Der Standard meldete
am 2.7.2017: " Nach dem gewaltsamen Tod eines betagten Ehepaars am
Freitagvormittag in Linz haben die Einvernahmen des Verdächtigen ein politisches
Motiv zutage gefördert. Der 54-jährige Muslim aus Tunesien soll laut
Polizei viele schlechte Erfahrungen, die er in den vergangenen Jahren in Österreich
gemacht hatte, auf die FPÖ projiziert haben. Über den Verdächtigen
wurde die Untersuchungshaft verhängt. An seinen Opfern, denen fälschlicherweise
ein Naheverhältnis zur FPÖ unterstellte, habe er ein Exempel statuieren
wollen, sagte der oberösterreichische Landespolizeidirektor Andreas Pilsl
am Samstag in einem Hintergrundgespräch. Der unter Doppelmord-Verdacht
stehende Mann, der seit 1989 in Österreich lebt, war 2012 nach einer Anzeige
eines lokalen FPÖ-Mandatars wegen Tierquälerei verurteilt worden.
Von da an machte er die FPÖ für alle negativen persönlichen Erfahrungen
verantwortlich, etwa wenn er seiner Ansicht nach beim AMS schlecht behandelt
wurde oder als ihm einmal die Mindestsicherung gekürzt wurde. (..)
FPÖ-Chef
Heinz-Christian Strache äußerte sich zur Tat. In einem Facebook-Posting
sprach er der Familie und den Angehörigen sein aufrichtiges Beileid aus:
'Ich bin zutiefst entsetzt und schockiert, mit welchem Hass und mit welchem
Gewaltpotenzial der radikal-islamistische Täter vorgegangen ist.' (..)"
Die
dazugehörigen Postings sind überwiegend voll der Überzeugung,
das habe nichts mit Politik zu tun, z.B.:
"Mord ist Mord, der
Vorwand ist unwichtig. Und wenn es stimmen sollte das mit dem Hass auf die FPÖ,
dann war das nur eine Variante seiner Psychose, d.h. er wird schon alle Österreicher
gehasst haben, ob Blau (bspw. alles nazis), Rot (alles Juden), Grün (alles
Schwule) usw., und nicht nur Österreicher..."
Also wenn vermeintliche
FPÖ-Anhänger umgebracht werden, weil die FPÖ einem muslimischen
Zuwanderer vermeintlich die Mindestsicherung gekürzt hat, dann ist es bloß
ganz normal psychotisch und es hätten auch Juden oder Schwule umgebracht
werden können.
Nächstes Beispiel: "Die Hetze,
die der Herr Strache wieder verbreitet hat, ist einfach wiederlich (sic!). Klar,
der Täter war ein Moslem. Aber das bedeutet doch noch lange nicht, dass
eine von ihm verübte Tat automatisch "radikal-islamistisch" wäre."
Ja,
der war bloß radikal gegen die FPÖ, weil der Strache wieder widerliche
Hetze verbreitet hat, da wird man ja doch noch vermeintliche FPÖler umbringen
dürfen, ohne deswegen gleich als radikal-islamistisch verdächtigt
zu werden!
Nächster: "mal im ernst, dieses verbrechen
hat doch gar nichts mit politik zu tun."
Ja, die FPÖ ist ja
gar keine politische Partei und der Tunesier lebte im politikfreien Vakuum.
Dann
kommen einige Postings, die immerhin meinen, es gebe Leute, die für persönliche
Frust anderen Leuten die Schuld geben.
Dann kommt sogar was vernünftig
Klingendes:
"Ein furchtbares Verbrechen. Vor allem der Umstand,
dass die Opfer gar keine FPÖler waren und den Täter sogar noch unterstützen.
Ich hoffe das führt bei manchen zum Nachdenken darüber ob man mit
der Anti-FPÖ Rhetorik nicht etwas übertreibt. In manchen Kreisen werden
FPÖ Mitglieder und Wähler zu einem Grad verachtet, der schon fast
einer Entmenschlichung entspricht. Es werden in diesem Land Mensch auf Grund
ihrer Parteipräferenz als unsympathisch vorverurteilt ohne je ein Wort
gewechselt zu haben. Ich kenne Akademiker, die nicht keine FPÖ-Wähler
als neue Kollegen wollen obwohl sie diese noch nicht mal kennen. Und dabei sind
es diese Leute die immer Toleranz predigen. Manche in diesem Land sollten anfangen
zu bedenken: Die politische Meinung ist nur ein kleiner Teil einer Person. Man
kann auch mit jemandem der eine andere Partei wählt gut auskommen. Ja!
