ATIB im Machtkampf zwischen Milli Görüs und Moslembruderschaft

Efgani Dönmez am 19.04.2018 auf https://efganidoenmez.at/

Diese verstörenden Bilder aus einer ATIB-Moschee sind auf das Schärfste zu verurteilen. Eine Moschee ist ein Gebetshaus und keine Agitationsfläche für die politische Einflussnahme und den Missbrauch von Kindern für Kriegsszenen.

Diese Bilder sind den Medien aus dem Umfeld der Milli Görüs und Moslembruderschaft zugespielt worden und der Zeitpunkt ist gerade kein Zufall. Im Hintergrund läuft ein massiver Machtkampf zwischen der arabischen Moslembruderschaft gemeinsam mit dem türkischen Pendant der nationalistisch-islamistischen Milli Görüs gegen die ATIB. Aus dem Umfeld der Moslembruderschaft wurden die Bilder nach außen gespielt, um die ATIB zu schwächen und in Verruf zu bringen, damit Milli Görüs und Moslembruderschaft den Einfluss in der IGGÖ ausweiten und verfestigen können. Die ATIB ist unter den Islamvereinen noch der Einäugige unter den Blinden. Eine Schwächung der ATIB, trotz aller berechtigter Kritik wird das Problem nicht lösen, im Gegenteil sogar noch mehr verschärfen, denn Milli Görüs und die Moslembruderschaft sind viel reaktionärer, islamistischer in ihren Ansichten als ATIB.

Zugegeben, Märtyrerkult, Canakkale/Gallipoli-Mehmetcik-Feiern, Sehitler (Opfer/Märtyrer-Kult), Fahnen-Schwingerei mit und für Kinder etc. sind seit Juli 2015 besonders beliebt, erfreuten sich aber auch schon vorher zunehmender Popularität.




Auch die türkische Religionsbehörde (Diyanet) spielt dabei eine wesentliche Rolle! (Anmerkung artheisten-info: Dyanet war in Zeiten der säkularen Türkei - Atatürk und danach - das Amt, das den Islam unter staatlicher Aufsicht hielt, unter Erdogan ist es das Religionspropagandaministerium).

Doch die Schlacht von Canakkale/Gallipoli, Märtyrer-Spiele und Istklal-Marsch-Rezitation sind schon seit Jahren und Jahrzehnten Programm in Schulen und Kindergartengruppen in der Türkei. Man kann sogar zeitgenössische Soldatenkostüme für Kinder im Netz bestellen.

Und die wöchentlichen "Ne mutlu türküm diyene" – "Stolz Türke zu sein" - Fahnenappelle stammen aus einer säkularer Zeit und waren vor der AKP-Machtübernahme an Schulen und Kindergärten in der Türkei Standard.

Die Kinder in der Atib-Moschee "übten nicht in Militäruniformen", wie von manchen Medien behauptet, sondern spielten das in TR normale pädagogische Programm. Das halt in Ö nicht in der Schule, sondern bei der ATIB abläuft. Und das auch schon früher an anderen Orten üblich war!

Ohne Wissen um den Hintergrund schießt Herr Klenk vom Falter da mit "exerzieren in Tarnuniformen" und "posieren als Leichen" auch ein bissl daneben. Klar war Canakkale/Gallipoli eine "brutale Schlacht" Verteidigungsschlacht, gegen die Alliierten (Vereintes Königreich, Australien, Neuseeland, Frankreich), die auf Istanbul marschierten. Doch die damaligen Verbündeten des osmanischen Reiches war das Deutsche Reich sowie Österreich-Ungarn.

Den Kindern zum traditionellen Patriotismus jetzt auch noch die religiös befrachtete Sehitler (Opfer/Märtyrerkult) nahezubringen und sie zu instrumentalisieren, ist aktuelle türkische Staatsdoktrin. Aber da müssten sich Medien und Kritiker strukturell mit dieser Staatsdoktrin und ihren Ansprüchen und Auswirkungen auf die Diaspora auseinandersetzen, statt den dritten ATIB-Funktionär von rechts herzubeuteln. (Was soll Herr Memic sonst sagen, außer Entrüstung spielen. Die machen einfach ihren Job),… Das greift irgendwie zu kurz.

Die Bundesregierung wird geschlossen und mit allen rechtsstaatlichen Mitteln gegen diese Umtriebe vorgehen. Ein Ermittlungsverfahren wurde seitens des Kultusamtes in die Wege geleitet. Dies kann sogar bis hin zur Auflösung des Vereines durch den Bundeskanzler führen, wenn sich der Verdacht erhärtet, dass hier gegen das Islamgesetz 2015 verstoßen wurde. Das Innenministerium wird sich die Aufenthaltstitel der Betroffenen genau anschauen. Sollte sich die Annahme bestätigen, dass hier gegen die öffentliche Sicherheit, Ruhe und Ordnung verstoßen wurde, werden an aufenthaltsbeendigenden Maßnahmen gegen diese Personen kein Weg vorbeiführen. Ebenfalls werden die undurchsichtigen Finanzströme der Islamvereine genau unter die Lupe genommen.

Diese Maßnahmen richten sich nicht gegen die Muslime, nicht gegen die Türkei und nicht gegen die in Österreich aus der Türkei stammenden Mitbürger. Uns verbindet eine große gemeinsame Geschichte und wirtschaftliche sowie politische Beziehungen mit all ihren Höhen und Tiefen. Was wir auf gar keinen Fall mehr tolerieren werden, ist der politische Islam, samt seiner Ableger in Österreich, deren undurchsichtige Finanzierungen sowie das Abgleiten in Parallelgesellschaften und das Hereintragen der türkischen Innenpolitik nach Österreich. Wir differenzieren zwischen Islam und politischen Islam. Wir werden die überwiegende Mehrheit der Migranten, insbesondere die Muslime genau vor diesen Einflüssen schützen.

Quellen:
https://www.dailysabah.com/turkey/2018/04/17/erdogan-slams-western-countries-stoking-hatred-against-muslims
https://www.turkishminute.com/2018/04/17/opinion-erdogan-asks-muslim-minorities-to-dominate-rule-majority/