Sonntagsmessbesuchsmotivierung

Die Tagespost - eine katholische deutsche Zeitung - brachte am 31.7.2017 einen Artikel über eine Frage, die wohl die tatsächlich noch existierende praktizierende katholische Restwelt bewegt: "Was kann die Familie tun, wenn Jugendliche nicht mehr zur heiligen Messe gehen wollen?"

Es antwortete der Kölner Weihbischof Dominikus Schwaderlapp:
Für viele Eltern, Großeltern und Paten ist diese Frage bedrängend und zum Teil bedrückend.
Atheistische Bemerkung: Aha, es sind "viele", die von dieser Frage bedrückt werden. Da aber die regelmäßig am Sonntag in die Kirche gehenden Mitglieder der katholischen Kirche selber nur eine Randschicht sind, von 23,8 Millionen Kirchenmitgliedern in der BRD gehen nach eigenen Angaben bloß noch 2,5 Millionen, rund 90 % der Kirchenmitglieder bewegt diese Frage nicht, weil sie selber nicht in die Kirche gehen.

Schwaderlapp: Folgende Stichworte scheinen mir in diesem Zusammenhang wichtig - an erster Stelle das Vorbild: Kinder und Jugendliche lassen sich nicht täuschen. Sie spüren und erfassen, was Herzensanliegen der Eltern sind und was nicht. Sie spüren, ob man ihnen in der Erziehung etwas gibt oder sich selbst. So spüren eben auch Kinder und Jugendliche, ob die heilige Messe wirklich die Grundlage für das Glaubensleben der Eltern ist. Die beste Pädagogik ist das Vorleben. Kein Sonntag ohne Messe, ob in Schul- oder Ferienzeit, ob zu Hause oder auf Reisen, ob die heilige Messe in der eigenen Kirche oder im Nachbarort gefeiert wird.
Atheistische Bemerkung: Das ist ein Widerspruch in sich, wie viele Familien wird es geben, wo die Eltern nicht in die Kirche gehen, aber die Kinder zum Kirchgang anhalten? In der Regel wird es wohl maximal so sein, dass noch eine alte Oma lebt, die sonntags in die Kirche geht, die Eltern vielleicht meinen, die Kindern sollten auch gehen, damit sich die Oma freut. Eine sektenhaft organisierte Familie wird ohnehin das machen, was der Schwaderlapp vorschlägt!

Schwaderlapp: Die Botschaft: Für die Eucharistie lohnt es sich, Mühen auf sich zu nehmen - und zwar unabhängig davon, ob die Predigt gut und die Lieder schön sind. Christus schenkt sich uns dort. Das ist das Entscheidende! Damit legen Eltern ihren Kindern ein Fundament, auf das sie immer zurückkehren können.
Atheistische Bemerkung: Da gibt es wohl auch unter den praktizierenden Katholiken eine weite Spannbreite: von solchen wie sie der Bischof beschreibt, bis zu denen, die aus Tradition, aus dem Gefühl der Zugehörigkeit sonntags zur Kirche gehen, den lieben Jesus in Hostienform zu schlucken, ist nicht unbedingt bei allen Kirchengehern ein zentraler Punkt im Lebensalltag.

Schwaderlapp: An zweiter Stelle die Freundschaft: Für Jugendliche sind oft die Großeltern von besonderer Bedeutung. Nicht selten ist gerade in der Pubertät das Verhältnis zu den Großeltern viel entspannter als das zu den Eltern. Wenn Großeltern einen "guten Draht" zu ihren Enkeln haben, können sie wertvolle Helfer sein. Das gilt auch für die Paten und andere Verwandte. Wenn Jugendliche Vertrauen haben, sind sie auch bereit, etwas anzunehmen. Wo könnte man bei einem solchen Gespräch ansetzen? Vorschlag: bei der Freundschaft mit Christus. Christus sucht die Freundschaft zu dir und zu mir. In diese Freundschaft investiert er alles. Wenn du diese Freundschaft annimmst, bist du der Beschenkte. Zur Freundschaft gehört, dass ich zu ihr stehe, auch wenn ich mal keine Lust zu ihr habe. Sonntags zur heiligen Messe zu gehen, auch wenn ich mal keine Lust habe, bekennt: "Ja, Christus, ich stehe zu meiner Freundschaft mit dir!"
Atheistische Bemerkung: Das sagt meinereiner auch immer, eine gläubige Oma ist die größte Gefahr für eine Tradierung der Religion in der Familie. Meinereiner wurde großmütterlich nicht religiös belästigt und von den Eltern religionsfrei und religionskritisch erzogen, wie jeder Mensch wurde ich atheistisch geboren, jedoch blieb ich es auch. In den damaligen Zeiten gab's aber im ländlich-dörflichen Bereich noch keine Religionsfreiheit als Freiheit von Religion, auch Ungläubige mussten infolge des gesellschaftlichen Drucks katholisch bleiben und ihre Kinder taufen lassen und in den Religionsunterricht schicken, Religion war Schicksal, der Psychoterror der christkatholischen Religion war allgegenwärtig! Zwölf Jahre Religionsunterricht, also wöchentlich jeweils zwei Stunden Hände falten und Goschen halten, haben mir keinen Glauben eingeimpft, sondern eine bis heute anhaltende Wut darüber! Der bischöfliche Vorschlag, sich einen unsichtbaren Freund Jesus, also eine Art religiöse Variante des Freundes Harvey, einem zwei Meter großen, unsichtbaren, weißen Hasen aus dem Theaterstück "Mein Freund Harvey" von Mary Chase zu halten, braucht eine alleingelassene Seele (dafür sehr geeignet: zölibatäre Geistliche) und sicherlich auch einen Minderwertigkeitskomplex, unsereiner kommt ohne Jesus&Harvey aus und natürlich auch nicht auf die irre Idee, dass irgendwas fehlen würde.

