Es antwortete der Kölner Weihbischof Dominikus Schwaderlapp:
Für
viele Eltern, Großeltern und Paten ist diese Frage bedrängend und
zum Teil bedrückend.
Atheistische Bemerkung: Aha, es sind "viele",
die von dieser Frage bedrückt werden. Da aber die regelmäßig
am Sonntag in die Kirche gehenden Mitglieder der katholischen Kirche selber
nur eine Randschicht sind, von 23,8 Millionen Kirchenmitgliedern in der BRD
gehen nach eigenen Angaben bloß noch 2,5 Millionen, rund 90 % der Kirchenmitglieder
bewegt diese Frage nicht, weil sie selber nicht in die Kirche gehen.
Schwaderlapp:
Folgende Stichworte scheinen mir in diesem Zusammenhang wichtig - an erster
Stelle das Vorbild: Kinder und Jugendliche lassen sich nicht täuschen.
Sie spüren und erfassen, was Herzensanliegen der Eltern sind und was nicht.
Sie spüren, ob man ihnen in der Erziehung etwas gibt oder sich selbst.
So spüren eben auch Kinder und Jugendliche, ob die heilige Messe wirklich
die Grundlage für das Glaubensleben der Eltern ist. Die beste Pädagogik
ist das Vorleben. Kein Sonntag ohne Messe, ob in Schul- oder Ferienzeit, ob
zu Hause oder auf Reisen, ob die heilige Messe in der eigenen Kirche oder im
Nachbarort gefeiert wird.
Atheistische Bemerkung: Das ist ein Widerspruch
in sich, wie viele Familien wird es geben, wo die Eltern nicht in die Kirche
gehen, aber die Kinder zum Kirchgang anhalten? In der Regel wird es wohl maximal
so sein, dass noch eine alte Oma lebt, die sonntags in die Kirche geht, die
Eltern vielleicht meinen, die Kindern sollten auch gehen, damit sich die Oma
freut. Eine sektenhaft organisierte Familie wird ohnehin das machen, was der
Schwaderlapp vorschlägt!
Schwaderlapp: Die Botschaft: Für
die Eucharistie lohnt es sich, Mühen auf sich zu nehmen - und zwar unabhängig
davon, ob die Predigt gut und die Lieder schön sind. Christus schenkt sich
uns dort. Das ist das Entscheidende! Damit legen Eltern ihren Kindern ein Fundament,
auf das sie immer zurückkehren können.
Atheistische Bemerkung:
Da gibt es wohl auch unter den praktizierenden Katholiken eine weite Spannbreite:
von solchen wie sie der Bischof beschreibt, bis zu denen, die aus Tradition,
aus dem Gefühl der Zugehörigkeit sonntags zur Kirche gehen, den lieben
Jesus in Hostienform zu schlucken, ist nicht unbedingt bei allen Kirchengehern
ein zentraler Punkt im Lebensalltag.
Schwaderlapp: An zweiter
Stelle die Freundschaft: Für Jugendliche sind oft die Großeltern
von besonderer Bedeutung. Nicht selten ist gerade in der Pubertät das Verhältnis
zu den Großeltern viel entspannter als das zu den Eltern. Wenn Großeltern
einen "guten Draht" zu ihren Enkeln haben, können sie wertvolle
Helfer sein. Das gilt auch für die Paten und andere Verwandte. Wenn Jugendliche
Vertrauen haben, sind sie auch bereit, etwas anzunehmen. Wo könnte man
bei einem solchen Gespräch ansetzen? Vorschlag: bei der Freundschaft mit
Christus. Christus sucht die Freundschaft zu dir und zu mir. In diese Freundschaft
investiert er alles. Wenn du diese Freundschaft annimmst, bist du der Beschenkte.
Zur Freundschaft gehört, dass ich zu ihr stehe, auch wenn ich mal keine
Lust zu ihr habe. Sonntags zur heiligen Messe zu gehen, auch wenn ich mal keine
Lust habe, bekennt: "Ja, Christus, ich stehe zu meiner Freundschaft mit
dir!"