Wirklich!"
Was könnte man daraus lernen? Mobbing gibt's
eben! Und FPÖ-Mobbing kann Todesfälle verursachen. Wie bringt
man das moralisch unter? Die Komplexität der gesellschaftlichen Verhältnisse
spiegelt auch vereinfachte Weltsichten wieder, wie Genosse Friedrich Engels
schon im Jahre 1890 an Joseph Bloch schrieb: "..zweitens aber macht sich
die Geschichte so, dass das Endresultat stets aus den Konflikten vieler Einzelwillen
hervorgeht, wovon jeder wieder durch eine Menge besonderer Lebensbedingungen
zu dem gemacht wird, was er ist; es sind also unzählige einander durchkreuzende
Kräfte, die eine unendliche Gruppe von Kräfteparallelogrammen, daraus
eine Resultante - das geschichtliche Ergebnis - hervorgeht, die selbst wieder
als das Produkt einer, als Ganzes, bewusstlos und willenlos wirkende Macht angesehen
werden kann. Denn was jeder einzelne will, wird von jedem anderen verhindert,
und was herauskommt, ist etwas, das keiner gewollt hat. So verläuft
die bisherige Geschichte nach Art eines Naturprozesses und ist auch wesentlich
denselben Bewegungsgesetzen unterworfen."
Daran sollte man manchmal
denken, wenn man reine Meinungen laut und klar verkündet und dann trotzdem
nicht alle laut und klar derselben reinen Meinung sind. Dass bei der Bundespräsidentenstichwahl
85 % der Arbeiter den FPÖ-Kandidaten Hofer wählten, dass ist das so
eine Resultante wie oben geschildert. Die Einzelwillen der Arbeiter erleben
Frust, weil sich niemand mehr um ihre Lebensdasein kümmert und daraus entwickelte
sich dann ein 85%iger gemeinsamer Wählerwille. Und der Einzelwille mit
ungekürzter Mindestsicherung in Österreich zu leben, traf auf den
Willen des AMS, diese Sicherung zu kürzen und das Kräfteparallelogrammen
erschuf als Resultante einen Doppelmord gegen die FPÖ.
Da staunt
dann der Gutmensch und kann es nicht fassen! Das kann nur von der Strachehetze
kommen, der Täter selber ist unzurechnungsfähig oder zumindest
unberechnungsfähig, weil er hat ja bloß
sein Kräfteparallelogramm falsch berechnet.
Dass die Strache-FPÖ
so einen Höhenflug machen konnte, hatte seine Ursache nicht in FPÖ-Plakaten
und Strache-Reden, sondern in schweren Fehlern der Politik der anderen Parteien,
die eben ihre früheren Wähler extrem frustriert, ihnen sozusagen
ins Kräfteparallelogramm getreten hatten und damit eine neue FPÖ-Resultante
schufen. Dass diese Resultante sich zurzeit wieder verschiebt, liegt einerseits
daran, dass auch die FPÖler die Ursachen nicht konkret begriffen haben
und an einem Politiker, der unerwartet etwas schlauer ist als in der Politikerklasse
üblich, der KURZerhand der üblichen unpopulistischen Politik einen
populäreren Zugang anhängte.
Resultante: Von April bis
Juni 2017 wurde aus einer 33%-FPÖ eine 24%-FPÖ und aus einer 20%-ÖVP
eine 33%-ÖVP. Weil durch die Kurz-Politik die Kräfteparallelogramm-Programme
wieder neu angeordnet wurden. Und wenn jetzt auch noch der Peter Pilz wo antaucht,
dann wird die Sache noch komplizierter, weil der will ja auch versuchen, nicht
unpopulistisch zu sein, obwohl es politisch-moralischer Grundsatz ist: was bei
Menschen populär sein könnte, kann nur unmoralisch sein! Weil politisch
korrekt ist nur der Neoliberalismus, weil den kritisiert keiner. Oder? Vielleicht
tut das der Peter Pilz?