Es ist recht unterhaltsam, wie sich manche Medien zu christlichen Festen
besonders christlich ausstaffieren wollen. Zwar war Ostern schon bei unseren
alten Vorfahren ein Frühlingsfest und Weihnachten hatte die Wintersonnenwende
als Vorläufer, aber die nachträgliche christliche Umtaufung dieser
Traditionen funktioniert noch, auch wenn sehr vielen Leuten die christliche
Prägung dieses verlängerten Wochenendes längst egal ist.
Die
Kronenzeitung ließ jedenfalls in der Ostersonntagsausgabe einen theologischen
Mediziner namens Huber das Christentum bejubeln ("wir Europäer
verdanken dem Christentum extrem viel"), auf dieser Site wurde der Huber
in der PDF "Leben vor der Geburt
& nach dem Tod" schon einmal vorgeführt.
Ein gewisser Christian
Hauenstein predigt auf der Seite vier der Sonntagskrone über "Die
Gnade des Glaubens". Denn nach seiner Meinung ist der religiöse
Glaube kein anerzogenes Element, sondern ein Geschenk vom Jesus, der mit seiner
Auferstehung Milliarden Christen rund um den Erdball Freude, Mut und Zuversicht
gab. Aber es sei nicht jedem Menschen gegeben, zu glauben. Als Beispiel führt
er dann den jüngst verstorbenen Atheisten Stephen Hawkins an und schreibt,
dieser "sagte ganz offen, er sei Atheist".
Der hat sich
was sich getraut, der Hawkins! Beim Dollfuß wär er dafür
ins Anhaltelager gekommen! Und der sagt das im 21. Jahrhundert ganz offen! Das
waren noch Zeiten als der Atheismus nicht öffentlich bekannt werden durfte!
Aber heute glauben in Österreich laut aktueller Umfrage nur noch 39 % an
den allmächtigen Gott! Das weiß der Hauenstein natürlich nicht,
weil er wahrscheinlich den STANDARD nicht liest und es die anderen 61 % eher
nicht laut sagen, dass sie an keine allmächtigen Götter glauben, weil
viele immer noch das Gefühl haben, das gehöre sich nicht. Darum
ist der Glaube in der Kronenzeitung irgendwie immer noch eine Art Bürgerpflicht!
Zumindest am Ostersonntag, an dem Tag, an dem jedes Jahr der Jesus wiederaufersteht!
Das
Boulevardblatt "Österreich" begeisterte sich über den vatikanischen
Franz:
Auf
einer Doppelseite gibt's dann eine Papstbejubelung, die sich mit Fakten nicht
allzu sehr belastet. Der Pop-Papst Franz hat die Kirche gerettet! Was u.a.
dadurch belegt werden soll, dass in Österreich die Kirchenaustritte zurückgegangen
und die Neubeitritte gestiegen wären. Im Schnitt traten in Österreich
von 2013 bis 2017 pro Jahr 54.909 Kirchenmitglieder aus, in der Hitparade der
Austritte seit 1995 belegte der Franz damit die Plätze 3 bis 7, die Plätze
1 und 2 hält der Ratzinger, das waren die Jahre der Austrittshochkonjunktur
wegen der aufgeflogenen Kinderschändungen 2010 und 2011! Und die aktuellen
Neueintritte werden wohl durch konvertierte Asylwerber gestiegen sein.
Dass
der jetzige Papst mit vatikanischen Eminenzen des öfteren auf Kriegsfuß
liegt, hat bisher zu keinen wesentlichen Änderungen geführt, all das,
was von Kirchenreformern gefordert wurde, wurde bisher nicht eingeführt,
es wurde weder die Diskriminierung der wiederverheirateten Geschiedenen abgeschafft,
noch im Zölibatsbereich irgendwas getan, von der Priesterweihe für
"viri probati" (lateinisch für "bewährte Männer"),
also für verheiratete vorbildliche Katholiken, redet er nicht. Und dass
sich mehr Menschen der Kirche zuwenden würden, ist maximal katholisches
Wunschdenken, aber nichts Reales, wie auch die oben schon erwähnte vom
STANDARD am 31.3. veröffentlichte Umfrage belegt:
seit 2014 ist der Glaube an die christlichen Glaubensgrundsätze von 35
auf 25 % zurückgegangen.
Auch der ORF-Bericht in der Zeit-im-Bild-1
am 1.4.2018 über die päpstliche Ostermesse schwärmte begeistert päpstlich,
der angeblich volle Petersplatz zeigte sich aber im Bericht als durchaus noch
platzhabend:
2014
waren es mehr Leute gewesen:
Und
die Quote der Seher der Fernsehübertragung des päpstlichen Ostersegens
"urbi et orbi" belief sich heuer auf 234.000, beim österlichen
Erstauftritt von Papst Franz waren es 386.000 gewesen, beim Letztauftritt vom
Ratzinger 241.000. Also auch hier keine anhaltenden päpstlichen Rekorde!
Es gibt in Österreich etwas über fünf Millionen katholische Kirchenmitglieder,
somit haben heuer knapp fünf Prozent zugeschaut, laut kircheneigenen Angaben
gehen rund elf Prozent der Kirchenmitglieder regelmäßig zur Sonntagsmesse,
aber der päpstliche Ostersegen interessiert nicht einmal die Hälfte
dieser elf Prozent, um zwölf Uhr sind schließlich die örtlichen
Sonntagsmessen schon vorbei.