Volles Haus und buntes Programm im Gasteig
Die Laudatio vor 130 Gästen im bis auf den letzten Platz gefüllten
Carl-Amery-Saal hielt der langjährige Stern-Karikaturist Gerhard
Haderer. Er dankte Held und Schmidt-Salomon dafür, dass sie "seit über
20 Jahren unermüdlich für unsere offene Gesellschaft und für die
Freiheit des Geistes kämpfen."
Für launige Unterhaltung sorgten der Kabarettist HG Butzko und die bfg all stars.
Butzko unterschied in seiner kabarettistischen Einlage zwischen
Religiosität und Religion: "Religiosität ist eine Privatsache,
ermöglicht dem Einzelnen eine Beziehung zum Ganzen. Wer's braucht,
Supersache! Religionen, das sind Kartelle zur Durchsetzung von
Machtansprüchen. (...) Und der Machtanspruch von Religionen, das ist das
Problem auf unseren Planeten," sagte Butzko, sieht aber das
gundsätzliche Problem woanders: "Von mir aus können Religionen so viel
Macht beanspruchen wie sie wollen. Das Problem ist eine Politik, die vor
den Machtansprüchen von Religionen einknickt."
Natürlich kamen auch die Preisträger zu Wort. Dabei zeigten Elke Held
und Michael Schmidt-Salomon, worum es bei der Stärkung der Kunst- und
Meinungsfreiheit geht: "Man darf sich niemals einschüchtern lassen von
dieser 'Internationalen der beleidigen Leberwürste'. Denn der religiöse
Terror lebt einzig und allein von der virtuellen Angst, die er
produziert." Ihr Fazit lautet daher: "Fürchtet Euch nicht!"
Die Veranstaltung endete mit einem geselligen Beisammensein rund um ein kleines Schmankerlbuffet. Die Laudatio und die Rede der Preisträger haben wir zum Nachhören online gestellt.
Hintergrund der Veranstaltung
Nach dem Terroranschlag auf die Redaktion der Satirezeitschrift Charlie Hebdo am 7. Januar 2015 machte sich die Welt Gedanken über religiöse Karikaturen und Meinungsfreiheit. In den (sozialen) Medien wurde diskutiert, inwieweit die Anschläge auch mit Glaube und Religion zu tun haben, und ob Religionen und Kirchen überhaupt verspottet werden dürfen. "Der Jahrestag des Anschlags ist ein trauriger Anlass, diese Fragen erneut zur Diskussion zu stellen. Denn noch immer müssen wir mit ansehen, wie Künstler von Staats wegen und von religiösen Eiferern eingeschüchtert und von Letzteren gar mit dem Tod bedroht werden, weil sie es wagen, sich mit religiösen Glaubensvorstellungen kritisch zu befassen, oder sich darüber sogar lustig machen," gab Tammelleo zu Bedenken.
Kunstpreis "Der Freche Mario"
Obwohl die Kunstfreiheit laut Art. 5 Abs. 3 GG ein Grundrecht ist,
müssen Karikaturisten und andere Kunstschaffende in Deutschland noch
immer den sog. Blasphemie-Paragrafen, § 166 STGb, fürchten. Die
Forderung nach Abschaffung des § 166 unterstreicht der bfg München seit
2008 mit der alle zwei Jahre stattfindenden Ausschreibung des
Kunstpreises Der Freche Mario, der alle Künstler ermutigen möchte, sich
mit den sog. ewig währenden religiösen Wahrheiten und Autoritäten zu
befassen. Er zeichnet Kunstwerke aus, die sich mit Glauben und Religion,
Kirche und Klerus auseinandersetzen.
Der Freche Mario wird auch in der inzwischen sechsten Ausschreibung
finanziert und organisiert vom bfg München, der Kulturbühne Hinterhalt,
der Galerie der Kirchenkritik, 84 GHz - Raum für Gestaltung und
der Giordano Bruno Stiftung. Die neue Ausschreibung für den Frechen
Mario 2018 beginnt an Karfreitag, 30. März 2018, und endet an
Allerheiligen, 1. November 2018.