2012 hatten sich 67 % der Bevölkerung für diese Trennung ausgesprochen,
vor allem ging es darum, die staatliche Finanzierung der katholischen Kirche
einzustellen. 2015 wurde ein vorläufiges Grundabkommen unterzeichnet, zum
Schulbeginn 2016 gab es einen wichtigen Schritt: der Religionsunterricht wurde
abgeschafft.
Nun wurde zu dieser Trennung der letzte Akt gesetzt, es
ging um die "Kirchenfabriken", die nun in einen Fonds eingegliedert
werden, der hinkünftig deren Aufgaben übernimmt. Diese Kirchenfabriken
haben keine Waren produziert, sie waren für das Finanzgebaren der Kirchen
und Pfarren zuständig und der Staat musste im Wege der Gemeinden für
die Abdeckung des Defizits dieser "Fabriken" sorgen.
Die Einrichtung
der Kirchenfabriken ging auf einen Erlass Napoleons von 1809 zurück, es
wurde damit bestimmt, dass der Staat die Besoldung des Klerus sowie den Unterhalt
der Kultgebäude (Kirchen, Klöster, etc.) übernimmt und die Verwaltung
dieses Besitzes von den jeweiligen Kirchenfabriken geleistet wird. Als Luxemburg
sich 1815 von Frankreich abtrennte, blieb diese Art der Organisation erhalten.
Nun
beschloss das luxemburgische Parlament am 17.1.2018 die Abschaffung der Kirchenfabriken.
Das Vermögen der 285 Kirchenfabriken und die Kirchengebäude werden
in den geplanten Kirchenfonds überführt, der ebenfalls durch das neue
Gesetz geschaffen wird. Der Fonds wird zukünftig vom Bistum dezentral verwaltet.
In drei Anhängen zum Gesetz werden die Besitzverhältnisse der Sakralbauten
geregelt. Das Gesetz wird drei Monate nach der Veröffentlichung im Amtsblatt
in Kraft treten und die katholische Kirche und das Erzbistum endlich in die
Pflicht genommen, ihren finanziellen Verpflichtung nachzukommen und die Gemeinden
zu entlasten.
Die katholische Kirche sieht die Maßnahmen als
Feldzug gegen die freie Religionsausübung und ist dabei, juristisch dagegen
vorzugehen, 90% aller Kirchenfabriken haben bereist entsprechende Schritte
gesetzt. Zu Ende ist der Weg in die organisierte Säkularität darum
wohl noch nicht.
In Österreich hatte seinerzeit der aufgeklärte
Absolutist Joseph II. ähnliche Maßnahmen getroffen, er wies 1782
um die 800 unproduktive Klöster (also solche wo nur gebetet wurde) in einen
Fonds ein und dieser Fonds finanzierte bis ins 20. Jahrhundert hinein die kirchlichen
Ausgaben, er war durch die Nachkriegsinflation stark geschädigt worden,
nach dem "Anschluss" an Nazi-Deutschland wurde er 1938 aufgelöst
und als Ersatz das deutsche Kirchensteuersystem auch in Österreich eingeführt,
das auch nach 1945 erhalten blieb. Aber wer das heute noch zahlt, ist selber
schuld!
Gegenüber Luxemburg hat Österreich nun einen
Aufholbedarf: Warum in den öffentlichen Schulen auf Kosten der Allgemeinheit
der kirchliche Nachwuchs religiös ausgebildet wird, ist und bleibt nicht
nachvollziehbar. Ein Ethiktunterricht in säkularer Form für alle könnte
ja auch religionsgeschichtliche Aspekte behandeln und ein konkreter Religionsunterricht
müsste dann eben von den Kirchen selber organisiert werden. Was einfach
zu bewältigen wäre, denn wie niedrig da die Nachfrage wäre, kann
man sich ja vorstellen...