Vatikan: Weiterhin keine Entscheidung über Medjugorje!

Nachtrag vom 17.5.2017 siehe unten!

In Wikipedia heißt es über den Ort Medjugorje, der jedes Jahr von hunderttausenden katholischen Pilgern besucht wird: "Die römisch-katholische Kirche erkennt diese Erscheinungen nicht an und untersagt Katholiken die Teilnahme an Veranstaltungen, die von der Echtheit der behaupteten Erscheinungen ausgehen." Dazu wird auf einen Text von Radio Vatikan vom 7. 11. 2013 verwiesen. Dort heißt es, "dass es sich nach dem Urteil der Glaubenskongregation bei den Erscheinungen in dem bosnischen Ort nicht um Erscheinungen oder übernatürliche Offenbarungen handele. 'Daraus folgt, dass es Klerikern und Gläubigen nicht erlaubt ist, an Treffen, Konferenzen oder öffentlichen Feiern teilzunehmen, bei denen die Glaubwürdigkeit solcher 'Erscheinungen' als gegeben vorausgesetzt wird'."
Diese Erkenntnis und Richtlinie richtete sich damals an US-Katholiken und zog in Europa nicht durch die Medien. Hat sich seither was geändert?

Wie nun kath.net am 3.5.2017 berichtete, sprach Kardinal Gerhard Ludwig Müller, der Präfekt der Glaubenskongregation in einem Interview u.a. über die kirchliche Stellungnahme zu Medjugorje:

"Die Glaubenskongregation treffe keine Entscheidung bezüglich der Übernatürlichkeit der Erscheinungen von Medjugorje. Der Papst entscheide alleine über die Glaubwürdigkeit, die Glaubenskongregation gebe lediglich eine Empfehlung ab. Es solle keinesfalls der Eindruck erweckt werden, die Sonderkommission oder die Glaubenskongregation würden bald zu einem Ergebnis gelangen. Die Erscheinungen von Medjugorje seien Privatoffenbarungen und hätten daher nicht den gleichen Status und die gleiche Bedeutung wie die (allgemeine, öffentliche) göttliche Offenbarung. Jesus begegne uns im Leben der Kirche, er sei in den Sakramenten gegenwärtig."

Somit bleibt alles wie bisher gehabt: Der Pilgerzustrom ist sozusagen eine zweifelhafte Privatangelegenheit, für die katholische Kirche ist Medjugorje kein Wallfahrtsort, es ist laut der Feststellung von 2013 Katholiken sogar verboten an die behaupteten Offenbarungen zu glauben!

Und der Vatikan steht weiterhin vor einem Dilemma: er kann öffentlich den ganzen Marienschwindel nicht verdammen, weil es sind ja schwerkatholische Leute, die dorthin pilgern, man kann nicht Kernschichten als naive Dummköpfe dastehen lassen, also gibt's einfach keine vatikanische Entscheidung, nur eine vorsichtige Distanzierung.

Als Zusatzspaß, hier die medjugorjesche Botschaft der Gottesmutter Maria vom 25. April 2017: "Liebe Kinder! Liebt, betet und bezeugt meine Gegenwart all jenen, die fern sind. Mit eurem Zeugnis und Beispiel könnt ihr Herzen, die fern von Gott und Seiner Gnade sind, näher bringen. Ich bin bei euch und halte Fürsprache für jeden von euch, damit ihr mit Liebe und Beherztheit bezeugt und alle ermutigt, die fern von meinem Unbefleckten Herzen sind. Danke, dass ihr meinem Ruf gefolgt seid." Solch schlichte Phrasen haben gemäß www.medjugorje.at die offenbar nicht besonders kopflastigen Marienseher die liebe Maria seit Juni 1981 in massenhaften Stückzahlen verbreiten lassen.

