In Wikipedia heißt es über den Ort Medjugorje, der jedes Jahr
von hunderttausenden katholischen Pilgern besucht wird: "Die römisch-katholische
Kirche erkennt diese Erscheinungen nicht an und untersagt Katholiken die Teilnahme
an Veranstaltungen, die von der Echtheit der behaupteten Erscheinungen ausgehen."
Dazu wird auf einen Text von
Radio Vatikan vom 7. 11. 2013 verwiesen. Dort heißt es, "dass es
sich nach dem Urteil der Glaubenskongregation bei den Erscheinungen in dem bosnischen
Ort nicht um Erscheinungen oder übernatürliche Offenbarungen handele.
'Daraus folgt, dass es Klerikern und Gläubigen nicht erlaubt ist, an Treffen,
Konferenzen oder öffentlichen Feiern teilzunehmen, bei denen die Glaubwürdigkeit
solcher 'Erscheinungen' als gegeben vorausgesetzt wird'."
Diese Erkenntnis
und Richtlinie richtete sich damals an US-Katholiken und zog in Europa nicht
durch die Medien. Hat sich seither was geändert?
"Die Glaubenskongregation treffe keine Entscheidung bezüglich
der Übernatürlichkeit der Erscheinungen von Medjugorje. Der Papst
entscheide alleine über die Glaubwürdigkeit, die Glaubenskongregation
gebe lediglich eine Empfehlung ab. Es solle keinesfalls der Eindruck erweckt
werden, die Sonderkommission oder die Glaubenskongregation würden bald
zu einem Ergebnis gelangen. Die Erscheinungen von Medjugorje seien Privatoffenbarungen
und hätten daher nicht den gleichen Status und die gleiche Bedeutung wie
die (allgemeine, öffentliche) göttliche Offenbarung. Jesus begegne
uns im Leben der Kirche, er sei in den Sakramenten gegenwärtig."
Somit
bleibt alles wie bisher gehabt: Der Pilgerzustrom ist sozusagen eine zweifelhafte
Privatangelegenheit, für die katholische Kirche ist Medjugorje kein Wallfahrtsort,
es ist laut der Feststellung von 2013 Katholiken sogar verboten an die behaupteten
Offenbarungen zu glauben!
Und der Vatikan steht weiterhin vor einem
Dilemma: er kann öffentlich den ganzen Marienschwindel nicht verdammen,
weil es sind ja schwerkatholische Leute, die dorthin pilgern, man kann nicht
Kernschichten als naive Dummköpfe dastehen lassen, also gibt's einfach
keine vatikanische Entscheidung, nur eine vorsichtige Distanzierung.
Als
Zusatzspaß, hier die medjugorjesche Botschaft der Gottesmutter Maria vom
25. April 2017: "Liebe Kinder! Liebt, betet und bezeugt meine Gegenwart
all jenen, die fern sind. Mit eurem Zeugnis und Beispiel könnt ihr Herzen,
die fern von Gott und Seiner Gnade sind, näher bringen. Ich bin bei euch
und halte Fürsprache für jeden von euch, damit ihr mit Liebe und Beherztheit
bezeugt und alle ermutigt, die fern von meinem Unbefleckten Herzen sind. Danke,
dass ihr meinem Ruf gefolgt seid." Solch schlichte Phrasen haben gemäß
www.medjugorje.at die offenbar nicht
besonders kopflastigen Marienseher die liebe Maria seit Juni 1981 in massenhaften
Stückzahlen verbreiten lassen.
Trotzdem glauben offensichtlich
Papst, Glaubenskongregation und der restliche Vatikan nicht daran. Auf der
österreichischen HP der Medjugorjeaner wird auf einen kath.net-Artikel
vom 21. Jänner 2014 verweisen, wo es heißt "Der Vaticanista
Andrea Tornielli berichtet Details aus dem Untersuchungsbericht und meint: Urteil
der Vatikankommission über Medjugorje könnte positiv ausfallen".
