Kronenzeitungsliches zur Sozialdemokratie

Die österreichische Kronenzeitung ist das Blatt, das von der breiten Masse der Bevölkerung gelesen wird. Und man behandelt daher dort auch immer wieder politisch unkorrekte Themen, die diese Lesenkreise berühren, wie z.B. islamische Massenzuwanderungen. Aber man kann auch gesellschaftspolitisch konkret werden.

In der Ausgabe vom 1. Mai 2018 war auf Seite 2 das Ergebnis der "Frage des Tages" zu finden: "Wird Arbeit in Österreich noch ausreichend entlohnt?" Die Antworten lauteten: 17 % sagten "ja", 83 % sagten "nein".
Wie am 2.5. Medien zu entnehmen war, sind Konsumkredite 2018 gegenüber 2017 stark gestiegen, heuer haben gemäß einer Umfrage 22 % der Österreicher einen Konsumkredit laufen, 2017 waren es 16 % gewesen. Die Kontoüberziehungen liegen bei 16 %, voriges Jahr waren 12 %. Kreditkartenschulden haben 6 % (2017: 4 %) und Geld von Freunden oder Familienangehörigen haben sich 8 % (2017 7 %) geborgt. Als Ausweg dazu gibt's heuer nicht etwa endlich einmal wieder wahrnehmbare Reallohnerhöhungen, sondern Erleichterungen bei den Privatkonkursen.

In der Kronenzeitung vom 1. Mai befasste man sich mit dem "Tag der Arbeit", Claus Pándi schrieb über den SPÖ-Slogan "Zeit für mehr Solidarität" und den SPD-Slogan "Zeit für mehr Gerechtigkeit". Er stellte dazu fest: Die SPD hat die Wahlen verloren, die SPÖ hat die Wahlen verloren, Pándi nennt den SPÖ-Chef Kern einen unfreiwilligen "Wegbereiter für den Triumph der rechtskonservativen Koalition unter Sebastian Kurz". Und als Beispiel dafür führt er "die Überheblichkeit der intellektuellen Linken gegen über jenen, die sich vor Migranten fürchten" an.

Und dann wird er genau: "Ein anderer Grund liegt im planlosen Populismus der Sozialdemokraten nach der internationalen Finanzkrise. Alles wird besser, hatten sie damals versprochen. Sie boten Parolen gegen die Banker, gegen die Konzerne und gegen die Reichen. Um sich bald darauf mit den eben noch Verteufelten wieder zu arrangieren oder nach ihren Rücktritten gleich zu den seltsamsten Neu-Kapitalisten überzulaufen, um dort als Linker auch einmal richtig abzukassieren.
Das hat das Vertrauen in die Sozialdemokratie ausgehöhlt wie ein Maulwurf das Erdreich, bis der Garten in sich zusammenbricht.
Daher klingen die Sprüche von 'mehr Solidarität' und 'mehr Gerechtigkeit' heute auch so hohl. Keiner braucht jetzt mehr davon, sondern wir brauchten überhaupt Gerechtigkeit und Solidarität. Weniger vom mehr wäre also mehr.
So wie wir derzeit mehr denn je eine starke Sozialdemokratie brauchten."

Da staunt man! Genauso ist es! Die Kronenzeitung weiß das wohl aus dem einfachen Grund, weil das die Masse ihrer Leser betrifft, die SPÖ weiß es nicht, weil sie ja gar nimmer weiß, wozu sie seinerzeit gegründet wurde. 83 Prozent der Teilnehmer an der o.a. Kronenzeitungsfrage des Tages sehen sich nicht als ausreichend entlohnt. Was mit der diesbezüglichen Nichttätigkeit der SPÖ substanziell zusammenhängt.

Die FPÖ profitierte davon, massenhaft gaben frustrierte ehemalige SPÖ-Wähler der FPÖ ihre Proteststimme. In der FPÖ hat man die Ursachen dafür bis heute nicht begriffen und darum stoppte diese Wanderung von der SPÖ zur FPÖ etwas ab, was ein Verdienst der FPÖ und nicht der SPÖ war. Die Arbeiter als die am meisten von der aktuellen SPÖ-Politik Geschädigten, wählten jedoch auch jetzt bei der LTW in Salzburg zu 43 % FPÖ und nur zu 20 % SPÖ, 2013 hatten nur 32 % der Arbeiter die FPÖ gewählt und 22 % die SPÖ. Diese war wieder bei den Pensionisten die stärkste Partei, weil sich jene wohl noch an die Kreiskyzeit erinnern können, in der sich die SPÖ sozialdemokratisch betätigt hatte. Vielleicht hilft der obige Text aus der Krone manchen SPÖ-Funktionären ein bisschen beim Nachdenken, ob es nicht möglich sein sollte, sich wieder sozialdemokratisch zu betätigen und z.B. als Zielpublikum die 83 % nehmen, die ihre Löhne als unzureichend betrachten.

Den Artikel von Claus Pándi  könnte man dabei direkt für einen passenden sozialdemokratischen Slogan verwenden:

"Wir Sozialdemokraten sind für eine gerechte Welt und fordern daher ausreichende Löhne!"

Man kann wohl darauf wetten, dass das nicht passieren wird...