An konservativen Positionen festhalten

Unter diesem Titel schrieb am 27.7.2017 die Site katholisch.de über Äußerungen des Regensburger Bischofs Rudolf Voderholzer, die dieser nach der Bekanntgabe der Kirchenaustritte von 2016 tätigte. Er meinte, eine Light-Version von Jesus zu verkünden, helfe nicht gegen Kirchenaustritte und auch der Weg der evangelischen Kirche sei kein Heilmittel.

Konkret heißt es auf katholisch.de:
"Der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer hat der Aussage widersprochen, die katholische Kirche müsse sich 'von starren konservativen Dogmen verabschieden'. Dass das nicht gegen Kirchenaustritte helfe, zeigten die Zahlen der evangelischen Kirche, die schon seit Jahren höher seien als die der katholischen, sagte Voderholzer anlässlich des Anna-Schäffer-Gebetstags am Mittwoch in Mindelstetten. Die Protestanten hätten fast alle Forderungen der Kirchenkritiker erfüllt, wie etwa die nach Frauenpriestertum und der Abschaffung des Zölibats. 'Kann man uns denn allen Ernstes den Weg der evangelischen Kirche als Heilmittel empfehlen, der so offenkundig zu einer noch größeren Entfremdung von Glaube und Kirche geführt hat?', so der Bischof. Das sage er ohne Häme: Es gebe evangelische Christen, die seine Meinung teilten."

Atheistischer Kommentar: Da hat er zweifellos recht, der Herr Bischof! Die Protestanten beweisen von Jahr zu Jahr, dass die Abschaffung alter Dogmen nichts hilft, auch 2016 sind aus der katholischen Kirche um rund 30.000 Mitglieder weniger ausgetreten als aus der evangelischen, obwohl die beiden Kirchen annähernd gleich groß sind. 1990 betrug der Anteil von katholischen Kirchenmitgliedern an der Bevölkerung 35,4 %, bei den Protestanten waren es 36,9 %, die Konfessionsfreien lagen bei 22,4 %. 2015 lauteten die Zahlen in derselben Reihenfolge 28,9, 27,1 und um die 35%, also ein Protestantenminus von fast zehn Prozent, aber nur ein Minus von 6,5 % bei der katholischen Kirche, dafür ein Plus von um dreizehn Prozent bei den Religionslosen.

Weiter auf auf katholisch.de: Die Austrittszahlen verdeutlichten eine seit Jahren fortschreitende Säkularisierung, einen Schwund an Kirchenbindung und letztlich einen Rückgang an Glaubenssubstanz, sagte Voderholzer weiter. Doch es helfe nicht, ständig an den Strukturen der Kirche 'herumzumäkeln, die Botschaft des Evangeliums zu verdünnen und eine Light-Version von Jesus zu verkünden'. Mit der Reform der Kirche müsse stattdessen jeder bei sich selbst anfangen und sich täglich um Heiligkeit bemühen sowie auf Gottes Wort hören. 'Erneuerung aus dem Glauben, Wiederherstellung des Bildes Christi, das uns in Taufe und Firmung eingeprägt ist. Wo uns das in der Gnade Gottes geschenkt wird, wo uns das gelingt, da werden wir die Menschen auch unserer Tage wieder neugierig machen auf den Glauben, der uns trägt', so der Regensburger Bischof."

Atheistischer Kommentar: Für Konfessionsfreiheit wird eigentlich nicht wirklich missioniert und die Konfessionslosen werden trotzdem immer mehr. Die katholische Kirche hat als Gegenmaßnahme zum "Rückgang an Glaubenssubstanz" bis 2012 von einer Neuevangelisierung Europas geredet, für das Frühjahr 2012 waren solche Missionierungsversuche in elf europäischen Großstädten vorgesehen gewesen, dann haben diese Aktivitäten ohne jede offizielle Stellungnahme dazu einfach nicht stattgefunden. Die von Voderholzer erträumten Menschen, die bei sich selber anfangen könnten, sind auch in der katholischen Kirche höchstens ein Promillebruchteil. Wenn Bischof Voderholzer auf eine geschenkte "Gnade Gottes" hofft, wird er sicherlich enttäuscht werden, dass die aus den heutigen Lebensumständen und dem schwinden alter, spezieller familiärer Traditionen immer mehr werdenden Nichtreligiösen auf den Glauben neugierig werden, ist unbegründbar. Für Religion muss ein Bedarf sein, früher wurde die Welt mittels Göttern erklärt, für Wohlergehen und gegen Unglücke betete man um Gotteshilfe, je nach Ausgang, hatte Gott geholfen oder gestraft oder seine Wege waren unergründlich. Heute hilft nimmer Gott für gute Ernten und Krankheiten behandelt der Doktor, für Arme gibt's nicht die Klostersuppe und das kirchliche Armenhaus, sondern den Sozialstaat. Einen Gott brauchen Menschen, die aus religiösen, familiären Traditionen noch eine gewisse Gläubigkeit in sich tragen, in Notfällen, wo sonst keine Hilfe (mehr) möglich ist. Eine Variante der Light-Version vom Jesus schadet allerdings dem Mitgliederbestand der Kirchen sicher: die Abschaffung der Verdammung in der Verkündigung! Bei den Protestanten und Katholiken liebt der Jesus alle Menschen, vom Heulen und Zähneknirschen im ewigen Höllenfeuer wird nimmer geredet, die Menschen brauchen daher einerseits kaum noch eine vermeintlich göttliche Hilfe und fürchten sich andererseits aber auch nimmer vorm strafenden Gott. Gott ist wurscht, over and out! Aber trotzdem: Solange es in der Bevölkerung Erinnerungen an den alten bösen christlichen Foltergott gibt, wird es tatsächlich ein Vorteil für die katholische Kirche sein, an konservativen Positionen festhalten!

Hier ein Beispiel zur Umerziehung Gottes auf die Light-Version:

Ausgegraben aus dem Jahre 2011:
Am Valentinstag schrieb der Wiener Diözesangott 100.000 Briefe an das Volk :


Wie hoffnungsfroh! Wie segensreich! Ist das nicht lieb?

Früher war das nicht so. Abraham a Sancta Clara wusste es genau:

Und in der Hölle war's noch schlimmer!
Früher fürchteten die Leute Gott. Weil der war so, wie ihn Abraham a Sancta Clara schilderte: Heulen! Zähneknirschen! Brennender Schwefel! Ewiges Feuer! Da war der Gott noch wer!


Schaut Euch die zwei Texte an! Ist das nicht schön, wie die katholische Kirche ihren Gott erzieht?

An konservativen Positionen festzuhalten, würde aber den Mitgliederbestand vielleicht doch etwas weniger schrumpfen lassen...

PS: Warum mach ich mir die Arbeit? Wegen meiner geschwätzigen Agitation treten doch die Leute nicht aus der Kirche aus! Das hat naturwüchsige Gründe! Religion interessiert immer weniger, die Leute treten meist nicht aus, weil sie gegen die Religion sind, sondern weil sie ihnen egal ist!