Noch ein denkfreier Sozialdemokrat

Aus idea.de vom 12.9.2017: "Das Christentum ist eine der wichtigsten Wurzeln der Sozialdemokratie." Davon ist der Vorsitzende der SPD-Fraktion im Deutschen Bundestag, Thomas Oppermann (Göttingen), überzeugt. Die Orientierung an Nächstenliebe, Frieden und gewaltfreier Konfliktlösung hätten Christen und Sozialdemokraten gemeinsam, sagte er in einem Interview mit der Evangelischen Nachrichtenagentur idea. Für den gesellschaftlichen Zusammenhalt sei die Arbeit der Kirchen von kaum zu überschätzender Bedeutung. Mit ihrer Sinnstiftung sowie Diakonie und Caritas gehörten die Kirchen neben Parteien und Gewerkschaften zu den Institutionen, die die Gesellschaft zusammenhielten. Allerdings habe die SPD lange Zeit gegen Staat, Kirche und Kapital für demokratische Rechte kämpfen müssen. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg sei ein enges Verhältnis zwischen Sozialdemokratie und protestantischer Kirche gewachsen. Oppermann gehört der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers an. Ein regelmäßiger Kirchgänger sei er aber nicht: "Ich bin Christ aus Dankbarkeit für das Leben und die Schöpfung und in Demut vor dem göttlichen Universum und dem, was die Welt im Innersten zusammenhält." (..)

Aha, das weiß der Oppermann doch noch, dass die SPD für demokratische Rechte lange Zeit auch gegen die Kirche hat kämpfen musste. Bezeichnend dazu, dass er offenbar überzeugt ist, jetzt nicht mehr gegen das Kapital kämpfen zu müssen, im Neoliberalismus gibt's nur noch den Klassenkampf von oben nach unten, aber auch das weiß der Vorsitzende der SPD-Fraktion nicht!

Und dass die Kirchen an Nächstenliebe, Frieden und gewaltfreien Lösungen orientiert waren? Wo lebt der Oppermann?
In Sankt Wolkenkuckucksheim? Keine Ahnung von Geschichte? Nie was davon gehört, wie die christkatholische Kirche gewalttätig ihre Gegner verfolgt hat? Zwangstaufen, Ketzerverfolgungen, Hexenverfolgungen, nie davon gehört? Der Oppermann hat wohl die falsche Baumschule besucht! Im Dreißigjährigen Krieg haben die katholischen und protestantischen Mächte proportional zu der damaligen Einwohnerzahl den Tod von mehr Menschen verursacht als es in den Weltkriegen gab! Aber die Sozialdemokratie hat aus der Kirchengeschichte die Gewaltfreiheit gelernt! Und die Nächstenliebe? War es durch die Geschichte nicht Kirchenprinzip? "Willst du nicht mein Nächster sein, dann schlag ich dir den Schädel ein!"

Dass es die christlichen Parteien waren und sind, die die Interessen des Kapitals vertreten, das weiß der Oppermann auch nimmer. Aber das ist inzwischen in der politischen Praxis sowieso egal, weil dass es auch Interessen der arbeitenden Bevölkerung gibt, daran erinnert sich die Sozialdemokratie schon länger nimmer, auch in der BRD gibt's schon länger keine Reallohnerhöhungen mehr, aber gesamtgesellschaftliche christliche Liebe zu den Konzernen, das haben Sozialdemokraten von den christlichen Parteien gelernt!

Und natürlich jubelt der denkfreie Obersozialdemokrat über Diakonie und Caritas und deren Wohltaten für die Menschen. Dass das alles mit fremden Geldern, also mit ein bisschen christlichen Spenden und sehr vielen öffentlichen Geldern, aber ohne Kirchengelder finanziert wird weiß er natürlich nicht. Und so schleimt er sich eineinhalb Wochen vor den Bundestagswahlen am 24.9.2017 bei den vermeintlichen Riesenmassen von aktiven Christen hinein. Weil dass mehr als ein Drittel der deutschen Bevölkerung konfessionslos ist und um die 90 % der Kirchenmitglieder ihre Religion gar nimmer praktizieren, das weiß er natürlich auch nicht.

Man kann CDU/CSU zu solchen Sozialdemokraten wie Schulz und Oppermann nur gratulieren, die vertreiben Wähler, statt sich um Wähler umzuschauen!