kath.net: Der deutsche Kardinal Gerhard Ludwig Müller sieht
die Situation der Kirche in seinem Heimatland als "dramatisch" an.
Die Beteiligung am kirchlichen Leben, die Glaubensweitergabe und der Nachwuchs
an Priestern und Ordensleuten seien stark zurückgegangen, beklagte er in
einem Interview der italienischen Tageszeitung "Il Foglio" (21.7.).
Das Problem betreffe nicht nur Deutschland; ganz Europa erlebe einen "Prozess
forcierter Entchristlichung, der über die einfache Säkularisierung
weit hinausgeht", so der Kardinal.
Atheistische Anmerkung:
Ist das nicht schön? Der vom Papst absetzte Leiter der Vatikanabteilung,
die früher "Heilige Inquisition" hieß (jetzt "Glaubenskongregation"),
entdeckt den Glaubensschwund! Die Leute gehen nimmer in die Kirche, die Omas
lernen den Enkeln nimmer die Christenlehre, Priester und Ordensleute sind aussterbende
Berufe! Dadurch wird Europa entchristlicht! Endlich, sagt dazu unsereiner!
kath.net:
Müller, bis Anfang Juli Präfekt der Glaubenskongregation, warnte
die Kirche davor, ihre Kräfte in inneren Kämpfen aufzureiben. Er sprach
von "sogenannten Progressiven, die den Sieg suchen, indem sie alle sogenannten
Konservativen jagen".
Atheistische Anmerkung: Dieser Fraktionskonflikt
ändert am Gesamtproblem nix, auch Priester, die im 21. Jahrhundert leben
wollen, verchristlichen die heutige Welt nimmer. Über die Konservativen
lacht man nicht einmal mehr, weil's ja eh wurscht ist...
kath.net:
In Europa sei eine "Entchristlichung der gesamten anthropologischen
Grundlage" im Gang. Der Mensch werde "strikt ohne Gott und ohne Transzendenz
definiert", so der Kardinal. Die gegenwärtige Lage sei schwerwiegend.
"Alle Elemente des gelebten Glaubens, der Volksfrömmigkeit, sind zusammengebrochen",
sagte Müller, der vor seinem Wechsel nach Rom zehn Jahre Bischof von Regensburg
war.
Atheistische Anmerkung: Wer sind die Bösewichte, die
den Menschen ohne Gott und Jenseits definieren? Das sagt uns der Herr Müller
nicht. Er verwechselt wie bei den Religiösen ja üblich, Ursache und
Wirkung: Ursache ist der Glaubensverlust, der Christenglaube hat keine Käufernachfrage
mehr, die Menschen leben daher zumindest ohne christlich organisierten Glauben,
die Transzendenz ist inzwischen in der festen Hand der Esoteriker, weil dort
gibt's ein breites Angebot an Ritualen, die zwar ebenfalls für die Würscht
sind, die sich aber interessanter anhören als biblisches Geschwätz.
Übergeblieben sind in der Praxis nur einige traditionelle Rituale, Taufe,
Firmung, bei Nichtgeschiedenen die Ehe und das Begräbnis, da ist immer
noch ziemlich verbreitet. Bei früheren volksfrömmigen Umzügen
wie der Fronleichnamsprozession hingegen gehen nur einige aus dem verbliebenen
harten katholischen Kern mit, siehe hier einen Screenshot aus dem ORF-Bericht
"OÖ heute" mit den paar Leutchen, die 2017 in Linz daran teilnahmen:
kath.net:
Die These, dass die katholische Kirche unter dem aus Argentinien stammenden
Papst Franziskus weniger eurozentristisch werde, wies Müller zurück.
Das Zentrum der Kirche sei Christus; die Rede von einem Eurozentrismus ziele
lediglich darauf, der Kirche eine politisierte Deutung zu geben. Europa habe
kulturell einen großen Einfluss auf die Welt gehabt, negativ etwa mit
dem Kolonialismus, positiv beispielsweise mit der Philosophie, Metaphysik und
Recht, sagte Müller.
Atheistische Anmerkung: Eurozentrisch
ist die katholische Kirche nimmer, in diesen Breiten herrscht der gelebte Säkularismus,
der religiös hauptsächlich vom Islam belästigt wird. Für
die katholische Kirche war der Kolonialismus von höchster Bedeutung gewesen!
Durch den Kolonialterror wurden ganze Kontinente katholisch!
Die europäische
Philosophie des Altertums und der Aufklärung hat viel zum Niedergang der
Religiosität beigetragen, das wesentliche Instrument für diesen
Niedergang war allerdings der Niedergang der kirchlichen Herrschaftsmacht, die
Einführung der Grund- und Freiheitsrechte.
Die Metaphysik spielt
inzwischen im esoterischen Aberglauben eine wesentliche Rolle, katholische
Metaphysik ist so belanglos wie die restliche Religion.
Die Entwicklung ist
doch schön und macht unsereinen hoffnungsfroh. Es bedürfte allerdings
im politischen Bereich noch einer deutlichen Weiterentwicklung, weil dort hat
man immer noch nicht bemerkt, dass fünf Millionen Mitglieder der katholischen
Kirche nicht fünf Millionen praktizierende Christen sind, die Politik
müsste das endlich zur Kenntnis nehmen, was sogar Kardinal Müller
erkannt hat: Europa entchristlicht sich!