Dönmez: Die neuen Bündnispartner?

Efgani Dönmez, Mediator, Konfliktberater und Lektor, am 18.6.2017 in den OÖNachrichten.

Wahlkampf ist die Zeit fokussierter Unintelligenz.

"Da passieren Dinge, die nicht gescheit sind, leider auch in der eigenen Partei." Dieser Ausspruch stammt vom Wiener Bürgermeister Michael Häupl. Das Problem, das bei Teilen der SPÖ und ÖVP immanent in Erscheinung tritt, ist, dass sich diese "Unintelligenz" und "nicht gescheiten Dinge" nicht nur auf die Zeit des Wahlkampfs beschränken.

Seit geraumer Zeit sprechen im Fastenmonat der Muslime Vertreter unserer Republik auf Kosten der Steuerzahler zu auserwählten geladenen Gästen aus der muslimischen Gemeinschaft. Dieses Jahr lud zum ersten Mal die Islamische Glaubensgemeinschaft zum gemeinsamen Fastenbrechen. Bei einem Blick in die Runde erkannte man unschwer, dass es sich bei den meisten der versammelten "Vertreter" der Muslime um Leute aus dem Umfeld der reaktionär-islamistischen Islamverbände handelt. AKP-Ableger, wie die der Erdogan-Lobbyorganisationen UETD und ATIB, Leute von der nationalistisch-islamistischen Milli Görüs, der arabischen Moslembruderschaft und von der ultranationalistischen Gruppierung der Grauen Wölfe. Diese Geisteskinder sind die Ansprechpartner für manche unserer Politiker und Kirchenvertreter im Kampf gegen Extremismus und Fundamentalismus.

Der unglückliche Vergleich von Bundeskanzler Kern, in dem er Juden der 1930er Jahre und Muslime von heute durch politische Tendenzen als Menschen zweiter Klasse sieht und dass diesen Worten in weiterer Folge gewalttätige Taten entsprängen, ist in keiner Weise haltbar. Hier übernimmt er, wie unser Bundespräsident zuvor, das Wording der Vertreter des politischen Islams. Die Gewalt, welche wir gegenwärtig erleben, geht nicht von der Mehrheitsbevölkerung gegenüber Muslimen aus, sondern von jenen Muslimen, denen eine bestimmte islamische Theologie den Nährboden hierfür aufbereitet.

Das größte Unrecht, die größten moralischen Verfehlungen, die frauenverachtenden Bestimmungen passieren in der islamischen Welt. Kann sich irgendjemand daran erinnern, ob jemand von den Vertretern der Islamverbände in Europa jemals aufgestanden ist und gegen Erdogan & Co, gegen die Menschenrechtsverletzungen durch Saudi-Arabien, Katar, die Türkei und den Iran seine Stimme erhoben hat? Toleranz und Respekt für sich selber in Österreich einfordern, damit man die eigene Agenda ausweiten kann, aber gegenüber dem Unrecht in den Herkunftsländern schweigen, dies ist leicht durchschaubar. Die Stehsätze der Vertreter des politischen Islams, wie "Der Islam hat nichts mit Terror zu tun", gleichen der Logik, wonach Fischzucht nichts mit Wasser zu tun habe. Es geht um die Qualität des Wassers, und um dieses rein zu halten, dafür müssen die Muslime selbst Verantwortung tragen.