Trotzdem glauben offensichtlich Papst, Glaubenskongregation und der restliche Vatikan nicht daran. Auf der österreichischen HP der Medjugorjeaner wird auf einen kath.net-Artikel vom 21. Jänner 2014 verweisen, wo es heißt "Der Vaticanista Andrea Tornielli berichtet Details aus dem Untersuchungsbericht und meint: Urteil der Vatikankommission über Medjugorje könnte positiv ausfallen". Nichts wird davon geschrieben, dass seit 18.1.2014 der Bericht der Untersuchungskommission an die Glaubenskongregation vorliegt, Radio Vatikan wusste dazu zu vermelden: Die Kommission "beschäftigt sich weniger mit den angeblichen Marienerscheinungen - zumal diese noch weiter andauern sollen - als vielmehr mit dem geistlichen Leben und der seelsorglichen Begleitung der zahlreichen Pilger in Medjugorje."

Die Glaubenskongregation hat zu den "angeblichen Marienerscheinungen", "die noch weiter andauern sollen" - wenig überraschend! - auch drei Jahre später nichts zu sagen...

PS: Zu Medjugorje siehe auch:
Keine "Wunder" in Medjugorje, aber Schönborn auf Nutzensuche
Medjugorje: Was ist Wahrheit?
Der Gipfel der Einfalt: Medjugorje
Dreißig Jahre Medjugorje
Wundergebrauchsanweisung 

Nebenbei: Auch in Sachen Kommunion für wiederverheiratete Geschiedene nahm Kardinal Müller in diesem Interview Stellung:

"Die Frage nach der Kommunion für geschiedene Katholiken, die in einer nicht-sakramentalen, eheähnlichen Gemeinschaft leben, sei aus der Gesamtheit der kirchlichen Lehre zu beantworten. 'Der Papst hat die Offenbarung nicht geändert, er wird sie nicht ändern und er kann sie nicht ändern'."

Darum sind geschiedene Katholiken, die wieder heiraten, weiterhin in ständiger Sünde lebende Ehebrecher und deswegen vom Verspeisen des "Leib des HErrn" ausgeschlossen. Die letzten Zahlen für katholische Trauungen liegen für 2015 vor, es gab damals in Österreich 11.494 katholische Trauungen, insgesamt wurden  44.502 Ehe geschlossen, nach dem Anteil der Katholiken an der Bevölkerung müssten es jedoch über 26.000 sein. Papst Franz scheiterte wieder einmal mit seinen angeblichen Reformen. Die Protestanten haben dieselbe Bibel wie die Katholiken, der protestantische Jesus verbittet die Ehescheidung offenbar nicht. Aber auch das wird für die r.k. Kirche immer unwichtiger, weil die Leute gehen ja sowieso immer weniger in die Kirche und zur Kommunion. Nach kircheneigenen Zahlen sind die Besucher der Sonntagsmessen von 2006 bis 2015 um 24 % zurückgegangen, der Mitgliederbestand aber nur um sieben Prozent...

PS dazu:
Papst Franz hat dazu eine pragmatische Reform angeordnet, es wurde im Dezember 2015 die Ungültigkeitserklärung katholischer Ehen stark vereinfacht. Im Internet ist dazu nicht sehr viel zu finden, in der BRD sind 2016, also im ersten Jahr der neuen Regelung, 580 Ehen katholisch aufgehoben worden, das sind rund drei Promille der gesamten Ehescheidungen, auf die Bevölkerung hochgerechnet somit etwa ein Prozent der katholischen. Die echt katholische Sicht auf die Ehe hat also nicht mehr viel Publikum...


Nachtrag vom 17.5.2017
"Papst skeptisch zu neuen Medjugorje-Erscheinungen"

So titelte religion.ORF am 14.5.2017 einen Artikel zu den vatikanischen Untersuchungen über die angeblichen Marienerscheinunegn in Medjugorje, es heißt dort: "Papst Franziskus ist skeptisch über neue Marienvisionen im bosnischen Medjugorje. Ein Kommissionsbericht unter Leitung des italienischen Kardinals Camillo Ruini äußere Zweifel über 'angebliche aktuelle Erscheinungen', sagte Franziskus am Samstagabend. (..) Mit Blick auf die Vorgänge in Medjugorje wiederholte Franziskus sein ironisches Bild von der Muttergottes als 'Chefin eines Telegrafenamtes, die täglich eine Nachricht schickt'. Solche 'angeblichen Erscheinungen' hätten 'keinen großen Wert'. Dies sei freilich 'seine persönliche Meinung', so der Papst. (..)"
Weiterlesen auf der ORF-Seite!