Hier der Schnitt der letzten aktuellen drei veröffentlichten Umfragen
(13., 14., 17.8.) zur Nationalratswahl in zwei Monaten am 15.10.2017:
Gerundet
auf ganze Prozent liegt die ÖVP bei 33% (gegenüber der Nationalratswahl
2013 ein Plus von 9%), die SPÖ bei 24% (minus 2,8%), die FPÖ ebenfalls
bei 24% (plus 3,5%), die Grünen bei 6% (minus 6,4%), die Liste Peter Pilz
ebenfalls bei 6 Prozent (neu), die NEOS bei 5% (gleich).
Der Schlaukopf
Sebastian Kurz hat mit der Übernahme der ÖVP unter seine Alleinverwaltung
freie Hand und er hat ein Gespür für Stimmungen, er weiß was
die Masse der Leute in politisch heiklen Bereichen will und nicht will und richtet
sich danach.
Im Vergleich zu April/Mai 2017 vor der Installierung von
Kurz als neuen ÖVP-Häuptling sah die Lage so aus: die SPÖ lag
bei 28%, die FPÖ bei 31%, die ÖVP bei 22%, die Grünen bei 10%
und die NEOS bei 6%, im Dezember 2016 war die Verteilung so gewesen: SPÖ
27%, FPÖ 33%, ÖVP 20%, Grüne 12%, NEOS 6%, im Sommer 2016 hatte
die FPÖ ihre hohe Zeit mit 35%, die SPÖ lag bei 25%, die ÖVP
bei 19%, die Grünen bei 12% und die NEOS bei 6%.
Zu den jeweiligen
Höchst- und Tiefständen: Die SPÖ hatte ein Hoch von 28% und liegt
nun mit 24% um 4% tiefer, die FPÖ mit jetzt auch 24% um 11% niedriger,
die ÖVP erhob sich von einem Tief mit 19% auf 33%, die Grünen fielen
von 12 auf nunmehr 6%, die NEOS lagen meist bei den aktuellen 6%.
Hier
diese Zahlen zusammengefasst:
Was
sieht man? Objektive und subjektive Faktoren zeigen ihre Auswirkungen. Das
Jahr 2015 mit der Asylkatastrophe ließ die Proteststimmen in Richtung
FPÖ emporschießen, beinahe hätte die FPÖ 2016 die Bundespräsidentenwahl
gewonnen, weil speziell frustrierte SPÖ-Wähler ihren Zorn auf die
einstige Arbeiterpartei SPÖ durch FPÖ-Stimmen abließen. Besonders
der gefühlte Widerspruch zwischen ihrer eigenen Situation in der Gesellschaft
und der gepredigten Wohltätermoral erregte die Massen: sie erleben seit
Jahren, dass sich praktisch niemand mehr auf wahrnehmbare Weise für sie
einsetzte, reale Lohnerhöhungen gab's seit zwanzig Jahren praktisch nimmer,
der ständig steigende Arbeitsdruck, das war alles kein politisches Thema,
aber es wurde sozusagen zur allgemeinen Bürgerpflicht, die Welt retten
zu müssen.
Diese vom wohlsituierten Bildungsbürgertum verordnete
Weltsichten trieben der FPÖ massenhaft Stimmen zu.
Allerdings
war die FPÖ wahrnehmungsmäßig und praktisch völlig überfordert,
sie verstand gar nicht, warum große Teile dieser Stimmenumverteilungen
tatsächlich erfolgten, nämlich nicht aus Liebe zur FPÖ, sondern
aus Wut über die SPÖ (und stellenweise auch über die ÖVP).
Die FPÖ machte nicht den geringsten Versuch, irgendwas für die Interessen
der neuen Wähler zu tun, die ÖVP übernahm jedoch den so sehr
verpönten Populismus, Kurz erkannte, dass man dem Rechtspopulismus keinen
Unpopulismus entgegensetzen durfte, weil man dadurch defakto bloß
als Werber für die FPÖ agierte, er befasste sich daher mit den als
populistisch betitelten Bereichen und trat vor allem als Eindämmer der
Massenzuwanderung in Erscheinung. Die weitgehende Schließung der Balkanroute
war sein Verdienst und da die FPÖ es verabsäumte, ihre Rolle als anstiftender
Kritiker der Situation 2015/16 zu propagieren, gewann Kurz den großen
Preis für populäre Politik, 14% plus vom Sommer 2016 bis Sommer 2017,
offenbar waren davon elf Prozent von der FPÖ. Die politische Linke meldete
sich auch wieder: Peter Pilz mit seiner Liste wird nicht nur die Hälfte
der grünen Stimmen abkassieren, sondern auch von der SPÖ was gewinnen
können. Für die SPÖ ist die Wahl wohl bereits verloren und für
die ÖVP gewonnen.
Die Grünen haben vorgeführt, was
Unpopulismus ist, der Absturz begann im April mit dem Sager des Bundespräsidenten
von der solidarischen Kopftuchpflicht für alle Frauen, da verabschiedete
sich gleich knapp ein Drittel und nun arbeitet die völlig weltfremde Parteiführung
daran, vielleicht auch noch unter die Vier-Prozent-Klausel zu kriechen, wenn
so weitergemacht wird wie bisher, schaffen die Grünen das! Weil zuerst
kommt die grüne Moral und dann kommt nix mehr.
Zusammenfassend
noch einmal: Kurz ist bauernschlau und weiß was vielen Leuten wehtut,
die SPÖ probiert zurzeit ansatzweise, sich an die so ferne sozialdemokratische
Vergangenheit zu erinnern, die FPÖ kennt sich nicht so recht aus, warum
wurden Stimmen gewonnen und dann wieder verloren? Die Grünen leben irgendwo
über den Sternen und wissen nicht, was real und was nur moralisch ist,
Peter Pilz versucht linkspopulistisch zu sein, was offenbar schon vorauseilenden
Erfolg zeigt, weil gesagt & getan hat er derweilen noch nicht viel...