Atheistische Bemerkung: Das sagt meinereiner auch immer,
eine gläubige Oma ist die größte Gefahr für eine Tradierung
der Religion in der Familie. Meinereiner wurde großmütterlich nicht
religiös belästigt und von den Eltern religionsfrei und religionskritisch
erzogen, wie jeder Mensch wurde ich atheistisch geboren, jedoch blieb ich es
auch. In den damaligen Zeiten gab's aber im ländlich-dörflichen Bereich
noch keine Religionsfreiheit als Freiheit von Religion, auch Ungläubige
mussten infolge des gesellschaftlichen Drucks katholisch bleiben und ihre Kinder
taufen lassen und in den Religionsunterricht schicken, Religion war Schicksal,
der Psychoterror der christkatholischen Religion war allgegenwärtig! Zwölf
Jahre Religionsunterricht, also wöchentlich jeweils zwei Stunden Hände
falten und Goschen halten, haben mir keinen Glauben eingeimpft, sondern eine
bis heute anhaltende Wut darüber! Der bischöfliche Vorschlag, sich
einen unsichtbaren Freund Jesus, also eine Art religiöse Variante des Freundes
Harvey, einem zwei Meter großen, unsichtbaren, weißen Hasen aus
dem Theaterstück "Mein Freund Harvey" von Mary Chase zu halten,
braucht eine alleingelassene Seele (dafür sehr geeignet: zölibatäre
Geistliche) und sicherlich auch einen Minderwertigkeitskomplex, unsereiner kommt
ohne Jesus&Harvey aus und natürlich auch nicht auf die irre Idee, dass
irgendwas fehlen würde.
Mein
Freund Harvey, verfilmt in den 1950ern mit James Stewart, die beiden auf einem
damaligen Gemälde...
Schwaderlapp: An dritter Stelle Klarheit:
Jugendliche können durchaus mit Forderungen umgehen, wenn diese klar und
transparent sind. So gehört es fraglos zum Heranwachsen, in die Schule
zu gehen. Und es ist Jugendlichen auch offensichtlich, dass sie nur weiterkommen,
wenn sie ihre Unlust überwinden und vor Prüfungen lernen. Jugendliche
erfahren auch, wenn sie sportlich unterwegs sind oder musikalisch, dass dazu
eben regelmäßiges Trainieren beziehungsweise Üben gehört
- auch dann, wenn die Lust mal gerade nicht da sein sollte. Die Sonntagsmesse
gehört zum Wochenrhythmus selbstverständlich dazu. Sie unterliegt
ebenso wenig der Frage der "Lust" wie der Gang in die Schule oder
ähnliches. Hilfreich ist darüber hinaus, wenn man den Messbesuch mit
einem positiven Erlebnis verbindet. So ist es gut, wenn man sich mit einer befreundeten
Familie zur Messe verabredet und damit auch Gleichaltrige dabei sind. Und vielleicht
ergibt sich auch hier und da mal die Gelegenheit, dann anschließend gemeinsam
etwas zu unternehmen. So wird deutlich: Frömmigkeit und Geselligkeit gehören
zusammen.
Atheistische Bemerkung: Punkt 3 versucht er es mit familiären
Terror, die Kinder und Jugendlichen müssen eben müssen, weil das so
sein muss! Zur "Messe" darum die Anmerkung: dieses Wort kommt vom
Schlusssatz der früheren lateinischen Messe, der Pfarrer sagte "ite,
missa est", das bedeutet "geht, (ihr) seid entlassen". Das wurde
offenbar als die wesentliche Frohbotschaft der ganzen Veranstaltung wahrgenommen
und aus dem Entlassensein wurde das Lehnwort "Messe" für die
ganze Veranstaltung! Mit Lust ist offenbar die Mehrheit der Leute nie in die
Kirche gegangen, speziell in den Zeiten, wo der Messbesuch noch Pflicht war!
Seinerzeit lief Lustgewinn an der Sonntagsmesse sehr oft so ab: Frauen und Kinder
gingen in die Kirche, die Männer zum Frühschoppen. Zum Wochenrhythmus
gehört die Sonntagsmesse nur noch für eine Minderheit der Kirchenmitglieder
und in der jetzt heranwachsenden Generation werden das deutlich noch weniger
sein, speziell wohl auch, wenn sie jetzt von den Eltern oder Großeltern
zum Kirchgang gezwungen werden, dagegen kann kein Bischof was tun!
Schwaderlapp:
Eine Bitte an Eltern, Großeltern und Paten habe ich darüber hinaus:
Nehmen sie ihre Kinder, Enkel - und Patenkinder buchstäblich mit ins Gebet.
Und lassen sie damit nicht locker. Es wird nicht umsonst sein.
Atheistische
Bemerkung: Aha, wie meint er das jetzt, der Herr Schwaderlapp? Sollen die
Kinder zum Mitbeten gezwungen werden oder sollen Eltern, Großeltern und
Paten darum beten, dass die Kinder fromm werden oder fromm bleiben? Und
das ist dann nicht umsonst, weil Gott hilft? Es darf gelacht werden. Und wenn
die erste Variante gemeint ist, dann ist das nicht umsonst, weil das verscheucht
sicher mehr Leute als davon erfolgreich religionsfreundlich gehirngewaschen
werden...