Der erste SIGAR-Bericht
(10 MB!!) überhaupt, der sich mit den Lehren aus 15 Jahren Afghanistan-Einsatz
beschäftigt.
Das Ergebnis ist ernüchternd. Aber keine Überraschung
für diejenigen, die die Lage vor Ort kennen. Und realistisch einschätzen.:
Bis auf die Afghan Special Forces (Ktah Khas) sind die übrigen afghanischen
Sicherheitskräfte nicht in der Lage, genügend militärische Schlagkraft
zu entwickeln, um Taliban und dschihadistische Kräfte offensiv und
erfolgreich zu bekämpfen.
Vielmehr besitzen die Afghan National Defense and Security Forces (ANDSF), bis
auf die urbanen Gegenden Afghanistans, gar nicht die militärische Stärke,
um in den Provinzen offensiv vorzugehen, da etwa die Afghan National Army (ANA)
von 2013 - 2016 jeden dritten Soldaten verloren hat. Zudem bestehen keine engen
Vertrauensverbindungen zwischen der afghanischen Bevölkerung und den ANDSF,
die als korrupt gelten, womit die ANDSF gar nicht als Schutzmacht anerkannt
werden.
Damit konnten
sich die Taliban und andere dschihadistische Kräfte seit Jahren in den
Provinzen ungestört ausbreiten.
Derzeit besitzen die Taliban und dschihadistische Kräfte in Afghanistan
die Kontrolle über 41 Provinzen. 118 Provinzen sind umkämpft. Und
bei 24 Provinzen ist nicht geklärt, ob die Taliban dort die Kontrolle besitzen.
Das bedeutet, rund 45% der Provinzen in Afghanistan sind für die afghanische
Regierung verloren oder derzeit umkämpft.'
Damit wird der Konflikt in Afghanistan, ungemindert und ungehindert von den
afghanischen Sicherheitskräften, weitergehen, bis Taliban und dschihadistische
Kräfte die meisten Provinzen unter ihre Kontrolle gebracht haben, während
die schwache afghanische Regierung nur noch die Umgebung von Kabul unter ihre
Kontrolle behalten wird. Und das auch nur mit Hilfe westlicher Truppen und "privater
Dienstleister" (Söldner).
Was ein altbekannter Zustand ist, da bislang in der Historie Afghanistans keine
Regierung eine fest verankerte und von der Landbevölkerung anerkannte Autorität
in den Provinzen besessen hat.
SIGAR fordert langfristige Strategien, was bedeutet, die westlichen Mächte
müssen wieder mehr Geld und noch mehr eigene militärische Kräfte
nach Afghanistan entsenden. So wie es die Vereinigten Staaten vorgemacht haben.
Zwei
Fragen stellen sich damit.:
Welches westliche Land will in den "vergessenen Krieg Afghanistan"
noch über Jahrzehnte intervenieren, da dieser Konflikt schon mit Beginn
Ende 2001, nach militärischen Maßstäben, aufgrund vollkommen
falscher Strategien, gescheitert ist?
Und auch nie zu gewinnen war, weil man sich viel zu wenig und viel zu kurz engagiert
hat?