Nichts wird davon geschrieben, dass seit 18.1.2014 der Bericht der Untersuchungskommission
an die Glaubenskongregation vorliegt, Radio Vatikan
wusste dazu zu vermelden: Die Kommission "beschäftigt sich weniger
mit den angeblichen Marienerscheinungen - zumal diese noch weiter andauern sollen
- als vielmehr mit dem geistlichen Leben und der seelsorglichen Begleitung der
zahlreichen Pilger in Medjugorje."
Die Glaubenskongregation hat
zu den "angeblichen Marienerscheinungen", "die
noch weiter andauern sollen" - wenig überraschend!
- auch drei Jahre später nichts zu sagen...
PS: Zu Medjugorje siehe
auch:
Keine
"Wunder" in Medjugorje,
aber Schönborn auf Nutzensuche
Medjugorje: Was ist Wahrheit?
Der Gipfel der Einfalt: Medjugorje
Dreißig Jahre Medjugorje
Wundergebrauchsanweisung
"Die Frage nach der Kommunion für geschiedene Katholiken,
die in einer nicht-sakramentalen, eheähnlichen Gemeinschaft leben, sei
aus der Gesamtheit der kirchlichen Lehre zu beantworten. 'Der Papst hat die
Offenbarung nicht geändert, er wird sie nicht ändern und er kann sie
nicht ändern'."
Darum sind geschiedene Katholiken, die wieder heiraten,
weiterhin in ständiger Sünde lebende Ehebrecher und deswegen
vom Verspeisen des "Leib des HErrn" ausgeschlossen. Die letzten Zahlen
für katholische Trauungen liegen für 2015 vor, es gab damals in Österreich
11.494 katholische Trauungen, insgesamt wurden 44.502 Ehe geschlossen,
nach dem Anteil der Katholiken an der Bevölkerung müssten es jedoch
über
26.000 sein. Papst Franz scheiterte wieder einmal mit seinen angeblichen Reformen.
Die Protestanten haben dieselbe Bibel wie die Katholiken, der protestantische
Jesus verbittet die Ehescheidung offenbar nicht. Aber auch das wird für
die r.k. Kirche immer unwichtiger, weil die Leute gehen ja sowieso immer weniger
in die Kirche und zur Kommunion. Nach kircheneigenen Zahlen sind die Besucher
der Sonntagsmessen von 2006 bis 2015 um 24 % zurückgegangen, der Mitgliederbestand aber nur
um sieben Prozent...
PS dazu: Papst Franz hat dazu eine pragmatische
Reform angeordnet, es wurde im Dezember 2015 die Ungültigkeitserklärung
katholischer Ehen stark vereinfacht. Im Internet ist dazu nicht sehr viel
zu finden, in der BRD sind 2016, also im ersten Jahr der neuen Regelung,
580 Ehen katholisch aufgehoben worden, das sind rund drei Promille der gesamten Ehescheidungen,
auf die Bevölkerung hochgerechnet somit etwa ein Prozent der katholischen. Die
echt katholische
Sicht auf die Ehe hat also nicht mehr viel Publikum...
So titelte religion.ORF am 14.5.2017 einen Artikel zu den vatikanischen Untersuchungen
über die angeblichen Marienerscheinunegn in Medjugorje, es heißt
dort: "Papst Franziskus ist skeptisch über neue Marienvisionen im
bosnischen Medjugorje. Ein Kommissionsbericht unter Leitung des
italienischen Kardinals Camillo Ruini äußere Zweifel über 'angebliche
aktuelle Erscheinungen', sagte Franziskus am Samstagabend. (..) Mit Blick auf die Vorgänge in Medjugorje wiederholte Franziskus sein
ironisches Bild von der Muttergottes als 'Chefin eines Telegrafenamtes,
die täglich eine Nachricht schickt'. Solche 'angeblichen Erscheinungen'
hätten 'keinen großen Wert'. Dies sei freilich 'seine persönliche
Meinung', so der Papst. (..)"
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