"(..) Jetzt gerade komme ich von der Beichte. Da war diesmal nichts
Dramatisches, keine Felsenlast (aber immerhin ein mittlerer Sandsack) meinerseits.
Die Wartezeit vor dem Beichtstuhl gefüllt mit Gebet um Erkenntnis und Führung.
Das Gebet des Priesters, mein Schuldbekenntnis, einige hilfreiche Worte des
Priesters und die Lossprechung. Zur Beichte ein Gebet, das ich noch nicht kannte,
das ich hilfreich finde. Dann leichten Herzens ganz normal einkaufen, dabei
fertig bringen, auf Süßkram zu verzichten, und nach Hause fahren.
Und
plötzlich, noch in der U-Bahn, trifft mich mit aller Wucht der Gedanke:
Ich bin freigesprochen! Ich bin mit Gott versöhnt! Und: Gott liebt mich,
vor- und nachher gleich, nämlich unendlich, wie jeden einzelnen Menschen,
aber jetzt steht nichts zwischen Seiner Liebe und mir. Eine halbe Stunde
vorher stand da noch eine schmuddelige Wand aus Sünde, die Er zwar mit
Leichtigkeit durchschaute, ich aber nicht. Jetzt ist da nichts mehr, Er hat
diese Wand weggerissen, ohne Lärm und Staub, nur durch die priesterlichen
Worte 'So spreche ich dich los von deinen Sünden im Namen des Vaters und
des Sohnes und des Heiligen Geistes'.
Ich strahle über das ganze Gesicht,
bin so randvoll Freude, dass ich am liebsten durch die U-Bahn rufen würde:
Jesus lebt, Halleluja! (Ich lasse es doch lieber.) Auf dem letzten Stück
Weges fällt mir auf, dass jemand ein verlorenes Babymützchen ordentlich
auf eine Hecke gelegt hat, damit es unbeschadet wiedergefunden werden kann.
Und dass die Sonne ganz außergewöhnlich schön durch das Kastanienlaub
scheint.
Das Sakrament der Versöhnung ist einfach grandios. Wie alle
Sakramente. Wie die ganze, heilige, katholische und apostolische Kirche. Yeah."
Aber die katholische Kirche hat dasselbe Problem wie die protestantische: wieviele Leute gibt's noch in der katholischen Kirche, denen sowas passieren könnte? Habe versucht, Beichtzeiten zu googeln und im Wiener Stephansdom eine Liste mit den Beichtzeiten für 2016 gefunden, für 2017 ist auf der Dom-HP nix zu finden. Was darauf hinweist, dass die Nachfrage recht kleinflammig sein wird. Ein Versuch in Stichproben auf Homepages von anderen Pfarren Beichtzeiten zu finden, führte zu keinem Ergebnis. Offenbar gibt's kaum noch eine Nachfrage. Nebenbei wurde noch was entdeckt: die Pfarren führen die Zahlen ihrer Kirchenmitglieder nimmer an! Niemand soll per Mausklick die Schwunde wahrnehmen können!