Mein Freund Harvey, verfilmt in den 1950ern mit James Stewart, die beiden auf einem damaligen Gemälde...

Schwaderlapp: An dritter Stelle Klarheit: Jugendliche können durchaus mit Forderungen umgehen, wenn diese klar und transparent sind. So gehört es fraglos zum Heranwachsen, in die Schule zu gehen. Und es ist Jugendlichen auch offensichtlich, dass sie nur weiterkommen, wenn sie ihre Unlust überwinden und vor Prüfungen lernen. Jugendliche erfahren auch, wenn sie sportlich unterwegs sind oder musikalisch, dass dazu eben regelmäßiges Trainieren beziehungsweise Üben gehört - auch dann, wenn die Lust mal gerade nicht da sein sollte. Die Sonntagsmesse gehört zum Wochenrhythmus selbstverständlich dazu. Sie unterliegt ebenso wenig der Frage der "Lust" wie der Gang in die Schule oder ähnliches. Hilfreich ist darüber hinaus, wenn man den Messbesuch mit einem positiven Erlebnis verbindet. So ist es gut, wenn man sich mit einer befreundeten Familie zur Messe verabredet und damit auch Gleichaltrige dabei sind. Und vielleicht ergibt sich auch hier und da mal die Gelegenheit, dann anschließend gemeinsam etwas zu unternehmen. So wird deutlich: Frömmigkeit und Geselligkeit gehören zusammen.
Atheistische Bemerkung: Punkt 3 versucht er es mit familiären Terror, die Kinder und Jugendlichen müssen eben müssen, weil das so sein muss! Zur "Messe" darum die Anmerkung: dieses Wort kommt vom Schlusssatz der früheren lateinischen Messe, der Pfarrer sagte "ite, missa est", das bedeutet "geht, (ihr) seid entlassen". Das wurde offenbar als die wesentliche Frohbotschaft der ganzen Veranstaltung wahrgenommen und aus dem Entlassensein wurde das Lehnwort "Messe" für die ganze Veranstaltung! Mit Lust ist offenbar die Mehrheit der Leute nie in die Kirche gegangen, speziell in den Zeiten, wo der Messbesuch noch Pflicht war! Seinerzeit lief Lustgewinn an der Sonntagsmesse sehr oft so ab: Frauen und Kinder gingen in die Kirche, die Männer zum Frühschoppen. Zum Wochenrhythmus gehört die Sonntagsmesse nur noch für eine Minderheit der Kirchenmitglieder und in der jetzt heranwachsenden Generation werden das deutlich noch weniger sein, speziell wohl auch, wenn sie jetzt von den Eltern oder Großeltern zum Kirchgang gezwungen werden, dagegen kann kein Bischof was tun!

Schwaderlapp: Eine Bitte an Eltern, Großeltern und Paten habe ich darüber hinaus: Nehmen sie ihre Kinder, Enkel - und Patenkinder buchstäblich mit ins Gebet. Und lassen sie damit nicht locker. Es wird nicht umsonst sein.
Atheistische Bemerkung: Aha, wie meint er das jetzt, der Herr Schwaderlapp? Sollen die Kinder zum Mitbeten gezwungen werden oder sollen Eltern, Großeltern und Paten darum beten, dass die Kinder fromm werden oder fromm bleiben?  Und das ist dann nicht umsonst, weil Gott hilft? Es darf gelacht werden. Und wenn die erste Variante gemeint ist, dann ist das nicht umsonst, weil das verscheucht sicher mehr Leute als davon erfolgreich religionsfreundlich gehirngewaschen werden...