abscheulich" ist, dann könnte man davon ableiten, dass der Kirchenaustritt selber ebenfalls "unfassbar und abscheulich" ist und weiter nachgedacht ist dann vielleicht sogar die Religionsfreiheit "unfassbar und abscheulich" und gehört abgeschafft? Was wird diese schulzische Pro-Kirchen-Kampgane bewirken? Wählen dann Kirchenmitglieder nicht nur nicht AfD, sondern auch nimmer CDU/CSU, sondern die heilige SPD, die allerchristlichste Partei wo gibt? Und was wählen die Säkularen und religiös Desinteressierten, wenn sie diese unfassbar dumme und abscheuliche Verdammungsbotschaft vom Schulz hören? Werden die dann - angestiftet vom Schulz - vielleicht sogar die AfD wählen, um diesem Trottel was z'Fleiß zu tun!

PS: Politiker darf man laut Europäischem Menschenrechtsgerichtshof "Trottel" nennen, wenn sie es sich mit ihren Äußerungen verdienen - im Urteil in der Trottel-Sache Jörg Haider (GZ Bsw20834/92) wurde angeführt, dass der Schutz des Art. 10 der Europäischen Menschenrechtskonvention - Freiheit der Meinungsäußerung - auch gegenüber solchen Meinungen gelte, "die den Staat oder einen Teil der Bevölkerung verletzen, schockieren oder beunruhigen." Der Artikel 10 wäre daher durch die Äußerung "Trottel" nicht überschritten worden, denn im Zusammenhang zu damaligen Äußerungen von Jörg Haider erschien dieses Wort als verhältnismäßig im Vergleich zu der von diesem zu erwartenden Entrüstung über diese Wortwahl.

Also den SPD-Kandidat Martin Schulz darf man "Trottel" heißen, weil diese Meinungsäußerung ist wohl verhältnismäßig gegenüber seiner unfassbaren und abscheulichen Meinungsäußerung, es sei "unfassbar und abscheulich" für den Kirchenaustritt zu werben...